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Gerhard Richter hat die deutsche Kunst der letzten Jahrzehnte mitgeprägt und gehört zu den wenigen deutschen Künstlern unserer Zeit, deren Werk international bekannt ist und geschätzt wird. Der Fotograf Benjamin Katz, bekannt durch seine Künstlerportraits mit ihrem hohen Wiedererkennungswert, hat Richter dreißig Jahre lang mit der Kamera begleitet – als Portraitist und Freund. Etliche der so entstandenen Fotos findet man nun im Katalogband "Gerhard Richter at Work".
Auf das Vorwort von Dietmar Elger folgen unter dem Titel "Der Blick des Freundes" kurz erläuterte Stichworte zu den Künstlerportraits von Benjamin Katz, verfasst von Wilfried Wiegand. Es schließen sich drei Fotoblocks an, voneinander getrennt durch Essays von Paul Moorhouse und Stephan von Wiese.
Katz hat die hier präsentierten Fotografien selbst ausgesucht, und viele von ihnen zeigen Gerhard Richter aus einem unbekannten Blickwinkel. Man darf dem Künstler beim Schaffen seiner Bilder über die Schulter schauen, er malt, kratzt und spachtelt, er betrachtet prüfend ein Resultat, stellt ein Bild auf oder um, sprintet los, schaut dem Betrachter ernst oder verschmitzt lächelnd in die Augen, sitzt einfach gedankenverloren in seinem Atelier und macht bisweilen auch "Faxen" wie ein Lausbub. Viele Fotos bestechen durch eine besondere Perspektive oder einen raffinierten Schnitt, bisweilen ein spannendes Spiel mit Schärfe und Unschärfe; alle fesseln durch ihre Natürlichkeit. Sie spiegeln sozusagen ganzheitlich sehr unterschiedliche Situationen wider, und so erweckt auch das Ambiente einen Eindruck von Strenge, wenn Richter grübelt, und von herrlicher Leichtigkeit, wenn er scherzt. Das Buch bietet eine sehr breite Palette an Szenen, Emotionen, Schaffensstadien und nicht zuletzt Lebensabschnitten des Protagonisten und vermag ihn so mit all der Vielschichtigkeit zu charakterisieren, die den Künstler auszeichnet. Den Portraits ist die enge Vertrautheit zwischen "Modell" und Fotograf intensiv anzumerken.
Als ideale Ergänzung findet der Betrachter auch kunstvolle Fotos von Details aus dem Atelier, Werkzeuge, einen Stuhl, eine Leiter und andere Gegenstände. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Fotos sämtlich schwarz-weiß.
Die Texte bieten Informationen zu den Fotos, etwa zur Zeit ihrer Entstehung (die Jahre sind auch in den abschließenden "credits" aufgeführt) und zum biografischen und künstlerischen Kontext, in dem sie stehen – insbesondere auf jene bezogen, die als Serie Vorgänge und zueinander gehörende Situationen abbilden. Alle Texte stehen auf Englisch, Französisch und Deutsch zur Verfügung.
Jedes Foto hat eine bis auf die Seitenzahl völlig textfreie Seite für sich und kann somit ohne Ablenkung betrachtet werden; etliche Fotos stehen sogar allein auf einer Hälfte einer Doppelseite. Dies ermöglicht eine intensive und lohnende Beschäftigung mit den Fotos. Auch die Druckqualität und die Qualität des Papiers werden dem künstlerischen Anspruch der Fotos gerecht.
Für Freunde des Künstlers Gerhard Richter, aber natürlich auch für allgemein Kunstinteressierte und nicht zuletzt Freunde exzellenter Portraitfotografie ist dieser so hochwertige wie schlicht-edle Band eine enorme Bereicherung: ein Buch, das immer wieder zu einer künstlerischen Entdeckungsreise einlädt.