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 Ein allzu braves Mädchen


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Zwei Jungen entdecken beim Spielen im Wald eine völlig verwirrte Frau, die unter den tief hängenden Ästen einer Tanne hockt. Vom Regen durchnässt und völlig verdreckt, bietet sie einen Anblick, den die beiden Kinder nicht so schnell wieder vergessen werden. Aber nicht nur sie stehen der seltsamen Fremden hilflos gegenüber. Auch die herbeigerufenen Polizisten können wenig mit der verstörten Frau anfangen und bringen sie in die Psychiatrie, wo eine Therapeutin allmählich Zugang zu ihrem Leben bekommt.
Nur einen Tag nach der seltsamen Begebenheit im Wald wird ein allein lebender Rentner in seinem Haus tot aufgefunden. Völlig nackt und mit eingeschlagenem Schädel liegt er in seinem Schlafzimmer, während eine getrocknete Blutspur davon zeugt, dass er vor seinem Mörder fliehen wollte. Ist es nur ein Zufall, dass ausgerechnet das Haus des ermordeten Mannes unweit des Waldstückes liegt, in dem die hilflose Frau aufgefunden wurde, oder haben beide Vorkommnisse etwas miteinander zu tun?

"Ein allzu braves Mädchen" ist das Debüt der bekannten Schauspielerin und Hörbuchsprecherin Andrea Sawatzki, die die Drehpausen und Wartezeiten dazu nutzte, das erschreckende Psychogramm einer emotional verstörten Frau zu Papier zu bringen.
Manuela Scribas, die bereits als achtjähriges Kind ihren an Alzheimer erkrankten Vater beaufsichtigen musste, wuchs ohne sicheren Halt und die in diesem Alter dringend benötigte Liebe auf. Neben ihrem von Macht besessenen Vater existierte nur noch eine viel beschäftigte Mutter, der es nicht gelang, sich um den kranken Mann und die minderjährige Tochter gleichzeitig zu kümmern. Eine ausweglose Situation, die erst im Teenageralter ihr Ende fand, als die Schäden an der gepeinigten Kinderseele nicht mehr zu kitten waren.
Wozu eine solche fehlgeleitete Entwicklung führen kann, beschreibt Andrea Sawatzki in ihrem Buch und scheut sich dabei nicht, auch unschöne Details einzuflechten.

Düster und ohne einen Funken Hoffnung entwickelt sich das Geschehen, in dessen Mittelpunkt die Aufarbeitung der traumatischen Ereignisse im Leben von Manuela Scribas und deren Auswirkungen stehen. Dabei stellen die Gespräche mit ihrer Therapeutin das Kernstück des Romans dar, während sich erschreckende Vorfälle wie lästiges Beiwerk darum ranken. Frühere Vergehen und gut gehütete Geheimnisse, grauenvolle Einzelheiten und tragische Momente werden Stück für Stück offenbart und führen dazu, die aus ihnen resultierenden Verhaltensweisen zu erklären. Ein Aufbau, der seine Spannung aus dem allmählichen Begreifen der Zusammenhänge zieht, dabei aber einen konsequenten Handlungsverlauf vermissen lässt.

Fazit:
Ein eigenwilliges Debüt, das von Andrea Sawatzki selbst gelesen wird und eher durch psychologische Feinheiten und eine stimmige Interpretation überzeugt, als durch einen knifflig konstruierten Plot.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.

Dorit Wiebke



CD | CD-Anzahl: 3 | Erschienen: 12. März 2013 | ISBN: 978-3869521657 | Laufzeit: 187 Minuten | Originaltitel: Ein allzu braves Mädchen | Preis: 16,99 Euro | Sprache: Deutsch

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