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Mit ihrem Debütroman "Cupido" erregte die amerikanische Autorin Jilliane Hoffman die Aufmerksamkeit von Lesern und Kritikern gleichermaßen, der Filmkonzern Warner kaufte die Filmrechte an der Geschichte sogar bereits vor ihrem Erscheinen. Im Juli 2004 erschien der Thriller in einer gekürzten Audiofassung nun auch als Hörbuch.
Ein grausamer Serienmörder erschüttert mit brutalen Vergewaltigungsmorden Miami Beach. Die Opfer sind stets junge Frauen im Alter von achtzehn bis dreiundzwanzig Jahren, die sich der Täter scheinbar willkürlich mitten aus der Menge heraussucht. Auch der Mordvorgang gleicht sich bei jeder Tat: Zwei kreuzförmige Schnitte über den Oberkörper - einer längs über Bauch und Brust, einer quer unterhalb der Brüste -, der Brustkorb aufgebrochen, das Herz noch bei Bewusstsein des Opfers herausgetrennt. Die Polizei setzt alles daran, den Täter dingfest zu machen, doch die Ermittlungen ziehen sich bereits über Monate, ohne dass man dem Mörder, der von der Presse "Cupido" genannt wird, auch nur einen Schritt näher gekommen ist. Selbst die erfolgreiche Staatsanwältin C.J. Townsend, die zu den Ermittlungen hinzugezogen wurde, tappt im Dunkeln. Plötzlich jedoch beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen: Bei einer scheinbar zufälligen Verkehrskontrolle findet ein junger Polizist im Kofferraum eines Wagens eine blutige Leiche, die nach demselben Muster umgebracht wurde, nach dem auch Cupido seine Opfer tötet. Als C.J. dem jungen, noch unerfahrenen Polizisten jedoch auf den Zahn fühlt, stellt sich heraus, dass dieser den Wagen nicht - wie von ihm angegeben - aufgrund überhöhter Geschwindigkeit und eines kaputten Rücklichtes, sondern wegen eines anonymen Hinweises auf Drogen angehalten habe - ein Vorgehen, durch welches der Verdächtige rechtlich nicht festgehalten werden darf, zumal der Hinweis nicht geprüft wurde. Doch die Ermittler sind sich sicher, es hier mit Cupido zu tun zu haben und so entschließen sich C.J. und Dominick Falconetti, der leitende Ermittler, an der erfundenen Version der Kontrolle festzuhalten. So sitzt Cupido schon bald auf der Anklagebank, während ihm C.J. als Anklägerin gegenüber tritt. - Doch plötzlich wird die Staatsanwältin von ihrer Vergangenheit eingeholt. Diese Stimme, die Narbe auf der Hand ... Sofort erkennt C.J. in dem Angeklagten den Mann wieder, der sie zwölf Jahre zuvor in ihrem New Yorker Appartment brutal vergewaltigt hat, der aber nie gefasst werden konnte. Mehrere Jahre hat es gedauert, bis Chloe Joanna Larson ihre Vergewaltigung psychisch verarbeiten konnte und unter dem Namen C.J. Townsend ein neues Leben in Miami begann. Doch noch immer haften C.J. Spuren ihrer Vergangenheit an; nicht nur, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann, sie versteckt ihre Schönheit auch durch unauffällige Kleidung und dezente Schminke. Und nun scheint der Albtraum von neuem zu beginnen. Als C.J. herausfindet, dass der Fall in New York bereits verjährt ist und man Cupido nicht mehr aufgrund der Vergewaltigung an ihr anklagen könne, beschließt sie, ihre Befangenheit für sich zu behalten und zu versuchen, ihren Vergewaltiger als Serienmörder Cupido nicht nur hinter Gitter zu bringen, sondern ihn zur Todesstrafe zu verurteilen. Doch auch Cupido erkennt sein früheres Opfer und für C.J. beginnt ein albtraumhafter Nervenkrieg ...
