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Das Leben von Tony Chu ist gepflastert mit Mord und Totschlag, widerwärtigen Geschmackserlebnissen und schrecklichen Katastrophen - wer hätte also gedacht, dass es noch schlimmer kommen könnte? Es kann: Im fünften Band der genialen Comicreihe wird der Cibopath Tony von seinem Chef endgültig gefeuert und zum Verkehrsdezernat strafversetzt. Gleichzeitig plant Tonys durchgeknallter Expartner Mason neue Schandtaten - er hat Tonys Tochter Olive entführt und will ihre speziellen Fähigkeiten für seine Zwecke einsetzen. Auch Olive hat von ihrem Vater das Talent geerbt, beim Essen von Lebensmitteln (oder anderen Dingen) Visionen und Informationen zu bekommen, die sich als extrem nützlich erweisen.
Für Tony Chu kommt es aber noch dicker: Auch er wird entführt, denn noch jemand ganz anderes hat Interesse an seinen cibopathischen Fähigkeiten ...
Mit "Erste Liga", dem fünften Teil von "
Chew - Bulle mit Biss" haben Autor John Layman und Zeichner Rob Guillory noch einen draufgelegt: Dieser Teil der Reihe ist noch schneller, noch ekliger, noch atemberaubender und noch brutaler. Eine Vielzahl genialer Einfälle ist verknüpft mit schrägen Morden, außerordentlich seltsamen kriminellen Machenschaften und verstörenden Entwicklungen: Tatwaffen aus Schokolade und Café Lattes, die Menschen in mordlüsterne Kampfmaschinen verwandeln, sind nur der Anfang. Das Ergebnis ist so unterhaltsam, dass man den Band viel zu schnell durchgelesen hat und kaum erwarten kann, wie es mit Tony, seinem glücklosen Partner John, seiner Tochter Olive und nicht zuletzt dem Kampfhahn Rojo weitergeht - denn der erlebt in diesem Serienpart ein erstaunliches Comeback.
"Erste Liga" legt den Schwerpunkt weniger auf die Folgen der Vogelgrippe-Pandemie, die Hühnchen-Prohibition oder den rätselhaften Vampir, sondern kreist hauptsächlich um Tony und seine Entführung. Das tut der Story richtig gut und bringt die Stärken von "Chew" - den schrägen Humor, die heftigen Kampfszenen, die skurrilen Charaktere - besser zur Geltung, als es die in den letzten Bänden oft etwas zu verwirrenden Handlungs-Häppchen vermochten. Der Grund für Tonys Entführung ist nämlich diesmal nicht auf höchster Ebene zu suchen, sondern erfolgt aus ganz menschlichen Motiven: Sex, Rache und Geldgier. Diesmal muss der ehemalige Special Agent, nun zum Verkehrspolizisten in lächerlicher Uniform degradiert, wirklich leiden - was der Leser aber eigentlich schon gewöhnt ist. Die brutalen Entwicklungen, gewohnt krakelig und gewohnt heftig in Szene gesetzt von Guillory und seinem einzigartig ausdrucksvollen Zeichenstil, führen aber auch zu einem grandiosen Auftritt von Tonys Freundin Amelia und zu einer Erkenntnis, die Tony Chus cibopathische Kräfte in ganz neuem Licht darstellt.
"Chew" ist ein großartig und nicht ohne Grund mehrfach preisgekrönt. John Layman und Rob Guillory haben ein unheimlich gutes Gespür dafür, wie sie durch die passende Anordnung von Panels, durch Vor- und Rückblicke im Geschehen, durch Szenenwechsel und durch die rasche und schlagfertige Abfolge von knackigen Dialogen Spannung, Tempo und Humor erzeugen und sich von eigentlich allen anderen Comics auf dem Markt abheben. "Chew" sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen - der fünfte Band ist ein echtes Lesevergnügen! Einsteiger in die Serie sollten aber unbedingt mit Band 1 beginnen, sonst droht die totale Verwirrung.