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Es ist ein groteskes Bild, das sich den wenigen Passanten bietet, die in einer stürmischen Winternacht im Berliner Stadtteil Friedrichshain unterwegs sind: Eine Gruppe von jungen Menschen bewegt sich die Warschauer Straße entlang und während zwei von ihnen einen dritten mit sich schleifen, bilden die anderen beiden Vor- und Nachhut. Ein stumme Prozession, die nur durch wenige, gut platzierte, Worten unterbrochen wird, wenn Fußgänger aus dem undurchdringlichen Schneetreiben auftauchen. Doch anstatt genauer hinzusehen, gehen diese vorbei und tolerieren ein Verbrechen, das noch Jahre danach für die beteiligten Personen schwerwiegende Folgen haben wird.
Katharina Voss hat in ihrem Leben viel erreicht. Tagsüber arbeitet sie als Teilhaberin einer gutgehenden Arztpraxis in Berlin Spandau und abends fühlt sie sich in ihrer Rolle als Mutter einer vierjährigen Tochter richtig wohl. Doch die scheinbare Idylle endet jäh, als sich merkwürdige Vorkommnisse häufen. Mal ist es ein schiefes Bild an der Flurwand, das am Morgen noch gerade hing, ein andermal sind es aufgedrehte Wasserhähne, die die junge Mutter panisch werden lassen. Und während Katharina zu ihrer eigenen Beruhigung glauben möchte, dass ihre Tochter Mia hinter den unerklärlichen Geschehnissen steckt, wird sie schon bald eines Besseren belehrt. Denn ein Fremder taucht in Mias Kindergarten auf und behauptet Katharinas Freund Erik zu sein. Aber Erik ist seit über zehn Jahren tot und Katharina nicht schuldlos daran.
Ein verhängnisvoller Abend in einer Studenten-WG bildet den Auftakt für den zweiten Thriller des in Berlin lebenden Autors Siegfried Langer. Fünf Studenten sind es, die bei einem ausufernden Trinkgelage bis ans Äußerste gehen und damit das Leben vieler Menschen zerstören. Doch anstatt sich der Verantwortung zu stellen, schweigen sie und lösen eine Kette von Ereignissen aus, die der Autor wie ein stiller Beobachter beschreibt. Egal, ob plötzlich LSD auf dem Küchentisch auftaucht oder Eltern nach Jahren der Trauer die Wahrheit erfahren: Stets erscheinen die Beschreibungen der Geschehnisse distanziert und lassen einen ungetrübten Blick des Lesers zu. Eine Schreibweise, die mit kurzen Sätzen und angenehmer Klarheit einhergeht und die Ungeheuerlichkeit der Ereignisse knallhart präsentiert.
Erzählt wird die Geschichte später Rache in Form von kurz gehaltenen Kapiteln, die in verschiedenen Zeitebenen spielen. So nimmt der Leser zum einen an der spontanen Geburtstagsfeier in der Berliner Studenten-WG teil oder beobachtet bruchstückhaft vorangegangene Ereignisse, die zu dem entscheidenden Vorfall führen. Zum anderen erfährt er, was zehn Jahre später aus den beteiligten Personen geworden ist und wie ein Fremder es versteht, ihr für immer geglaubtes Glück zu zerstören. Eine nachvollziehbare Darstellung, die unweigerlich fesselt, gleichzeitig aber auch die notwendigen Hintergründe offenbart.
Fazit:
"Sterbenswort" ist ein psychologisch gut durchdachter Thriller, der für spannende Lesestunden sorgt und neben gruseligen Momenten tiefe Einblicke in das Leben seiner Protagonisten gewährt. Während ein vierjähriges Kind für einige heitere Zeilen sorgt, ist der Rest des Buches von düsteren Ereignissen und abschreckenden Gefühlen geprägt. Dabei spielen Skrupellosigkeit, Schuldgefühle und Rache eine große Rolle und lassen den Leser in ein Lügengespinst eintauchen, dessen Offenbarung ein ungutes Ende nimmt.
Eine Empfehlung für Fans intelligent konstruierter Thriller, die Anteil an menschlichen Schicksalen nehmen und die Augen vor dem Naheliegenden nicht verschließen.
Eine Leseprobe gibt es hier.