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Clyde und Stephanie Brenek (Jeffrey Dean Morgan und Kyra Sedgwick) haben sich unlängst scheiden lassen. Obwohl die Trennung friedlich und ohne Rosenkrieg verlaufen ist und die gemeinsamen Töchter Hannah und Emily (Madison Davenport und Natasha Calis) die Wochenenden bei ihrem Vater verbringen können, tun sie sich schwer, mit der neuen Situation umzugehen. Besonders die kleine Emily leidet unter dem Umstand, dass ihre Eltern getrennte Wege gehen und ihre Mutter sich bereits einen Zahnarzt angelacht hat. Clyde, ein engagierter Basketballtrainer vor einem aussichtsreichen Karrieresprung, versucht wiederum seinen Mädchen an den Wochenenden ein guter Vater zu sein, was nicht immer klappen will. Auf einem Flohmarkt entdeckt Emily eine alte, mit hebräischen Schriftzeichen verzierte Holzschatulle, die das Mädchen sofort in ihren Bann schlägt. Clyde kauft seiner Tochter die Schatulle, ohne etwas von den bösen Mächten zu ahnen, die in der Kiste schlummern. Als Emily ein wachsendes obsessives Verhältnis zu der Holzschatulle entwickelt und ihr Verhalten immer unberechenbarer wird, drängt sich Clyde ein furchtbarer Verdacht auf: Etwas hat von seiner geliebten Tochter Besitz ergriffen ...
Kritik zum Film:Seit William Friedkin 1973 mit "Der Exorzist" einen modernen Klassiker des Horrorkinos entbunden hat und sein kontrovers diskutiertes Kind mit zwei Oscars bedacht worden ist, haben Filmemacher das Subgenre des Exorzismusfilms stets aufs Neue bemüht, wobei das Grundthema nur selten variiert oder ihm durch neue Zugänge kreativ beigekommen worden ist. So näherten sich etwa "Der letzte Exorzismus" oder "Devil Inside" der Thematik über die Mockumentary-Schiene à la "Blair Witch Project" oder
"REC", während "Der Exorzismus von Emily Rose" die hinlänglich ausgelutschte Geschichte vom besessenen Mädchen mit Elementen des Gerichtsthrillers kombinierte. Dennoch: Friedkins Kultschocker verteidigt seit Jahrzehnten erfolgreich seinen Platz auf dem Genre-Thron. Auch der von Ole Bornedal (
"Nightwatch") inszenierte und von Sam Raimi (
"Tanz der Teufel") produzierte Horrorstreifen "Possession" kann seinem Vorbild nicht das Wasser reichen – im Gegenteil! Versprach der Trailer atmosphärisch dichte Gruselkost, so hält "Possession" gerade für den versierten Genre-Fan lediglich eines bereit: schal schmeckende Ernüchterung.
Nach einem ziemlich rauen und alles andere als zimperlichen Start, der den Zuschauer mit der unheilvollen Dibbuk-Box bekannt macht, steigt der Film erst einmal gehörig in die Eisen und entblättert ruhig, fast behutsam die familiäre Situation der Breneks. Regisseur Bornedal nimmt sich Zeit für seine Hauptakteure, besonders für die zurückhaltende Emily, die unter der Scheidung ihrer Eltern leidet, sowie für Clyde, der seinen Töchtern über den Wochenenden ein guter Vater zu sein versucht, mit der damit verbundenen Verantwortung aber nicht immer klarkommt. Damit distanziert sich "Possession" erfreulicherweise von jener Übermacht an Horrorstreifen, die eindimensionale Figurenkonstellationen und austauschbare Charaktere vom Reißbrett bemühen, die ohne jegliche Motivation in die Handlung hineingeschleudert werden. Ohne jede Hektik baut der Film ein mit feinen Rissen versehenes Familienbild auf, um dann mit umso härterer Wucht zuschlagen zu können.
