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Als im Jahr 2012 Eric Hobsbawms Buch "Wie man die Welt verändert - Über Marx und den Marxismus" erschien, erwartete noch niemand, dass es sich um die letzte Monographie des bedeutenden marxistischen Historikers handelt. Er starb am 1. Oktober 2012 und hinterließ mit dieser Schrift noch einen Ausblick auf das 21. Jahrhundert.
Das knapp 450-seitige Buch handelt von der Entstehung des marxschen Werkes und seiner Wirkung. Insbesondere der Marxismus, so wenig dieser oft selbst mit Marx zu tun hatte, war von bedeutender historischer Wirkung, ob im Nachgang der Oktober-Revolution in Russland oder als ideologische Grundlage gemäßigter Reformprogramme sozialdemokratischer Parteien.
Das Werk ist zweigeteilt. Im ersten Teil erzählt Hobsbawm die Geschichte von Marx und Engels und von der Entstehung ihrer Werke. Nach einer kurzen Einleitung, in der es um die Aktualität des marxschen Werkes geht, wird die theoretische Entwicklung von Karl Marx von seinem Frühwerk über das kommunistische Manifest bis hin zu den Grundrissen und dem Kapital nachgezeichnet.
Im zweiten Teil stellt Hobsbawm die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte dar. Hier geht es um die deutsche Sozialdemokratie, von Kautsky bis Lixemburg, um die Bolschewiki, den Antifaschismus, um Gramsci und um den Rückzug des Marxismus seit 1983. Im letzten Unterkapitel kommt er schließlich zu einem Resümee der Geschichte der Arbeiterbewegung.
Das Buch schließt mit einem Anhang, in dem sich die Anmerkungen sowie ein Register finden.
Eric Hobsbawm will mit seinem letzten Buch "Wie man die Welt verändert - Über Marx und den Marxismus" vor allem eins: Das marxsche Werk von den vielen Irrwegen, die der Marxismus genommen hat, befreien und es für das 21. Jahrhundert nutzbar machen. Seine Argumente sind überzeugend. Über zwei Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gibt es keinen Grund mehr für die ideologische Ablehnung und nach den vielen Krisen des Kapitalismus der vergangenen 15 Jahre bedarf es kritischer Ideen, um die Welt zu gestalten. Diese liefern Marx und viele marxistische Denker nach ihm.
Dieses Buch ist keine schwere geschichtswissenschaftliche Studie, sondern vielmehr eine Zusammenstellung von Essays eines Mannes, der sein gesamtes Leben der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie des Marxismus gewidmet hat. Es ist ein Plädoyer für einen vorurteilsfreien und undogmatischen Blick auf Marx, nicht um die Vergangenheit besser zu verstehen, sondern um die Zukunft zu gestalten. Hobsbawm sieht dabei in Marx keinen fehlerlosen Messias, sondern einen Theoretiker, der auch Falsches schrieb, wie jeder Denker vor und nach ihm auch, der aber wie kein anderer die Mechanismen und Wirkungen des Kapitalismus erfasst und analysiert hat.
Die Lektüre der marxschen Werke und ihrer Geschichte könnte wertvolle Anregungen für das 21. Jahrhunderts bereit halten. Die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte für Mensch und Umwelt sind nur zu bewältigen mit kritischem Denken und emanzipatorischen Bewegungen. Einer ihrer Vordenker sollte Karl Marx sein. Dafür hat Eric Hobsbawm noch einmal gestritten. Es ist zu hoffen, dass dieses Buch viele Leser findet, die sein letztes Plädoyer verstehen.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.