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So ziemlich jeder kennt die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens ebenso wie den Superhelden Batman. Beides miteinander zu verknüpfen, ist dann aber doch eine überraschende Idee, die allerdings erstaunlich gut funktioniert.
Bob ist ein kleiner Angestellter bei Bruce Wayne, dem das Leben bisher nicht viel Glück gebracht hat. Einziger Lichtblick ist sein kleiner Sohn, der trotz aller Widrigkeiten ein großes Herz hat. Um ihm ein besonders schönes Weihnachtsfest bereiten zu können, erledigt Bob kleine Jobs für den Joker. Nur dumm, dass er dabei von Batman erwischt wird.
Doch die Fledermaus ist nicht mehr das, was sie mal war. Batman ist hartherzig geworden, unbarmherzig, er arbeitet nur noch zielorientiert. Emotionen erlaubt er sich kaum noch. Auch Bob behandelt er mitleidlos und kümmert sich nicht um die Gründe, die der Mann für seine Taten hat. Doch ist das noch der Batman, den wir kennen? Ist er noch der Batman, der er selbst sein will? Bruce Wayne und sein Alter Ego beginnen über die Vergangenheit nachzudenken und, nicht zuletzt angestoßen durch Catwoman, Superman und sogar den Joker höchstpersönlich, wieder zu sich selbst zu finden.
"Batman Noël" ist eine düstere Geschichte, die nichts mit dem leuchtend hellen und alles überstrahlenden Helden zu tun, den man aus den meisten DC-Comics über die Fledermaus kennt. Dieser Batman ist ein kranker und gebrochener Mann, der sich erst wieder auf die Suche nach seinem ganz eigenen Sinn des Lebens machen muss - was ihm nicht ohne Hilfe von außen gelingt.
Lee Bermejo ist vor allen Dingen als Zeichner bekannt, dass er für diese Geschichte auch getextet hat, ist eher ungewöhnlich. Er hat sich für eine ungewöhnliche Präsentation der Geschichte entschieden: Als reiner Hintergrundtext wird eine Kurzversion der Weihnachtsgeschichte erzählt. Namen werden nicht geändert, Scrooge bleibt Scrooge. Batmans Geschichte läuft parallel dazu ab, es handelt sich um gut geplante Zufälle, dass hier die Weihnachtsgeschichte auf einer zweiten Ebene erlebbar wird. Bermejo hat so quasi eine Geschichte in der Geschichte erschaffen, ein durchaus pfiffiger Kunstgriff, der für mehr Tiefe in der Handlung sorgt.
Ohne Frage ein absolutes Schmankerl sind die Zeichnungen. Sie sind teilweise so naturgetreu, dass sie fast wie Fotografien wirken. Dass Bermejo selbst sich der Wirkung seiner Bilder bewusst ist, wird unter anderem in den meist übergroßen Panels deutlich. Ungewöhnlich viele Bilder ziehen sich über eine komplette Seite oder nehmen wenigstens deutlich über die Hälfte des Platzes in Anspruch und kommen so absolut großartig zur Geltung. Was an manchen Stellen zu wenig an Text vorhanden ist, wird durch die überintensiven Bilder ausgeglichen. Es fällt dem Betrachter der bekannte Ausspruch "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" ein.
Genau das sollte allerdings auch beim Lesen im Hinterkopf behalten werden: Es sind die Bilder, die hier klar im Mittelpunkt stehen. Der Text bleibt dabei ein wenig zurück, an vielen Stellen wären mehr Dialoge wünschenswert gewesen. Das ist aber lediglich als kleiner Wermutstropfen zu verzeichnen und nicht als wirklich großes Manko.
Insgesamt gesehen ist "Batman Noël" von Lee Bermejo ein echter Leckerbissen für alle Batman-Fans, die es düster mögen und besonders gerne in realistischen Bilderwelten schwelgen.
Auf der Homepage von Panini kann man in den Comic reinlesen.