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Eigentlich wollte die Grundschullehrerin Tine Samstag nur rasch bei der Bank Geld für ihre Hochzeitreise abholen. Doch es kommt alles anders: Tine wird von der knapp 90-jährigen Oma Strelow entführt und schneller, als sie "Seychellen" sagen kann, befindet sie sich mit der entschlossenen Seniorin als Beifahrerin auf dem Weg nach Polen.
Dort will Oma Strelow die Asche ihres verstorbenen Mannes in der alten Heimat Pommern verstreuen. Durch eine dumme Verwechslung, bei der eine gerade erst konfiszierte Spielzeugpistole eine entscheidende Rolle spielt, wird Tine nun selbst für eine Bankräuberin und Entführerin gehalten. Sie hat keine Wahl mehr, als den Weg nach Polen einzuschlagen. Mit von der Partie ist der unerschütterlich positiv denkende Pole Jan, der gerade die Pflegekraft von Oma Strelow vertritt.
Wie soll Tine es nur schaffen, bis zum nächsten Tag, wenn der Flieger Richtung Seychellen abhebt, zurück in Hamburg zu sein? Wie soll sie ihrem Verlobten erklären, dass sie natürlich
keine Bank ausgeraubt und
keine Seniorin entführt hat? Ein irrer Roadtrip voller seltsamer Ereignisse nimmt seinen Lauf - und angekommen in Polen wird alles noch viel schlimmer!
Unter dem Pseudonym "Anne Hertz" konnten die beiden Autorinnen und Schwestern Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz schon viele Erfolge verbuchen. Ihre Romane, die sich vornehmlich an Frauen richten, sind eigentlich allesamt witzig, romantisch und kurzweilig; sie handeln von Frauen, mit deren chaotischem Alltag und kompliziertem Liebesleben sich wohl die meisten Leserinnen identifizieren können. "Flitterwochen" ist das neuste Buch und lässt zu Beginn auf eine ähnlich vielversprechende Mischung hoffen: Statt endlich die lang geplante Hochzeit auf den Seychellen zu feiern, wird die Protagonistin unverhofft in ein skurriles Abenteuer verstrickt, das ihr komplettes Leben auf den Kopf stellt. Aus dieser eigentlich spannenden Ausgangsidee haben die Autorinnen dann leider einen Plot entwickelt, der so völlig an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig ist, das der Spaß am Lesen schnell vergeht und man nur noch den Kopf schüttelt.
Bei aller Liebe zu witzigen Entwicklungen und spannenden Katastrophen - diese Geschichte ist einfach nur absolut haarsträubend und unlogisch, sämtliche Figuren handeln völlig unglaubwürdig. Allen voran die Protagonistin Tine: Obwohl sie verlobt ist, obwohl die Hochzeit von langer Hand geplant und der Flug auf die Seychellen in Kürze geht, macht sie den unfreiwilligen Abstecher nach Polen fast ohne Widerspruch mit, und auch alles, was danach kommt. Und wenn das Wochen statt Tage dauert? Na und, kein Problem! Dazu gehört auch, dass eine Seniorin mit geistigen Aussetzern tage- und nächtelang verloren geht und die beiden anderen Figuren erst mal in aller Seelenruhe Familienbesuche absolvieren und dafür ihre Suche unterbrechen, weil ja sonst die Familie eingeschnappt wäre. Die alte Dame ist ja schließlich zäh und wird trotz Demenz sicher gut zurechtkommen. Auch eine Fake-Hochzeit, nicht unähnlich der Filmidee von "Selbst ist die Braut" mit Sandra Bullock, wird ruckzuck arrangiert und mal eben durchgezogen - und Tine macht alles weitgehend willenlos und ohne großartig zu überlegen mit. Nur die Beschreibung der polnischen Gastfreundschaft und der Osterbräuche liest sich herzerwärmend und gefällt, der Rest macht einfach keinen Spaß.
Fazit: Katastrophen, Chaos und Liebesverwirrungen sind witzig - in "Flitterwochen" ist die Handlung aber so dermaßen an den Haaren herbeigezogen und so gnadenlos unglaubwürdig, dass man das Buch fast nicht zu Ende lesen mag. Die Story mit der Schein-Hochzeit ist dazu auch nicht gerade neu und die letztendliche Entwicklung von Beginn an vorhersehbar, so dass man sich diesen Anne-Hertz-Roman (leider) getrost sparen kann.
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.