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Das Leben als Hure ist hart. Doch Chimaira lässt sich nicht unterkriegen. Nachdem sie die Versteigerung ihrer Jungfräulichkeit zu einem exorbitant hohen Preis überstanden hat, gilt sie vielen als hochnäsig und frech. Auch Gisèle, der Leiterin des Edelpuffs, sind einige Eskapaden der Dreizehnjährigen ein Dorn im Auge. So nutzt sie die erstbeste Gelegenheit zu einer brutalen Machtdemonstration. Sie drückt Chimairas Kopf fast bis zur Bewusstlosigkeit in den Urineimer und droht ihr mit weitaus Schlimmerem, wenn sie sich nicht gefügig zeigt.
Doch Chimaira hat ihre eigenen Pläne und verfolgt diese so zielstrebig wie möglich.
Geht es noch ein bisschen grausamer? Sollte jemand nach der brutalen und ungeschönten Darstellung des Alltags einer Hure in Paris zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts (
Chimaira 1887: "Die purpurrote Perle") nach mehr gerufen haben, so darf sich dieser nicht beklagen: Es geht noch heftiger!
Zwar schwelgt Illustrator Vincent wieder in elegischen Bildern und lässt eine Zeit auferstehen, in der Paris zum unumstrittenen Zentrum wurde, doch garniert dies das Autorengespann Arleston und Melanÿn mit einer gänzlich humorlosen und an Grausamkeiten reichen Geschichte.
Da wird munter gefoltert, vergewaltigt, verprügelt, auf fragwürdigste und menschenunwürdigste Art abgetrieben, diffamiert und intrigiert, und ganz nebenbei auch ein wenig Weltpolitik eingeflochten. Da kann einem schon ein klein wenig übel werden. Zartbesaitete Gemüter werden diesen Comic kaum hochjubeln, auch hartgesottene Fans derartig schonungsloser Kost werden des Öfteren schlucken müssen – Autoren wie Illustrator muten dem Leser einiges zu und sparen an keiner Stelle mit grausigen Details. Hinzu kommt eine Hauptperson, mit der man beim Lesen nicht warm wird, sie allenfalls bedauert oder gar verabscheut.
Doch selten hat in dem ansonsten dem Schönen, Humorigen oder Heldenhaften verschriebenen Genre jemand so schön, ehrlich und realistisch, zugleich aber auch so schonungslos das Leben derer dargestellt, die ganz unten angekommen sind. Die als Ware angeboten und verkauft werden und ohne jede Hoffnung auf ein besseres Leben dahinvegetieren müssen.
Das muss man nicht kaufen und goutieren, kann man aber. Und wer diese Darstellung mitreißend findet, wird es kaum erwarten können, wie Arleston, Melanÿn und Vincent das alles zu einem – hoffentlich - gelungenen Finale führen werden.
Wer dies nicht blind riskieren will, sollte vielleicht zunächst
hier die ausführliche Leseprobe betrachten und durchlesen.