November 2006. Auf der schwedischen Schäreninsel Sandhamn verschwindet die 20-jährige Lina Rosèn spurlos, nachdem sie den Abend bei ihrer Freundin Luise verbracht hat. Umfangreiche Suchaktionen und die darauf folgenden Ermittlungen der Polizei bringen keinen Erfolg und während Linas Mutter lange Zeit hofft, dass ihrer Tochter nichts geschehen ist, gehen Kriminalkommissar Thomas Andreasson und sein Team völlig anderen Vermutungen nach. Durch die Aussage von Linas Freundin Luise hellhörig geworden, glauben sie schon bald an einen Selbstmord, werden aber nach einem grausigen Fund im Wald eines Besseren belehrt.

Sandhamn 1924. Immer wieder muss der kleine Thorwald erleben, was es heißt, einen bibeltreuen Vater zu haben. Ganz egal, ob er mit einem Schulfreund Äpfel stiehlt oder einfach nur versucht, den cholerischen Ausbrüchen seines Vaters zu entkommen. Stets wird er mit Schlägen bestraft oder muss grausam erdachte Erniedrigungen über sich ergehen lassen. Einzig und allein seine Schwester Kristina wird von den brutalen Misshandlungen verschont und sieht gemeinsam mit der Mutter dem nicht enden wollenden Martyrium zu.

"Die Toten von Sandhamn" ist der dritte Fall des schwedischen Kommissars Thomas Andreasson, der nach einem schweren Schicksalsschlag sein Leben als Single meistern muss. Von seiner Ehefrau Pernilla getrennt und mit dem Verlust seiner kleinen Tochter hadernd, gibt es für ihn kaum mehr als die Arbeit bei der Stockholmer Polizei. Deshalb stürzt er sich voller Elan in einen neuen Fall, der zur Überraschung aller Beteiligten eine überraschende Wendung nimmt. Aber nicht nur Andreasson wird von privaten Problemen verfolgt, auch seine Jugendfreundin Nora scheint das Glück nicht für sich gepachtet zu haben. Während der Geburtstagsfeier eines Freundes muss die Juristin erfahren, dass sich ihr Mann Hendrik in eine andere Frau verliebt hat. Wutentbrannt packt Nora ihre Koffer und reist mit beiden Söhnen ins Ferienhaus nach Sandhamn, wo sie zufällig auf Thomas Andreasson trifft. Denn ausgerechnet ihr Sohn ist es, der beim Spielen im Wald über einen Sack mit Leichenteilen stolpert und so die Ermittlungen erneut in Gang bringt.

Einfühlsam beschrieben und mit interessanten Figuren versehen, versteht es Viveca Sten eine Kriminalgeschichte zu erzählen, die wie aus dem Leben gegriffen ist. Dabei lässt es sich die schwedische Autorin nicht nehmen, zwei völlig unterschiedliche und darüber hinaus auch noch in verschiedenen Zeitebenen spielende Handlungsstränge nebeneinander ablaufen zu lassen, um sie später zu einem schicksalsträchtigen Finale zu verweben. Bis es aber soweit ist und die Geheimnisse aus der Vergangenheit vollständig gelüftet sind, wird der Hörer von dem Sprecher Stephan Schad über eine tief verschneite Schäreninsel geführt. Er erlebt eisige Stürme, aber auch die faszinierende Schönheit des Winters, lernt nette Menschen kennen, muss sich jedoch auch mit unredlichen Bewohnern herumschlagen und so wird er unweigerlich in eine Geschichte hineingezogen, die über Generationen hinweg ihr gefährliches Potential entwickelte.

Fazit:
Ein fesselndes Hörerlebnis, das mit einer sehr dichten Atmosphäre aufwarten kann und neben glaubwürdig dargestellten Figuren und einem vielfältigen Kriminalfall auch noch ausreichend Platz für Gefühle lässt. Deshalb eine klare Hörempfehlung.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.