Lange hat der Leser warten müssen auf die Fortsetzung der Serie um das riesige Raumschiff "Godspeed", das vor langer Zeit von der Erde aufbrach, um die eingefrorenen Menschen an Bord auf eine neue Erde zu bringen und so der Menschheit eine Zukunft zu ermöglichen. "Die Reise beginnt" hat turbulente Ereignisse um Amy und Junior, die beiden Protagonisten, geschehen lassen, die jetzt endlich ihre Fortsetzung in "Die Suche" finden.

Nachdem Junior die Herrschaft über das Schiff übernommen hat und die Drogenzufuhr, die aus den an Bord lebenden Menschen willenlose Arbeiter gemacht hat, gestoppt hat, wird seine Durchsetzungsfähigkeit mehr und mehr gefordert. Zwar sind die Menschen nicht mehr teilnahmslos und passiv, sondern zeigen eigenen Willen und Gefühle, das sorgt aber auch dafür, dass sie schwerer zu kontrollieren sind. Eine große Herausforderung, wenn man sich mitten im Weltraum in einem riesigen Metallschiff befindet ... Mit eigenen Gefühlen und Gedanken wächst in manchen Beteiligten auch der Wunsch danach, selbst Macht zu haben, wodurch Juniors Lage auf dem Schiff gefährlich wird.
Auch für Amy ist die Situation nach wie vor alles andere als einfach. Da sie nicht hätte aufgetaut werden sollen, ist sie für die Schiffsbewohner ein Freak. Sie kennt als einzige an Bord die Erde aus ihrer eigenen Erinnerung, sie sieht anders aus und hat andere Ansichten und Sehnsüchte. Während sie nach wie vor zu Junior steht, wird auch für sie die Lage an Bord aussichtsloser, während die beiden zusammen einem lange zurückliegenden Geheimnis auf die Spur kommen.

Die Hoffnungen, die der erste Teil weckte, kann "Die Suche" sogar noch übertreffen. Spannend und packend geschrieben, zieht das Buch den Leser direkt wieder in den Bann dieses unheimlichen, riesigen Raumschiffs. Während im ersten Band die Menschen (dank des Drogeneinflusses) noch relativ glücklich mit den Zuständen auf dem Schiff wirkten, kippt die Stimmung langsam in das Gegenteil um. Auch ohne die Erde aus eigener Erinnerung zu kennen, schlagen die kalten Metallwände überall langsam auf das Gemüt der Bewohner, sie werden nervös und können die Enge nicht lange ertragen. Freiheit und Selbstbestimmung ist auf diesem Schiff nur eine Illusion, dem werden sich mehr und mehr bewusst. Das sorgt für eine angespannte und teilweise gewalttätige Stimmung an Bord, es geschehen Prügeleien, Vergewaltigungen und andere Verbrechen gegenüber Mitmenschen.
In all dem muss Junior sich als Anführer bewahren, keine leichte Aufgabe für einen Jugendlichen. Andere sehen ihn schlichtweg nicht in der Lage, die Situation zu kontrollieren, und so muss er zusätzlich um seine Stellung auf dem Schiff kämpfen, unterstützt von Amy.

Die Liebesgeschichte zwischen den beiden so unterschiedlichen und doch so ähnlichen Jugendlichen setzt sich fort, die Gefühle werden vertieft und überstehen auch Belastungen wie die, dass Amy Junior immer noch dafür verantwortlich macht, ihre Eltern womöglich niemals wieder zu sehen.

Die Handlung ergibt eine gute Mischung aus dramatischen Szenen aufgrund der aufgeheizten Stimmung an Bord, atemloser Spannung bei der Suche nach lang vergangenen Ereignissen und gefühlvollen Momenten zwischen Junior und Amy. Selten, dass ein Buch sich so spielend zwischen den Bereichen Science Fiction, Romantik und Krimi bewegt, ohne einen der Bestandteile zu vernachlässigen und andere überzustrapazieren. Auch dieses Mal wird die Handlung abwechselnd aus Amys und Juniors Sicht geschildert, um beide Standpunkte und Gefühlswelten zu beleuchten. Dieses Mal unterscheidet sich der Schreibstil der Autorin mehr, je nachdem, aus wessen Sicht sie gerade schreibt.

"Die Suche" ist ein durchweg spannendes und faszinierendes Buch, das den Leser zu eigenen Überlegungen über die Zukunft und das eigene Verhalten an Bord solch eines Schiffes in den endlosen Weiten des Weltraums verleitet.

Einziges Manko: Auch dieses Mal muss der Leser ein Jahr warten, bis mit "Die Ankunft" der dritte und abschließende Teil der Serie auf den Markt kommt.

Auf der Verlagsseite gewährt ein Trailer einen ersten Blick in das Buch.