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Band 2 von "Marsch der Krabben" setzt genau dort an, wo der erste Teil spektakulär endete: Durch eine geradezu sensationelle Drehung ist die mutige Quadratkrabbe Sonne dem Zerquetschungs-Tod entkommen und hat damit bewiesen, dass die Krabben sehr wohl willentlich die Richtung ändern können. Während einige Meeresbewohner voller Bewunderung für dieses neu entdeckte Talent sind, sehen andere ihre über 400 Millionen Jahre lang erarbeiteten Felle davon schwimmen. Denn wenn die Quadratkrabben sich plötzlich überall dorthin bewegen können, wo sie möchten, verlieren andere zwangsläufig ein Stück Macht und Überlegenheit.
Auch innerhalb der Spezies sind nicht alle glücklich mit der neusten Entwicklung - die Hardliner unter den Quadratkrabben sehen die Fähigkeit, sich zu drehen, als Verbrechen gegen die Natur an. Bald schon sind die Lager der Krabben tief gespalten: Die einen behalten den strikten Seitwärtsgang bei und verdammen die neue Fortbewegungsart als Blasphemie. Die anderen jedoch entdecken mutig eine neue Welt. Das führt zu Komplikationen, unvorhergesehenen Entwicklungen in der Tierwelt und am Ende sogar zu einem großen Krieg ...
Ebenso köstlich humorvoll und originell wie der
erste Teil präsentiert sich nun auch der Mittelteil der französischen Trilogie: Mit "Marsch der Krabben - Das Imperium der Krabben" ist Zeichner und Autor Arthur de Pins eine großartige Geschichte voller Witz und Intelligenz gelungen. Den Quadratkrabben bei ihrem steinigen Weg in die Freiheit zu folgen, ist spannend und unterhaltsam, zugleich aber auch unwiderstehlich komisch. Das liegt an den flotten Dialogen, die perfekt sitzen, und am trockenen und manchmal durchaus fiesen Humor, der in die Geschichte einfließt. Die Erzählung entwickelt sich zum amüsanten, aber auch dramatischen Freiheitskampf mit durchaus politischen Zügen, etwa wenn die eine Krabbenfraktion sich ein Kreuz in ihren Panzer ritzen lässt, um zu zeigen, dass sie nur strikt seitwärts gehen, während die andere Gruppe durch einen eingeritzten Kreis signalisiert, dass sie sich drehen kann. Die beiden verfeindeten Lager treffen am Ende aufeinander - was dramatische Folgen für das gesamte Ökosystem nach sich zieht.
Arthur de Pins liebevoll erdachte Welt der skurrilen Unterwasserbewohner lebt natürlich zum Großteil von der Vermenschlichung der sechsbeinigen Krabbelwesen (und der anderen Meerestiere), die eine Revolution starten und damit den Menschen ganz gehörig ins Handwerk pfuschen. Die treten übrigens im Comic nicht als Krone der Schöpfung auf, sondern sind meistens nur dumm, plump oder grausam. Die Idee, dass nicht weit von unserer Lebenswelt ein komplettes Paralleluniversum existiert, in dem geliebt, gehasst, gestorben und gekämpft wird, wurde hier wunderbar umgesetzt, die Seiten fliegen nur so vorbei und viel zu schnell ist der Leser am Ende von Teil 2 angekommen.
Die Vektor-Grafik, die im gesamten Comic verwendet wird, ist sicherlich Geschmackssache, zumindest aber sehr ungewöhnlich. Hier passt der Stil auf jeden Fall perfekt und unterstreicht den komischen Faktor in den Bildern. Die am PC erstellen Grafiken sind sehr klar, wirken manchmal auf den ersten Blick etwas reduziert und schmucklos - dieser Eindruck täuscht aber, denn bei näherer Betrachtung sieht man, wie meisterhaft Arthur de Pins das Mienenspiel seiner kleinen Meeresbewohner beherrscht, wie gut er auch mit kleinen Gesten und einer Vielzahl von Details eine Stimmung erzeugt, die blendend unterhält.
"Marsch der Krabben" ist einfach eine tolle Serie - wirklich komisch, außergewöhnlich gezeichnet und absolut stilsicher getextet. Leser dieser genialen Reihe sollten aber definitiv mit Band 1 "
Unter erschwerten Bedingungen" ins Krabben-Universum einsteigen.
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Website des Splitter Verlags: "Marsch der Krabben 2 - Das Krabbenimperium"