Die Sekundärliteratur zu Karl Marx füllt bereits eigene Bibliotheken. Diesen Bibliotheken ist jetzt das erweiterte Vorlesungsskript Marco Iorios zur Einführung in die Theorien von Karl Marx hinzuzufügen.

Marco Iorio beginnt seine auf seinen vierzehn Vorlesungen zu Marx basierende Einleitung mit einem biografischen Abriss Karl Marx' und der Erläuterung des geschichtsphilosophischen Hintergrundes seiner Zeit. Anschließend beleuchtet er die einzelnen Aspekte marxscher Theorie aus unterschiedlichen Blickwinkeln und auch Marx Verhältnis zu anderen Denkschulen, beispielsweise den Hegelianern, wird beschrieben.
Dabei vergleicht Iorio die marxsche Denkweise mit dem intellektuellen Diskurs seiner Zeit, lässt aber auch die Überlegungen moderne Denker wie Cohen über Marx einfließen. Wann immer möglich belegt Iorio seine Thesen mit Textstellen aus Marx' zahlreichen Werken und gibt Anregungen zur thematischen Vertiefung.

Gerade die zahlreichen Zitate machen die Lektüre lohnenswert. Die einzelnen, oft aus dem Kontext gerissenen Marx-Zitate, die in unserer Gesellschaft herumgeistern, werden en passant wieder in den thematischen Zusammenhang gesetzt und erläutert. Aber auch die weniger gut bekannten Textstellen sind sehr gut ausgewählt und ergänzen den Fließtext an den passenden Stellen.

Auf den 338 Seiten gelingt es dem Autor ausreichend weit in die Tiefe zu gehen, um auch für bereits mit Marx vertraute Leser neue Anhaltspunkte und Ideen aufzeigen zu können. Gleichzeitig bleibt das Gesamtwerk so überschaubar und didaktisch hochwertig konzipiert, dass es sich auch für absolute Einsteiger in die Materie eignet.
Sehr gut gelingt Iiorio die Einbettung der Entwicklung marxscher Thesen in seine Biografie und seine Zeitumstände. Gerade das Verhältnis zu den Linkshegelianern greift Iorio immer wieder auf und zeigt hier bei Marx einen Lernprozess von blanker Polemik zu einer gewissen Anerkennung auf. Dieses Hintergrundwissen erleichtert das Verständnis von Marx' Werken ungemein und hilft, den Marxismus in den zeithistorischen Kontext richtig einzuordnen.

Die wichtigsten Thesen marxscher Theorie, vom historischen Materialismus (Iorio nennt ihn "Historischen Materialismus", um der häufigen Missinterpretation der scheinbaren Prädikation entgegen zu wirken) über Produktivkräfte bis hin zu Gesellschaft, Klassenkampf und Revolution, werden ausführlich behandelt und dennoch nicht mit zu viel Fachwissen überfrachtet.

Der Schreibstil Iorios ist angenehm flüssig und verständlich. Es scheint gut möglich, dass er seine Vorlesungen beinahe wortgetreu gehalten hat; dadurch entsteht eine leichte Verständlichkeit, selbst wenn Iorio komplexere Sachverhalte vorstellt und analysiert.