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 Hellas sei Dank!

Was Europa den Griechen schuldet - Eine historische Abrechnung


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Griechenland, das Sorgenkind Europas: Sollen wir wirklich noch mehr Geld in dieses korrupte Land stecken, dieses Fass ohne Boden?
Im Grunde kreisen alle Gedanken, die sich die meisten Mittel- und Nordeuropäer machen, nur noch um diesen Aspekt. Anders denken zurzeit vielleicht nur die Altphilologen – Menschen wie Karl-Wilhelm Weeber, der Autor des hier besprochenen Buchs. Dass uns die Sicht auf Griechenland unter rein ökonomischen Gesichtspunkten den Blick auf unsere eigenen Ursprünge, unsere Kultur in einem sehr weiten Sinne verstellt, möchte er mit seinem Buch zeigen.
Weeber hat seine "Abrechnung" sorgfältig gegliedert und schlägt einen enormen Themenbogen. Auf die Einführung folgen 14 Kapitel, in denen es unter vielem anderen um die Demokratie als ein politisches Experiment geht, um Mythen, erste Historiker und andere Wissenschaften und Wissenschaftler, das Theater, die Bedeutung der berühmten Orakel (Delphi!), Erotik à la Hellas und die vielen altgriechischen Lehn- und Fremdwörter in unserer Sprache – um nur einige Aspekte herauszugreifen.

Kein Lebensbereich, den der Autor nicht berührt: und damit vermag er die enge Verbundenheit der heutigen europäischen Kultur(en) mit dem antiken Griechenland ebenso aufzuzeigen wie die bezaubernde Eigenwilligkeit der altgriechischen Denkweise(n), den Charme des griechischen Weltbildes. Weeber präsentiert die Unterschiede zu heutigen Auffassungen ebenso wie die erstaunlich zahlreichen Überschneidungen, die Zeitlosigkeit vieler von Griechen der Antike entwickelten Gedankengebäude und, wenn man so will, theologischen, philosophischen, kulturellen und ideologischen Sackgassen – etwa die Päderastie ("Knabenliebe") und das antik-griechische Frauenbild, mit denen auseinanderzusetzen er sich nicht scheut. Auch der ein oder andere Komödiendichter und Philosoph böte heute durchaus so explosive Inhalte wie vor über zweitausend Jahren, wenn "man" sie beziehungsweise ihr Werk denn kennte.
Entwicklungen in den Natur- und Geisteswissenschaften, der Medizin und nicht zuletzt in der Politik beeinflussen unsere Gesellschaft auch heute intensiv, wie die verschiedenen Kapitel zeigen. Gewiss, manchmal waren sich die Griechen selbst im Weg, etwa in Bezug auf ihre ewige Kleinstaaterei, aber wir finden unglaublich viel Hellas in unserem gesamten Umfeld, die Sprache eingeschlossen.
Weeber schreibt anschaulich, erläutert die Sachverhalte auch und gerade für den Laien sehr gut nachvollziehbar, dabei immer wieder voller Humor und Wortwitz. Altphilologie und Geschichte der Antike müssen nicht trocken sein, beweist dieses spannende und unterhaltsame Buch aufs Beste. Es bietet so manches Mosaiksteinchen für eine umfassende Allgemeinbildung und an vielen Stellen tief gehende Erkenntnis von Zusammenhängen. Dass der Autor den deutschsprachigen Leser auf unsere Verpflichtung Hellas gegenüber hinweist, kann dieser nach der so gehaltvollen wie eingängigen Lektüre nachvollziehen und wird das neue Griechenland mit etwas anderen Augen betrachten – und das gesamte Europa dazu. Hierfür sei wiederum Karl-Wilhelm Weeber aufrichtig gedankt und eine ausdrückliche Empfehlung für dieses vortreffliche Buch ausgesprochen.

Eine Leseprobe findet man auf der Verlagsseite zum Buch.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2012 | ISBN: 9783827500090 | Preis: 22,99 Euro | 397 Seiten | Sprache: Deutsch

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