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 John Sinclair, Folge 77: Der lächelnde Henker


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Seit dem Fall auf der Hexeninsel hat John Sinclair nichts mehr von seiner ehemaligen Freundin Jane Collins gehört. Doch ein mysteriöser Traum und ein Hilferuf der blonden Detektivin reißen den Geisterjäger aus seiner Apathie. Jane Collins ist auf der Flucht vor Wikka, die weiterhin plant, durch ihre Hochzeit mit Gordon Schreiber zu enormer Macht zu kommen. Bei der Verwirklichung ihrer Pläne soll ihr Morro helfen, der schwarze Henker, der sich vor etwa 500 Jahren einen Namen als gefürchteter Hexenjäger gemacht hat.

"Der lächelnde Henker" ist die 76. Folge der "John Sinclair"-Hörspielreihe und basiert lose auf dem 24. Taschenbuch aus dem Jahr 1983 Mit dieser Geschichte wird der Plot um die Oberhexe Wikka, deren potentiellen Gatten Gordon Schreiber und die vom Geist des Rippers besessene Jane Collins fortgeführt, der zugunsten der Mordliga und zweier Einzelabenteuer seit Folge 70 auf Eis lag.

Erneut sah sich Drehbuchautor Dennis Erhardt dazu gezwungen, die umfangreichen Handlungen von Jason Darks Romanvorlagen zu komprimieren und den Handlungsverlauf zu straffen. Sachlich betrachtet ist dies dringend notwendig, wenn er nicht Gefahr laufen will, über Jahre hinweg alle wichtigen Romanhandlungen vorlagengetreu zu vertonen und sich plottechnisch nur wenig vorwärts zu bewegen. Emotional gesehen mag es für manchen Sinclair-Fan allerdings schwierig sein, die Masse an Ehrhardts Veränderungen zu akzeptieren. Diese beginnen mit dem Umstand, dass sein Vorgänger Oliver Döring den Roman "Der schwarze Henker" ausgelassen hat, jener aber die Vorlage für "Der lächelnde Henker" liefert. So sah sich Ehrhardt gezwungen, die Geschichte Morros umzuschreiben, damit er ihn in die Geschichte einbauen konnte. Hinzu kam, dass der Handlungsstrang um die geplante Hochzeit von Wikka und Gordon Schreiber seit Folge 66 "Hexenwahn" noch seiner Vollendung harrte und Ehrhardt aus diesem Grund einige Elemente des Taschenbuchs 16 "Blutige Rosen" einbaute. Ob man nun unbedingt aus den Rosen die passenderen Totenblumen Nelken hätte machen oder anstelle des schottischen Pilrochy das näher an London liegende Henley-on-Thames hätte wählen müssen, darüber lässt sich streiten. Fakt ist jedoch, dass der von Ehrhardt konzipierte Plot funktioniert - vielleicht sogar besser, als wenn er sich enger an die Vorlagen gehalten hätte.

Insgesamt handelt es sich bei "Der lächelnde Henker" nämlich um ein gelungenes Gruselhörspiel, das einerseits die Anforderungen des Genres erfüllt, andererseits aber auch mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet. Das Endergebnis ist aber sowohl in Taschenbuch als auch in Hörspiel dasselbe – nämlich, dass der Geisterjäger einen weiteren persönlichen Rückschlag in seinem Kampf gegen das Böse hinnehmen muss.

Das Titelbild des Hörspiels stammt erneut vom Cover der titelgebenden Romanvorlage. Es stammt aus der Feder des "John Sinclair"-Stammmalers Vicente Ballestar und stellt das Kapuzengesicht des Henkers dar, in dessen Axtblatt sich eine dunkelhaarige Schönheit spiegelt, die wohl Johns Sekretärin Glenda Perkins darstellen soll. Wie schon im Roman fragt man sich, wie wohl das Lächeln des Kapuzenmannes unter dem schwarzen Stoff der Maske zu erkennen ist. Leider wurde auch nicht das irre Kichern des Geheimnisvollen aus der Vorlage nicht in das Hörspiel übernommen, was sicher noch für einen zusätzlichen Gruseleffekt gesorgt hätte.

"Der lächelnde Henker" ist eine sehr freie Adaption des gleichnamigen "John Sinclair"-Taschenbuchs, kann sich jedoch gut von der Vorlage emanzipieren und führt die Hörspielreihe auf eine reizvolle, neue Art fort. Die üblichen Pseudofans, denen Vorlagentreue über alles geht und die am liebsten wohl jeden Roman vertont wissen würden, können mit dieser CD sicher nicht zufriedengestellt werden. Man darf hoffen, dass es noch genügend andere Hörer gibt, die den Kritikmodus mal abschalten und sich noch auf ein überraschungsreiches Hörerlebnis freuen können. Drehbuchautor Dennis Ehrhardt ist jedenfalls gut mit den Altlasten seines Vorgängers umgegangen und hat erneut etwas mehr als eine Stunde gute Hörspielunterhaltung vorgelegt.

Auf der Website von Lübbe Audio gibt es eine Hörprobe: "Der lächelnde Henker"

Markus Goedecke



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 12. Oktober 2012 | ISBN: 978-378574597-7 | Laufzeit: 66 Minuten | Preis: 9,99 Euro | Sprache: Deutsch

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