Nachdem Bryan Mills seine Tochter Kim auf ihrem Europatrip aus den Händen ihrer albanischen Entführer - im Alleingang - befreite, ist einige Zeit verstrichen. Seine Tochter hat einen Freund, das Verhältnis zur Ex-Frau Lenore ist ordentlich und beruflich gibt es auch immer etwas zu tun. So übernimmt Bryan einen Job als Leibwächter in der Türkei und bietet seiner Familie an, ihn dort im Anschluss zu besuchen - Familienurlaub in Istanbul. Doch die Idylle währt nicht lang, denn die Angehörigen der Getöteten schwören an den Gräbern ihrer Geliebten nur eins: Rache.
Bryan und seine Ex-Frau fallen in die Hände der Albaner, nur Kim kann ihnen entkommen und muss nun alles daran setzen, um Vater und Mutter zu befreien.

Inhaltlich schließt "96 Hours - Taken 2" lose an die Handlung des vorherigen Films an. Während im ersten Teil ein besorgter, aber ruhiger und zielstrebiger Vater seine CIA-Ausbildung nutzt und ohne zu zögern jeden umbringt, der zwischen ihm und seiner Tochter Kim steht, bietet der zweite Teil eine andere Ausgangslage. Vater und Mutter sind entführt und all der Druck und die Verantwortung liegen auf den Schultern der Tochter, zumindest lassen der Trailer beziehungsweise der Klappentext dies vermuten. Allerdings ist die "Tochter rettet Vater"-Storyline doch letztendlich ganz anders. Der entführte Vater steht per Handy in Kontakt zu seiner Tochter, die junge Dame erhält ihre Anweisungen und führt brav alles aus, was ihr aufgetragen wird. Von eigenem Antrieb und Engagement ist wenig zu sehen. Schnell ist dann auch der Vater befreit und der eigentliche Film beginnt, denn irgendwer muss Mama retten. Licht aus, Popcorn her.

Technisch hat das Werk einiges zu bieten, was dann auch noch gut umgesetzt wurde. Neben den diversen Nah- und Feuerkämpfen sind auch eine schöne Verfolgungsjagd und zum Beispiel die Rekonstruktion des Entführungsweges stark in Szene gesetzt. Hierbei arbeitet sich Bryan anhand der Geräusche und Eindrücke entlang, die er während seiner Entführung hören konnte, um wieder zum Haus der Gegner zu gelangen. Das Ganze wird zwar langatmig dargestellt, hat aber seinen ganz eigenen Reiz, wenn Realität und Erinnerung verschmelzen und ihn auf seinen Weg bringen.

Entgegen dem derzeitigen Trend, dass Actionfilme durchaus eine Portion Humor beinhalten (Expendables, Stirb Langsam) ist dieses Werk während der knapp hundert Minuten Spielzeit recht trocken oder besser gesagt ernst ausgefallen. Es geht ums nackte Überleben und das bekommt der Zuschauer auch so präsentiert. Keine Spiele, keine überflüssigen Worte: Waffe hoch, zielen, tot - meist zumindest. Einige Kämpfe müssen natürlich auch in der Nahkampfvariante ausgearbeitet sein. Einzig in der Schlussszene ist ein schwacher Abschlusslacher enthalten, ansonsten wird effizient und mit teilweise auch sehr rabiaten Methoden (Handgranaten auf den Dächern der Stadt) darauf hingearbeitet, die Familie zu retten. Zurückgelassen wird der Zuschauer dann mit einem nachdenklich stimmenden Ende in Istanbul - bleibt die Frage, ob Schauspieler Liam Neeson noch ein drittes Mal antreten wird oder ob er seinen Ruhestand genießen kann.

Bild und Ton der Blu-ray sind ordentlich und auch an Bonusmaterial ist einiges vorhanden. Neben fünf weiteren Filmminuten, die nicht im Kino zu sehen waren, gibt es unter anderem einige Outtakes, entfallene Szenen und Interviews mit Liam Neeson und Olivier Megaton (Regisseur).

Kurzum: Letztendlich ist "96 Hours - Taken 2" nicht innovativ und auch nicht überragend. Logiklücken hat der Film, wie jeder andere aus dem Genre, zur Genüge, aber im Grunde bricht die Story dem Film das Genick.