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Florenz im Jahre 1489. Pater Angelico schäumt vor Wut: Schon vor Wochen hat er bei dem Speziale Bernardo Movetti kostbares Lapislazuli im Wert von 40 Goldflorin bestellt - und die Ware bis heute nicht erhalten. Die Zeit drängt, denn die wertvollen Halbedelsteine will Angelico zu tiefblauem Ultramarin weiterverarbeiten, welches er für die Fertigstellung eines Bildes benötigt. Auftraggeber ist ausgerechnet einer der einflussreichen Medici. Zu allem Unglück hat Angelico sich außerdem hinreißen lassen, die Lapislazuli-Steine auf nicht ganz legalem Wege einzukaufen, um sich selbst einen Teil der Kaufsumme abzuzweigen.
Als der Pater kurzerhand Movettis Werkstatt aufsucht, um den Speziale zur Rede zu stellen und auf seiner Lieferung zu beharren, macht er eine furchtbare Entdeckung: Bernardo Movetti hat sich offenbar erhängt und damit einem Leben voller Schmach und Schulden ein grausames Ende bereitet. Genau darauf deuten zumindest die oberflächlichen Spuren in der Werkstatt hin und die Geheimpolizei von Florenz ist mehr als geneigt, diese einfache Erklärung zu akzeptieren. Doch Pater Angelico zweifelt an einem Selbstmord, vielmehr wächst in ihm der Verdacht, dass Movetti ermordet wurde. Doch warum und von wem? Und wie kann der Pater selbst noch rechtzeitig an die Lapislazuli gelangen, bevor sein unehrenhaftes Geschäft auffliegt? Eine für Angelico bald schon lebensgefährliche Mörderjagd quer durch Florenz beginnt ...
Florenz zu Zeiten der Medici: eine aufregende und schillernde Zeit, die sich hervorragend für einen Krimi vor historischer Kulisse eignet. Pater Angelico, der Ermittler in Rainer M. Schröders Roman, ist so unkonventionell wie sympathisch - ein Mann Gottes, allerdings durch seine Lebensumstände erst spät berufen und somit durchaus mit weltlichen Dingen vertraut: schlagkräftig, intelligent, der Kirche gegenüber kritisch eingestellt und mit einer Leidenschaft für ein verbotenes Laster geschlagen, das ihn in Teufels Küche und die ganze Geschichte erst ins Rollen bringt. Zudem wird der Pater nachts von schrecklichen Albträumen geplagt und birgt offenbar das eine oder andere düstere Geheimnis - man erhält jeweils nur recht kurze Andeutungen und die nächsten Bände der Krimireihe werden hoffentlich mehr Licht in Angelicos spannende Vergangenheit bringen!
Bereits in seiner Trilogie "Die Medici-Chroniken" brachte der äußerst beliebte deutsche Autor Rainer M. Schröder dem Leser die schillernde und politisch brisante Zeit, in der die Medici über weite Teile Italiens herrschten, näher. In "Die Farben von Florenz" stehen weniger komplexe politische Intrigen und Ränkespiele im Vordergrund, sondern der Mord an einem, wie es scheint, völlig normalen Bürger. Doch rasch wird dem Leser und dem Pater klar, dass mehr hinter der Sache steckt. Der Autor nutzt seine Erzählung nicht nur für spannende Ermittlungen, die ganz klassisch durch die Befragung von Zeugen und die Untersuchung von Spuren, soweit zu dieser Zeit möglich, vonstatten gehen, sondern flechtet auch immer wieder Hintergrundinformationen zu historischen Gegebenheiten ein. Das wirkt zwar nicht immer ganz natürlich in die Dialoge und Gedanken der Handelnden eingebunden, bietet aber eine ganze Menge interessanter Informationen und unterfüttert die Krimihandlung mit historischen Fakten.
Geistliche Ermittler sind gerade in historischen Krimis sehr beliebt - man denke nur an Ecos "Der Name der Rose" oder die Schwester-Fidelma-Romane von Peter Tremayne. Auch Pater Angelico ist eine Figur, die den Leser rasch in ihren Bann zieht. Ein Kritikpunkt am erstem Fall des Paters ist allerdings, dass die Geschichte etwas schleppend in Gang kommt und den Leser zwar bei der Stange hält, aber über weite Teile hinweg nicht übermäßig fesselt. Die etwas behäbige Erzählung steht dabei in scharfem Kontrast zum Eingangskapitel, welches sich in einem schaurigen Folterkeller zuträgt und unmittelbar für Hochspannung sorgt - welche aber danach erst einmal abflacht. Gegen Ende nimmt die Mordermittlung, bei der der ungewöhnliche Pater durch einen pfiffigen Novizen unterstützt wird, zum Glück wieder Fahrt auf und der rätselhafte Fall offenbart seine ganze Brisanz. Dennoch kommt dies etwas zu spät, um für durchgängig packende Unterhaltung vor der schönen Kulisse von Florenz zu sorgen. Pater Angelicos erster Fall ist damit durchaus unterhaltsam und spannend für Fans historischer Krimis, ein wenig mehr Tempo und Straffung hätten dem Buch aber nicht geschadet.
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Website des Verlags.