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Pierre-Jules Hetzel ist auf der Flucht, allerdings gelingt es ihm nicht (wie in der Realität) ins Exil zu entkommen, er wird bei einer Verfolgungsjagd getötet. Er soll niemals Verleger werden, niemals die Werke eines gewissen Jules Verne veröffentlichen. Letzterer verwirklicht seine Ideen deswegen nicht als Schriftsteller, sondern gründet Univerne, eine Stadt, in der alles möglich scheint. Mitten im Pazifik, auf der Insel Lincoln, scheint sie gut geschützt, doch Neid und der Wunsch nach militärischer Stärke sind bekanntlich unaufhaltsam und es kommt, was kommen muss: Vernes utopischer Stadt werden gewaltsam ihre Geheimnisse entrissen.
Im Jahr 1900 trifft sich die Journalistin Juliette mit Madame Fraysse de Viane, Jule Vernes Frau. Ein Gespräch ist jedoch nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen möglich, da die Kämpferin für die Gleichstellung von Mann und Frau gefangen gehalten wird, seit Univerne unter Beschuss geriet. Juliette verspricht sich eine große Story, was sie nicht ahnt, ist, dass deutlich mehr hinter diesem Treffen steckt. De Viane steckt ihr nämlich heimlich einen Datenträger zu.
Ohne zu ahnen, was sie mit sich führt, gehört Juliette zu den Journalisten, die der Eröffnung der Weltausstellung beiwohnen. Besonders werden die Errungenschaften angepriesen, die man Univerne entreißen konnte. Was niemand bemerkt ist, dass durch einen Blitzschlag in den dort ausgestellten Eiffelturm etwas in Gang gesetzt wird, was kaum noch aufzuhalten ist. Und Juliette steckt plötzlich mitten drin im gefährlichen Geschehen.
"Univerne – Paname" ist der erste Band einer auf drei Teile ausgelegten Comicserie. Wie der Titel schon verrät, spielt er in Paris. Und was für einem! Zwar schreiben wir das Jahr 1900 und irgendwie sieht es auch danach aus, was beispielsweise die Mode angeht, aber doch ist alles ganz anders. Futuristisch anmutende Luftschiffe, die wie Wale aussehen, durchpflügen die Luft, Steampunk-Technik allerorten. Schon das Cover gibt einen atemberaubenden Vorgeschmack auf das, was einen im Inneren erwartet. Besonders aufgeklappt, wenn Vor- und Rückseite als komplettes Panorama betrachtet werden, zeigt sich die Zeichenkunst von Alexandre Nesmo. Neben den Panoramen, von denen es im Comic nicht nur eins gibt, zeigt er sein besonderes Talent bei der Panel-Aufteilung. Außerdem lohnt es sich, die einzelnen Bilder nicht nur während des Lesens, sondern unabhängig davon zu entdecken. Es warten viele großartige Details auf den Betrachter.
Die Geschichte selbst kommt zwar einerseits etwas langsam ins Rollen, andererseits ist es dem Autor Jean-David Morvan aber auch hoch anzurechnen, dass er sich Zeit für die Charakterentwicklung seiner Figuren und die Vorgeschichte nimmt. So zeigen die ersten sieben Seiten ausschließlich das Schicksal von Pierre-Jules Hetzel und geben dem Leser einen Überblick über die Welt, in der der Comic spielt. Im Laufe des Geschehens wird viel angedeutet, Gegner tauchen ebenso auf wie Freunde, und obwohl der Leser deutlich mehr zu sehen bekommt als Juliette, bleibt er über die Hintergründe im Unklaren. Das baut eine Menge Spannung auf.
Steampunk-Fans werden aufbegehren und sagen, dass Jules Verne eben keinen Steampunk geschrieben hat. Die dichterische und zeichnerische Freiheit hat seine Ideen in "Univerne" trotzdem genau dazu werden lassen. Und "Paname" ist erst der Anfang, mit Sicherheit geht Juliettes Reise noch viel weiter.
Für sich gesehen ist der erste "Univerne"-Band eine Geschichte, die noch viele Fragen offen lässt. Wenn der erste Eindruck nicht täuscht, wird es aber auf eine der besten Steampunk-Reihen des Jahres hinauslaufen.
Auf der Webseite des Splitter-Verlags findet sich eine ausführliche Leseprobe.