Allerdings will es "Possession" nicht so recht gelingen, die beiden großen Bereiche des Films – okkulte Besessenheit und fragile familiäre Zustände – nahtlos miteinander zu vermengen. Die ruhige Exposition scheint sich ziemlich früh selbstständig zu machen und gewinnt gerade in der ersten Filmhälfte die Oberhand, sodass die sporadisch eingestreuten Schockmomente kaum ziehen. Trotz einer Handvoll schmucker Gruseleffekte plätschert die Story relativ belanglos dahin – umso mehr, da zum einen Clydes wachsender Verdacht einer dämonischen Übernahme seiner Tochter nicht ganz nachvollziehbar ist, zum anderen der Streifen wenig aus seiner viel versprechenden Prämisse – ein böser Totengeist aus dem jüdischen Volksglauben, der sich in einem lebenden Menschen einnistet – macht. Stattdessen verpufft die für den Durchschnittszuschauer exotische Wirkung der jüdischen Mystik relativ rasch und ohne nennenswerte Wirkung; wären an der Schatulle keine hebräischen Schriftzeichen angebracht und würde kein Rabbiner das Exorzismus-Happening leiten, könnte "Possession" genauso gut jeden anderen x-beliebigen Teufel herbeizitieren ...
Durch die Anlaufschwierigkeiten in Gestalt des dramaturgischen Bremsfußes dauert es lange, bis "Possession" nach der unvermittelt fiesen Eingangsszene wieder in Schwung kommt und erneut unheimliches Flair aufbauen kann. Dies versucht der Film mit einem furiosen Showdown wieder wettzumachen, liefert aber letztendlich nur eine wenig überzeugende Konfrontation nach Schema F, die eingefleischten Genre-Liebhabern nichts Neues bietet; darüber kann auch die eine oder andere optische Anleihe an Raimis Kultschocker "Tanz der Teufel" nichts ändern. Und die letzte Einstellung ruft – gewollt oder ungewollt (wahrscheinlich letzteres) – Erinnerungen an Joe Johnstons "Jumanji" wach, was dem mühsam angestrebten Grusel-Flair nicht gerade dienlich ist ...
Unterm Strich bleibt "Possession" deutlich hinter den Erwartungen, die der Trailer geschürt hat, zurück – von seinen Möglichkeiten ganz zu schweigen. Zu klischeehaft und einfallslos wird die bereits zigfach durchexerzierte Handlung vom besessenen Mädchen heruntergespult, die rettende Innovation wurde hingegen offenbar gewaltsam von den Dreharbeiten ferngehalten. Die Längen, über die der Film stolpert, hätten vermieden werden können, ohne den Familiendrama-Part streichen zu müssen. Überzeugen können lediglich streckenweise die ruhige Inszenierung sowie die Darstellerinnen der beiden Mädchen, die ihre Rollen lebendig spielen. Dennoch: Der Griff zu anderen Subgenre-Kollegen wie "The Rite", "Der Exorzismus von Emily Rose" oder eben "Der Exorzist" garantiert mehr Unterhaltung.
Eine Bemerkung noch zur Altersfreigabe: Was auch immer jener verantwortungsbewusste FSK-Mitarbeiter geraucht haben mag, der "Possession" eine Altersfreigabe ab 18 Jahren erteilt hat – es muss ein verdammt guter Stoff gewesen sein. Zwar zeigt sich der Film nicht zimperlich, was Schockeffekte anbelangt, doch wäre eine Freigabe ab 16 Jahren auf jeden Fall vertretbar gewesen – bedenkt man, dass sich Filme wie John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" ungeschnitten mittlerweile mit einer FSK-16-Freigabe brüsten dürfen ...
Kritik zur Blu-ray Disc:Das AVC-kodierte Bild ist nicht gerade HD-würdig: Es weist stilbedingt einen kühlen, farbreduzierten Look auf, kränkelt jedoch über weite Strecken an Unschärfen und einer schwächelnden Detailwiedergabe. Außerdem macht sich die gesamte Laufzeit hindurch Filmkorn in unterschiedlicher Stärke bemerkbar. Der deutsche (wie auch der englische) HD-Ton gibt sich bis zum Finale recht zurückhaltend, lässt aber während des Showdowns gehörig seine Muskeln spielen und liefert eine starke Surroundsound-Kulisse.
Das Bonusmaterial umfasst ein ziemlich schwaches Featurette über "Die wahre Geschichte der Dibbuk-Box" (ein Exemplar einer solchen Box wurde laut Bornedal 2002 auf eBay verkauft), ferner einen Audiokommentar des Regisseurs, den Kinotrailer, einen TV-Spot sowie eine Trailershow. Ferner liegt der Blu-ray ein Wendecover bei.
Anmerkung: Laut Angaben des Publishers besitzt ausschließlich die Rental-Version einen O-Ring mit 3D-Lenticular-Frontcover. Dennoch sind offenbar Exemplare dieser Version auch in den regulären Handel gelangt.