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Nach wie vor ist Jonathan verschwunden, einer der drei Freunde, die bereits im ersten Band von "Disconnected" für Furore sorgten.
Liv, Jonathans Freundin zum Zeitpunkt seines Verschwindens, und seine beiden alten Freunde Mateus und Nick leben in einer eigenartigen Grauzone. Sie möchten nicht an Jonathans Tod glauben und finden keinen Hinweis auf einen lebenden Jonathan, obwohl ein gewisser Ikarus sie auf Facebook narrt und scheinbare Hinweise liefert. Zufällig – oder nicht? – landet Nick bei einer äußerst radikalen und brutalen Tierschutzorganisation, "Global Monkeys", über die der eifrige Freizeit-Journalist Jonathan angeblich recherchiert hat. Um sich dort zu etablieren, und nicht zuletzt, um seiner neuen Flamme Mira zu imponieren, überredet Nick Mateus, mit ihm zusammen die Jagdhütte des Freundes seiner Mutter anzuzünden. Es gelingt Nick, sich auf diese Weise in der Gruppe zu etablieren, doch er fühlt sich nicht wohl dabei, obwohl er den in seinen Augen allzu stupiden und angepassten Lebensgefährten der Mutter von Herzen hasst.
Dann aber wird Nick in eine Aktion verwickelt, die seine Möglichkeiten übersteigt, zumal er im Grunde seines Herzens kein bedingungsloser, irrationaler Tierschützer und vor allem kein Agitator ist, sondern zum einen Jonathans Fährte verfolgen möchte und zum anderen in Mira verschossen ist. Haarscharf entgeht der Junge einer Katastrophe, und dies hat er nicht zuletzt Miras Loyalität zu verdanken.
Neue Gesichter, eine völlig neue Richtung. Kein Jonathan in Sicht, doch fanatische Tierschützer und die Möglichkeit und Herausforderung, sich auf diesem Sektor auszuzeichnen und einer Gruppe anzugehören, eventuell sogar in leitender Funktion als Chef einer eigenen Zelle. Für den überzeugten Vegetarier Nick eine sehr verführerische Option, denn in der Schule versagt er erwartungsgemäß mangels Motivation. Auch ein geplantes Referat zum Thema Selbstjustiz mit Liv, Jonathans letzter Freundin, die er verehrt, kann ihn aus diesem tiefen Tal nicht herausholen, ebenso wenig die ein oder andere (von seiner Seite) flüchtige sexuelle Eroberung, die ihn künftig freilich in Schwierigkeiten bringen wird, da sich Mädchen bisweilen verlieben und verschmähte Liebe in Hass umschlagen kann.
Als Nick bewusst wird, dass seine neuen Freunde buchstäblich über Leichen gehen, versucht er, den größten Schaden abzuwenden, und dank der Loyalität seiner temporären Eroberung Mia kommt er glimpflich davon. Doch die Frage, ob Jonathan noch lebt und wer der geheimnisvolle Ikarus ist, wird auch in diesem Band nicht gelöst, in dem Nick als Ich-Erzähler Mateus ablöst. Entsprechend fulminant geht es zu, denn Nick ist Alkohol und Joints mehr als gewogen. Wie in der ganzen Reihe entsteht hier der Eindruck, Jugendliche ab Einsetzen der Pubertät seien buchstäblich prädestiniert zum Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Auch dieser Band ist spannend, er greift ein durchaus aktuelles Thema auf und beleuchtet es kritisch, aber der Versuch, in allen Bereichen "authentisch" zu wirken, dürfte hier nicht minder als in den anderen Bänden in die Hose gegangen sein, denn Drogen und Alkohol werden sehr gründlich verharmlost und bagatellisiert. Es ist reiflich zu überlegen, ob die Zielgruppe, Jugendliche ab etwa 14 Jahren, bereits ausreichend differenziert urteilen kann, um solche "Helden" auch kritisch zu betrachten und sich von ihnen abzugrenzen.
Eine
Leseprobe ("Blick ins Buch") wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.