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Fritz Leiber gilt neben Robert E. Howard und Michael Moorcock als wichtigster Vertreter der Sword & Sorcery. Sein Zyklus um die zwei brillanten Schwertkämpfer Fafhrd und den Grauen Mausling, die in der Welt Newhon (und vornehmlich in der Metropole Lankhmar) herumziehen, sich prügeln, durch die Schenken taumeln und allerlei Schurken ihre Klinge spüren lassen, ist nicht ohne Grund legendär - und war dennoch hierzulande viele Jahre lang vergriffen.
Dies hat sich endlich geändert, dank des kleinen, aber exquisiten Verlagshauses Edition Phantasia, welches seit einiger Zeit mit hochwertigen Veröffentlichungen aus dem phantastischen Genre von sich reden macht. Nun hat es sich die Edition Phantasia zur Aufgabe gemacht, die Abenteuer von Fafhrd und dem Grauen Mausling neu herauszugeben, und zwar in einer neuen Übersetzung und vor allem ungekürzt. Vier Bände wird die neue Ausgabe umfassen, und schon der erste Band "Der unheilige Gral" beeindruckt durch seine Gestaltung: ein broschiertes Taschenbuch mit einem Cover, das den Pulp-Charme der Leiberschen Welt sehr gut wiedergibt, einem interessanten Vorwort von Michael Moorcock, verschiedenen Vorbemerkungen von Leiber selbst sowie zwei erstmalig veröffentlichten Gedichten. So gewappnet kann der Leser sich zusammen mit Fafhrd und dem Grauen Mausling ins Abenteuer stürzen.
Die einzelnen Erzählungen sind jeweils zwischen dreißig bis fünfzig Seiten lang und zeigen alle Facetten von Leibers schriftstellerischem Können. In "Die Schneefrauen" wird der junge Fafhrd in die Auseinandersetzungen seines Heimatortes Kalteneck herangezogen, wo sich die Dorffrauen über die erotischen Darbietungen einer Schaustellergruppe ereifern. "Der Unheilige Gral" schildert die Jugenderlebnisse des Grauen Mauslings, der als Zauberlehrling den Tod seines Meisters rächen will. In "Schicksalhafte Begegnung in Lankhmar" treffen die beiden Charaktere dann aufeinander: Fafhrd, der hünenhafte Barbar, und der listenreiche und geschickte Mausling (im Original "Grey Mouser"). Dieses auf den ersten Blick ungleiche Gespann gewinnt rasch die Sympathie des Lesers, was vor allem an den witzigen Rededuellen liegt, die sich die beiden liefern. Während sie in "Schickhalhafte Begegnung in Lankhmar" gegen einen zwielichten Magier antreten, treffen sie in "Der Fluch der Wiederkehr" auf eine fünfbeinige Hütte, begeben sich in "Edelsteine im Wald" auf Schatzsuche und inspizieren in "Basar des Bizarren" einen in der Tat ungewöhnlichen Laden in der Stadt Lankhmar
Damit seien nur einige Episoden dieser Sammlung genannt. Leiber brennt ein wahres Feuerwerk an Ideen ab. Die einzelnen Episoden sind stets mit einem Augenzwinkern geschrieben und beeindrucken mit Witz, Tempo und hintersinnigen Kultur- und Stadtbeschreibungen. Sword & Sorcery (Schwertkampf und Zauberei) kommen dabei nicht zu kurz; immer wieder schlagen die Klingen helle Funken, und Magier schleudern Feuerbälle durch die Luft, daß es nur so kracht.
Das alles liest sich trotz des hehren Alters der Geschichten überraschend frisch, sicherlich auch dank der flotten Neuübersetzung durch Joachim Körber. Ganz klar, die Abenteuer der zwei ungleichen Helden sind oftmals überzogen und schöpfen ihren Reiz nicht aus dem fantasyüblichen Pathos, sondern aus dem hemmungslosen Spiel mit absurden und oft trivialen Elementen. "Der unheilige Gral" ist Spaß pur, und dieser erreicht meines Erachtens mit der Geschichte "Haus der Diebe" seinem Höhepunkt, wenn sich Fafhrd und der Graue Mausling mit einer Diebesgilde anlegen.
Wer sich für Sword & Sorcery und stilistisch durchaus ansprechenden Pulp erwärmen kann, kommt deshalb an "Der unheilige Gral" nicht vorbei. Die Neuauflage der Edition Phantasia überzeugt auf ganzer Linie, und so darf man sich schon auf die kommenden Bände, "Die Herren von Quarmall und "Der traurige Henker", freuen.