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Nur durch einen Zufall kann die sechzehnjährige Reeve LeClaire ihrem Peiniger entkommen, der sie vier Jahre lang in einen Keller gesperrt und auf das Schlimmste missbraucht und gefoltert hat. Und während Reeve noch Jahre danach mit den Folgen ihres Martyriums zu kämpfen hat, gelingt es erneut einem Mädchen, sich aus den Händen eines Entführers zu befreien. Schwer traumatisiert und nicht gewillt, Informationen über den Täter preiszugeben, vertraut sich die kleine Tilly ausgerechnet Reeve an, die von Tillys Eltern um ein Gespräch gebeten wurde. Mit dem Ziel, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, versucht Reeve dem tapferen Mädchen beizustehen und gleichzeitig ihren Entführer zu finden. Ein gefährliches Unterfangen, das die mittlerweile Zweiundzwanzigjährige völlig unterschätzt und so steht sie schon bald im Visier des Täters, der noch viel mit ihr vorhat.
"Und nachts die Angst" ist das Debüt der amerikanischen Autorin Carla Norton, die mit ihrer Geschichte um das Entführungsopfer Reeve LeClaire beweist, dass sie gute Thriller zu schreiben vermag. So zeichnet sich ihr Plot durch eine realitätsnahe Darstellung, interessante Figuren und spannende Szenen aus und versteht es, durchgängig zu fesseln. Ohne mit dem brisanten Thema Effekthascherei zu betreiben, offenbart Carla Norton die Gefühle der Opfer, während sie die Handlungen des Täters mit einer spürbaren Distanz aufzeigt. Doch ist das längst nicht alles, was dem ergreifenden Handlungsablauf etwas Besonderes verleiht. Denn anstatt die Jagd nach dem skrupellosen Verbrecher durch ausgebildete Polizisten vornehmen zu lassen, schickt Carla Norton eine stark verunsicherte Frau ins Rennen, die mit Fortschreiten der Handlung an ihren Erfolgen wächst. Und so wird aus dem einstigen Entführungsopfer eine kämpferische Frau, die, ohne über ihre Rolle nachzudenken, das eigene Trauma überwindet.
Gelesen wird der ergreifende Thriller von Nicole Engeln, deren Stimme gut zu der jungen Reeve LeClaire passt. Jederzeit stellt sie ihre unterschiedlichen Emotionen nachvollziehbar dar und versteht es den Hörer in die Handlung einzubeziehen. Dabei ist es egal, ob Reeve LeClaire verständnisvoll mit der kleinen Tilly spricht, eine der wöchentlichen Sitzung mit ihrem Therapeuten absolviert oder voller Wut gegen eine erneute Entführung kämpft. Nicole Engels Interpretationen sind der jeweiligen Situation angepasst und lassen einen akustischen Albtraum erleben, der neben nervenzerreißender Spannung gleichzeitig Abscheu erzeugt. Deshalb fällt es auch kaum ins Gewicht, dass Nicole Engelns Stimme bei der Verkörperung der kleinen Tilly einen Bereich erreicht, in dem sie künstlich klingt. Ein Manko, das im Strudel der Geschehnisse schnell untergeht.
Fazit:
"Und nachts die Angst" ist ein gelungenes Thriller-Debüt, das mit einer gut durchdachten Handlung und ausreichend Sensibilität den Opfern gegenüber aufwartet. Spannend arrangiert, mit interessanten Figuren versehen und emotional ansprechend gelesen, versteht es seine Hörer durchgängig zu fesseln.
Eine Hörprobe gibt es auf hoerkiosk.de.