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 Die Ironie


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Was ist eigentlich Ironie? Fast jeder Mensch gebraucht sie täglich, die meisten verstehen sie und diejenigen, die sie nicht verstehen, stehen oft verdutzt daneben. Doch sie zu definieren ist nicht leicht.

Der französische Philosoph Vladimir Jankélévitch hat es 1936 in seinem Essay "Die Ironie" versucht. Suhrkamp hat dieses Jahr eine deutsche Neuauflage herausgebracht. Der 185-seitige Text versucht sich der Ironie sowohl historisch als auch durch Abgrenzung zu anderen Phänomenen wie der Lüge oder des Zynismus zu nähern.
Er beginnt historisch mit Platon oder Sokrates und kommt in einem Streifzug durch die Philosophie- und Literaturgeschichte zur Romantik und zum 19. Jahrhundert. Weitere Kapitel beschäftigen sich beispielsweise mit der doppelten Verneinung, mit ironischem Konformismus oder dem Schwindel und Überdruss.

Vladimir Jankélévitchs "Die Ironie" ist ein anspruchsvolles Stück französische Essayistik. Mit unzähligen Bezügen aus der Philosophie- und Literaturgeschichte wie auch aus antiken Mythologien ist der Text durchgängig nur verständlich, wenn der Leser einiges an Vorwissen mitbringt. Insbesondere Kenntnisse über Platon, Sokrates und den deutschen Idealismus sind unabdingbar. Und selbst dann dürfte der Leser noch einiges nachschlagen müssen, um immer dem Text folgen zu können.

Am Schreibstil des Autors erkennt der Leser auch, dass der Text von einem Literaturwissenschaftler stammt. Die Sprache ist voller Metaphern, Allegorien und ausgeschmückten Wendungen. Dadurch ist der Text zwar schön zu lesen, aber verständlicher wird er dadurch nicht.
Inhaltlich hat Jankélévitchs in seinem Essay einige interessante Gedanken zum Thema Ironie zusammengefasst. Seine These, dass Ironie immer nur dann in Erscheinung treten kann, wenn eine "vitale Dringlichkeit", also eine notwendige Ernsthaftigkeit aufgrund existenzieller Bedürfnisse, nachgelassen hat, zieht sich durch das gesamte Buch. Entlang des roten Fadens wird der Ironiebegriff von anderen Begriffen, die in Jankélévitchs Philosophie eine Rolle spielen, abgegrenzt. Manche dieser Begriffe erwartet der Leser, zum Beispiel Zynismus, andere weniger, wie etwa die Lüge.

Insgesamt bietet der Text viele Anregungen für interessante philosophische Auseinandersetzungen. Durch den Schreibstil und die unzähligen Bezüge auf andere Autoren und Mythologien ist das Essay allerdings eine zu schwere Kost, stellenweise unlesbar selbst für Leser, die nicht ganz ohne Vorwissen an die Lektüre gehen. Daher sollte jeder Interessierte vor dem Kauf kurz ins Buch schauen.

Eine Leseprobe findet sich auf der Website des Verlags: Die Ironie

Andreas Schmidt



Taschenbuch, | Erschienen: 13. Oktober 2012 | ISBN: 978-3518585887 | Originaltitel: L'Ironie | Preis: 19,95 Euro | 190 Seiten | Sprache: Deutsch

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