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Markus Heitz setzt die "
Legenden der Albae" mit einem dritten, umfangreichen Band fort, in dem er die Überlebenden der großen Niederlage im zweiten Band ("
Vernichtender Hass") auf Dunkle Pfade schickt. Dunkel sind die Pfade einerseits, weil sie tief unter einem Gebirge ein riesiges, dicht bevölkertes Labyrinth bilden, das von magischen und anderen Kräften ständig verändert wird, und andererseits, weil sie - wie immer bei den Albae - blutgetränkt sind.
Eine Gruppe von Albae hat sich einen scheinbar sicheren Ort zurückgezogen, eine Festung mit einem dreihundert Schritt hohem Schutzwall ohne Tore. Dort warten sie auf ein Signal der Unauslöschlichen, der Herrscher des ehemaligen Reiches der Albae zur Rückkehr ins geborgene Land. Die Sicherheit hinter dem Wall ist jedoch nur scheinbar, weil die Baugrundlage im Gebirge durch heftigen Regen und Erdbeben wankt und Gebäude sowie deren Bewohner gefährdet. Zudem ist es offenbar langweilig, so eingeschlossen zu sein und zu warten. Die Albae kämpfen deshalb gegeneinander mit allen Mitteln um Rang und Ansehen.
Der Roman beginnt mit dem Erfolg einer Intrige. Zwei der Drillinge, die im Zentrum des Buches stehen, werden des Mordes angeklagt und durch mehrere Zeugenaussagen überführt. Zur Strafe werden sie verbannt - in den dunkeln Untergrund und auf sehr dunkle Pfade. Der dritte der Drillinge folgt ihnen freiwillig. Ihr erstes Ziel ist, sich zu finden, um gemeinsam vorzugehen. Gemeinsam setzen sie sich dann im Untergrund immer neue und ehrgeizigere Ziele, die sie gegen vielfältige Widerstände mit aller Macht und Heimtücke zu erreichen suchen.
Auch im dritten Teil der Legende der Albae bleiben die Helden schlicht unsympathisch. Die Albae morden aus Langeweile, Überheblichkeit, Ehrgeiz, um aus den Knochen der Toten Kunstwerke zu schnitzen oder einfach ohne Grund.
Alle Nicht-Albae sind ohnehin für sie so minderwertig, dass sie etwa die Barbaren mit ähnlich viel schlechtem Gewissen töten wie lästige Insekten. Etwas vorsichtiger werden die Albae nur, wenn ihr Gegner offensichtlich überlegen ist, etwa aufgrund mächtiger Magie. Das heißt aber für sie nur, dass sie etwas mehr planen müssen, wie sie diese Wesen töten oder sich dabei mehr in Acht nehmen müssen. Angesichts der geringen Zahl der Albae insgesamt und der geringen Anzahl von Kindern sind die Albae unmittelbar vom Aussterben bedroht. Das hindert sie aber keinesfalls daran, sich gegenseitig zu töten, wo und wie es ihnen nützlich scheint.
Es fehlt im Roman wie im Konzept für die Legenden insgesamt eine sympathische Identifikationsfigur, eine als positiv eingeschätzte Entwicklung. Heitz schreibt zwar wie immer phantasievoll und spannend, aber es fehlt beim Lesen die positive Motivation, der Wunsch zu erfahren, wie trotz aller Gefahren und Abenteuer eine Identifikationsfigur besteht und gewinnt.
So bleibt die Lesemotivation eher äußerlich: Welche schauerliche Kehrtwendung der Story kommt als Nächste? Wer verrät wen? Wer ermordet wen? Eine Seite umzublättern ist etwa so, wie einen Stein im Wald umzudrehen, um fasziniert und zugleich angeekelt zu schauen, welche unsympathischen Lebewesen sich darunter vorborgen haben.