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"Malcolm Max", dürfte vielen als Hörspiel bekannt sein, jetzt gibt es den Detektiv des Übersinnlichen und Frauenhelden auch als Comic. Es handelt sich hier um eine rein deutsche Produktion, auch wenn der Titel "Body Snatchers" des ersten Bandes etwas anderes vermuten lässt.
"Body Snatcher" wurde genannt, wer tote Körper verkaufte. Diese wurden zu Forschungszwecken zum Beispiel an Hochschulen benötigt. Da im 19. Jahrhundert zu wenig Körper zur Obduktion freigegeben wurden, wurden sie kurzerhand aus Krankenhäusern oder frischen Gräbern gestohlen. Wer besonders frische Ware anbieten wollte, entschloss sich vielleicht sogar dazu, zum Mörder zu werden. In der Geschichte, die hier erzählt wird, ist die Anzahl von verschwundenen Leichen ungewöhnlich hoch, es verschwinden deutlich mehr, als benötigt werden können, da ist sich Malcolm Max ganz sicher. Deswegen lauert er gemeinsam mit Charisma, ihres Zeichens seine Partnerin und Halbvampirin, zwei Leichenräubern auf. Er hofft, sie verfolgen zu können und so zu erfahren, wo sie ihre Ware abliefern. Allerdings macht ihm eine emanzipierte Suffragette einen Strich durch die Rechnung. Ehe sie sich versehen werden Charisma und Malcolm in eine Mordserie hineingezogen, die ganz London in Angst und Schrecken versetzt.
Noch dazu macht Charisma der schmierig wirkende alte Mann zu schaffen, dem sie mehrfach begegnet. Es ist immer in Begleitung von jungen, hübschen Frauen, die sich dem Ekel resigniert hinzugeben scheinen. Sie kann kaum ertragen, was sie sieht, und beginnt sich einzumischen. Währenddessen ist Malcolm auf der Jagd nach einem Gespenst. Er glaubt, die Handschrift eines längst hingerichteten Mörders in der Vorgehensweise bei den Serienmorden erkannt zu haben, kann die Polizei aber nicht von seiner Idee überzeugen. Ganz im Gegenteil rückt er selbst auf die Liste der Verdächtigen vor. Die Probleme spitzen sich zu und es gibt immer mehr Tote. Auf Malcolm und Charisma wartet eine schwere Aufgabe.
Man nehme das viktorianische Zeitalter, Detektive und eine ordentliche Portion Mystik und Wissenschaft. Dazu werden ein großartiger Titelheld und sein weiblicher Sidekick mit einer äußerst spitzen Zunge gegeben. Das Ganze von Autor und "Malcolm Max"-Erfinder Peter Mennigen und Zeichner Ingo Römling umgesetzt, ergibt eine umwerfend gute Comicunterhaltung.
Es macht einfach Spaß "Malcolm Max" zu lesen. So düster und spannend die Geschichte selbst auch sein mag, ist es Peter Mennigen gelungen, sie auch mit jeder Menge Humor auszustatten. Das fängt damit an, dass sich Charisma, auf dem Friedhof versteckt hinter einem Grabstein, unbedingt von Malcolm küssen lassen will. Und das nicht, weil sie sich in ihn verliebt hat, sondern weil sie als Halbvampirin das Küssen nicht kennt und wissen will, was dran ist an diesem "Mund zu Mund-Ding". Mennigen gelingt es, selbst die ernsthaftesten Wortwechsel mit einer Winzigkeit von köstlichstem Humor zu spicken. Dabei verwendet er für diese Geschichte eine Sprache, die der der typischen "Gothic Novel" entlehnt wurde. Beides in Kombination macht den besonderen Reiz aus.
Ingo Römling hat die Verbrecherjagd von Malcolm und Charisma in detailliert ausgearbeiteten Bildern in Szene gesetzt. Sein Stil ist teilweise etwas kantig, die Zeichnungen sind äußerst genau und die Farben in düsteren Braun-, Grau- und Grüntönen gehalten, die perfekt zur Stimmung und Zeit passen, in der die Handlung spielt.
Der Leser hat das Geschehen etwas schneller durchschaut als die Protagonisten, zu einem Ende gebracht wird es aber noch nicht. Wenn es gefühlt gerade ganz kurz vor dem Finale ist, endet das erste Kapitel, nicht jedoch dieser Band, denn es schließt sich ein umfangreicher Bonusteil an. Die Macher werden vorgestellt, es wird die Entstehungsgeschichte der Figur "Malcolm Max" erzählt und zahlreiche Skizzen und Studien erfreuen das Fanherz.
Insgesamt ein rundum gelungener Band, beste Comicunterhaltung auf der ganzen Linie. Zum hundertprozentigen Glück fehlt nur noch eins: die Fortsetzung.
Auf seiner Webseite bietet der Splitter-Verlag eine ausführliche Leseprobe an.