Jilliane Hoffman, die bis 1996 selbst stellvertretende Staatsanwältin in Miami war und danach für das Florida Department of Law Enforcement Special Agents in Straf- und Zivilrecht schulte, erkannte bald, dass diese Arbeit bei weitem nicht so spannend und aufregend ist, wie sie in der Literatur immer geschildert wird. Aus diesem Grund entschloss sich die heutige Autorin, selbst einen Justizthriller zu schreiben und ihre früheren Vorstellungen des Berufs einer Staatsanwältin auf diese Weise doch noch umzusetzen. Entstanden ist dabei Jilliane Hoffmans Debütroman "Cupido", der schnell großen Anklang bei Lesern und Kritikern fand. Und das durchaus zu Recht, denn Jilliane Hoffman versteht es hervorragend, ihre eigenen Vorstellungen des nervenaufreibenden Staatsanwalt-Berufs mit ihren eigenen beruflichen Erfahrungen zu verbinden. So beschreibt sie die an sich trockenen Ermittlungen C.J.?s und der Sonderkommission so genau und detailfreudig, dass der Leser oder Hörer der Erzählung gespannt folgen kann. Gleichzeitig kommt bei "Cupido" keine Langeweile auf, denn durch den psychischen Kampf, den die Protagonistin durchleben muss, sowie einige weitere spannende Elemente schafft es die Autorin überaus gelungen, den Leser an ihre glaubhaft geschilderte Geschichte zu fesseln. Vor allem das Innenleben der Staatsanwältin C.J. ist einer der Bestandteile, von welchen "Cupido" lebt. Dabei gelingt es Jilliane Hoffman hervorragend, ein überaus überzeugendes Bild ihrer Protagonistin zu erschaffen und sie mit überzeugender Tiefe und nachvollziehbaren Gefühlen auszustatten. Dadurch steht der Leser schon bald mit seinem Herzen hinter C.J. und hofft für sie, dass Cupido seine gerechte Strafe erhalten wird. Lediglich zum Schluss hin scheint der Thriller ein wenig an Spannung und Tempo zu verlieren, bietet aber ansonsten beste Unterhaltung.
So spannend, überzeugend und glaubwürdig sich die Geschichte präsentiert, so miserabel ist leider die Leistung der Sprecherin Iris Böhm. Die Schauspielerin, die manchem Hörer vermutlich aus "Zwei Asse und ein König", "Eine Hand schmiert die andere", der "Tatort"-Reihe oder der Serie "Die Sitte" bekannt sein wird, spricht völlig emotions- und ausdruckslos und legt dem Hörer einen überaus langweilig gelesenen Thriller vor. Glücklicherweise kostet das die eigentliche Geschichte nur bedingt Spannung, bedauernswert ist es jedoch allemal.
"Selten hat ein Thriller so spannend, so intensiv begonnen - die ersten Seiten sind eine Attacke, auch auf das Nervenkostüm des Lesers", so schreibt der Focus über die Buchvorlage zu dieser Lesung. Auch während der Lesung ist dieser gelungene Einstieg zu erkennen, wird jedoch durch die Leistung der Sprecherin gedämpft. Durch eine einheitliche Stimmebene, die sich durch keine sonderlich gute Intonation auszeichnet, und nur wenigen Versuchen, den Figuren akustisch Leben einzuhauchen, lässt Iris Böhm das Hörbuch zu keiner sehr überzeugenden Lesung werden. Da bleibt dem Hörer eigentlich nur eines: zu versuchen, sich hauptsächlich auf die eigentlich spannende Geschichte zu konzentrieren.
Fazit:
Mit "Cupido" legt die amerikanische Autorin Jilliane Hoffman einen Thriller vor, der äußerst spannend geschrieben ist und durch eine glaubwürdig präsentierte Protagonistin brilliert. Die Sprecherin Iris Böhm lässt die Geschichte durch ihre ausdruckslose und emotionsarme Lesung jedoch zu keiner überzeugenden Hörbuchumsetzung werden. - Interessierte sollten lieber auf das Buch zurückgreifen.
Hinweis: Im September 2005 ist im Wunderlich-Verlag mittlerweile eine Fortsetzung zu "Cupido" erschienen, die den Titel "Morpheus" trägt. Eine Hörbuchfassung dieser Fortsetzung wurde beim Argon-Verlag veröffentlicht, gelesen von Christiane Paul.