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Zwar verwenden wir oft den Begriff der Gerechtigkeit, doch fällt es uns ungemein schwer, Gerechtigkeit situationsunabhängig zu definieren. Stefan Schlothfeldt versucht, auf 154 Seiten dem Begriff "Gerechtigkeit" näher zu kommen.
Die ersten beiden Kapitel ("Vorbemerkungen" und "Zum Gerechtigkeitsbegriff") dienen der Einführung in die Thematik, gefolgt von drei Kapiteln, die die Gerechtigkeit in der Tugendethik, im Utilitarismus und in der kantischen Ethik, also in den wichtigsten Moraltheorien näher erläutert. Die verschiedenen Formen der Gerechtigkeit werden in den Kapiteln "Ausgleichende Gerechtigkeit", "Tauschgerechtigkeit" und "Verteilungsgerechtigkeit" dargestellt, wobei die Verteilungsgerechtigkeit noch einmal differenziert nach Verdienst, Bedürfnis und Gleichheit betrachtet wird.
Nach dieser thematischen Einführung projiziert Schlothfeldt die vorgestellten Grundlagen auf die soziale und globale Gerechtigkeit und zieht Schlussfolgerungen für die Relevanz der Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft und das Verhältnis zur Politik.
Im Anhang fügt der Autor noch einen veränderten Aufsatz über Rawls' Gerechtigkeitstheorie an, der im Original bereits an anderer Stelle erschienen ist.
Aus den zahlreichen und sehr spezifischen Kapiteln ist ein Werk entstanden, dass mehr als nur einen groben Einblick in die moralische Kategorie Gerechtigkeit geben soll. Vielmehr wird hier auf kleinstem Raum das Maximum an Information und Debatte abgebildet.
Da ein umfangreiches Grundwissen der Philosophie vom Autor vorausgesetzt wird, ist Schlothfeldts Werk für den ersten Einblick weniger gut geeignet. Vielmehr ist die hohe Dichte an Informationen eher ein Repetitorium für Studierende der Philosophie, die sich bereits ausführlicher mit der Gerechtigkeit beschäftigt haben oder zumindest den Umgang mit hoch komprimierten Texten geübt sind. Gerade vorlesungsbegleitend dürfte das Buch eine große Hilfe sein.
Der abstrakte Begriff Gerechtigkeit wird aus allen Blickwinkeln erläutert und die bekanntesten Thesen werden von Schlothfeldt kritisch kommentiert. Der so entstehende Überblick ist ausgesprochen umfassend und kann Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Sehr interessant ist die Art, wie Schlothfeldt die Moraltheorien auf ihr Verhältnis zur Gerechtigkeit untersucht und analysiert.
Didaktisch ist das Werk gut aufgearbeitet. Zu Beginn eines jeden Kapitels wird das vergangene Kapitel zusammengefasst und die wichtigsten Schlussfolgerungen werden erneut hervorgehoben. Dies erinnert zwar sehr stark an das zusammenfassende Wiederholen der letzten Vorlesung zu Beginn der nächstfolgenden Vorlesung, ist jedoch eine Hilfe, wenn das Werk in Etappen - oder halt vorlesungsbegleitend - gelesen wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit "Gerechtigkeit" aus der Reihe der Grundthemen Philosophie ein ideales Überblickswerk angeboten wird, das trotz seiner geringen Größe alle relevanten Punkte erläutert.