Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Dr. Watson ist, wie viele andere Menschen, tief betrübt über den Verlust seines engen Freundes Sherlock Holmes. Dieser opferte sein Leben, um die Welt vor dem bis dato gefährlichsten Verbrecher überhaupt zu schützen: Professor Moriarty.
Um seinem Freund die letzte Ehre zu erweisen, fertig der Doktor einen Bericht über die letzten Stunden des Detektivs an, der von der Presse veröffentlicht werden soll. Doch sein ursprünglicher Verleger springt ab, da dieser eine Klage der Familie Moriarty fürchtet, die wiederum den Namen ihres Verwandten nicht beschmutzt sehen will. Watson ist entsetzt und weiß nicht, was er glauben soll - hat ihn doch Mycroft, Holmes älterer Bruder, erst kürzlich überzeugen wollen, der Professor entspringe allein Holmes drogenvernebeltem Verstand. In einem klaren Moment soll dieser seinem Leben selbst ein Ende gesetzt haben, um in der Erinnerung der Menschen, als strahlender Held weiter zu leben.
Watson muss sich Klarheit verschaffen. Es gelingt ihm, den Professor ausfindig zu machen und von diesem empfangen zu werden. Was er dort erfährt, ist ungeheuerlich und wirft nur neue Fragen auf. So beginnt der Doktor, weitere Nachforschungen anzustellen.
Sherlock Holmes hat seinen Erschaffer Arthur Conan Doyle (1859-1930) lange überlebt. Noch heute ist sein Name bekannt und er fasziniert so sehr, dass weiterführende Geschichten um ihn erdacht werden. Auch Luc Brunschwig (Autor) und Cecil (Illustrator) haben sich diesem Meisterdetektiv mit ihrer Serie "Holmes (1854–1891?)" gewidmet.
Die Geschichte ist - bis auf die erste Begegnung von Holmes' Eltern, denn der Leser weiß noch nicht, wohin diese Rückblende führen soll - recht spannend umgesetzt. Sie beginnt mit dem eigentlichen Tod des Detektivs - dem Kampf zwischen Holmes und Professor Moriarty und deren Sturz hinab an den Reichenbachfällen. Watson kommt zu spät, ihm bleiben nur noch ein Abschiedsbrief seines Freundes und die Trauer. Während der Doktor einen letzten Bericht über seinen Kollegen für die Menschen verfasst, erscheint Wiggins auf der Bildfläche. Nun ein junger Mann hat er es vom Straßenjungen selbst zum Detektiv geschafft und tritt hier mit seinen analytischen Fähigkeiten in die Fußstapfen des Experten. Fortan unterstützt er Watson bei seinen Nachforschungen, der nämlich schon bald nicht mehr weiß, was er glauben soll.
Brunschwig bedient sich verschiedener Motive, die bei Doyle und oder anderen Autoren verwendet wurden. So wird zum einen Holmes' Drogensucht (Kokain) thematisiert, die Moriarty erst als Hirngespinst ins Leben ruft, zum anderen die Geschichte, dass jener als Hauslehrer bei Holmes tätig war. Die Vergangenheit des damals noch jungen Professors wird hier ausgeschmückt und auch Holmes Familie wird näher beleuchtet. Sein Bruder Mycroft und seine Eltern erhalten einen Auftritt sowie eine noch immer bestehende Verbindung zu dem (kriminellen?) Genie. Dort verbergen sich weitere Geheimnisse und Rätsel. Nichts was Watson über die Vergangenheit von Holmes herausfindet, scheint auf seinen Freund, so wie er ihn kannte, zu passen. Ist Holmes tatsächlich tot? War es Mord oder Selbstmord? Was hat die merkwürdige Krankenschwester, die Siger Holmes - Sherlocks Vater - pflegt zu verbergen?
Aber im Grunde passiert nicht allzu viel. Die Fragen, die sich dem Leser stellen und die wenigen Nachforschungen, die Watson in diesem ersten Band gelingen, erstrecken sich auf drei Kapitel, wobei das zweite eine komplette Rückblende zu Holmes' Eltern ist und bisher nicht viel mit dem jetzigen Fall zu tun hat.
Sämtliche Illustrationen sind in Schwarz-weiß - vereinzelt mit einem Blau- oder Grünstich - und sepia gehalten, was wunderbar nostalgisch wirkt und zur gelungenen Atmosphäre beiträgt. Gleichzeitig versetzten der Kleidungsstil, die Gebäude sowie die Infrastruktur den Betrachter ins 19. Jahrhundert zurück. Ferner verleihen die gelegentlich eingestreuten handschriftlichen Briefe dem Comic ein Gefühl von Authentizität und das gewisse Extra. Durch die auffällig vielen ... Unterbrechungen wirkt die Sprache zuweilen stockend, was zwar ein wenig, aber nicht übermäßig den Lesefluss stört.
Dafür sind die Charaktere klar gezeichnet und wirken überzeugend, obgleich die Damen allesamt streng und kantig den Männern ähneln. Die Figur Holmes bleibt häufig im Dunkeln oder wird nur angedeutet, genau wie sein Schicksal einstweilen.
Auch wenn die Handlung irgendwie kurz erscheint, macht es definitiv Spaß sich von den Bildern die ungewisse Geschichte von Holmes erzählen zu lassen. Gespannt auf den zweiten Teil fragt man sich, wohin die bisherigen Entdeckungen führen.