Bereits zum vierten Mal schickt Bestsellerautor Dan Brown seinen sympathischen Protagonisten Robert Langdon auf eine strapaziöse und lebensgefährliche Schnitzeljagd durch eine Metropole und garniert das Ganze mit einer riesigen Portion Kunstgeschichte, Kultur und Symbolik. "Inferno" beginnt mit einem echten Kracher: Robert Langdon erwacht desorientiert in einem Krankenhausbett - er weiß weder, wo er sich befindet, noch wie er dorthin gelangt ist und was in den letzten Stunden passiert ist. Nur mühsam kann er in Erfahrung bringen, dass er sich unbegreiflicherweise in Florenz befindet und dass er durch einen Streifschuss am Kopf verletzt wurde. Langdons jüngere Erinnerungen sind, offenbar infolge der Verletzung, völlig ausgelöscht. Kaum hat der Professor diese rätselhaften und erschreckenden Informationen halbwegs verdaut, betritt eine junge Frau das Krankenzimmer, tötet einen der anwesenden Ärzte und schießt auf Langdon, der dem Mordanschlag nur knapp entkommt. Gemeinsam mit der Ärztin Sienna Brooks befindet der Professor sich von nun an auf einer halsbrecherischen Flucht quer durch Florenz, immer auf der Spur eines seltsamen Rätselfragments, das Langdon eingenäht in sein Jackett gefunden hat, ohne sich erinnern zu können, wie es dorthin gelangte. Das große Rätsel, das hinter all dem zu stehen scheint, rankt sich um den legendären Schriftsteller Dante Alighieri und sein weltberühmtes Meisterwerk, die "Göttliche Komödie". Offenbar plant irgendjemand einen verheerenden Anschlag mit vielen Todesopfern - die von Dante bildgewaltig und grausig beschriebene Hölle, das "Inferno", könnte Realität zu werden, wenn er das Rätsel nicht rechtzeitig löst.
"Inferno" ist nach "Illuminati", "Sakrileg" und "Das verlorene Symbol" der vierte Teil der äußerst beliebten Reihe um Robert Langdon, den Abenteuer-erprobten Harvard-Professor für Ikonologie und Symbologie. Die Zutaten sind in dieser Fortsetzung zwar altbekannt, aber eben auch bewährt. Man nehme: Eine temporeiche Schnitzeljagd quer durch eine faszinierende Stadt voller Kunstwerke und geschichtsträchtiger Orte, eine attraktive weibliche Begleitung mit rätselhafter Vergangenheit, Lebensgefahr am laufenden Band und eine Hintergrundgeschichte, die die Menschen seit hunderten von Jahren fasziniert: Dante Alighieris episches Meisterwerk "Commedia" .Verfasst zu Beginn des 14. Jahrhunderts und heute unter dem Titel "Die göttliche Komödie" bekannt, bildet es das eindrucksvolle Grundgerüst, um das Dan Brown die Handlung und die zahllosen Schnipsel der Schnitzeljagd aufgebaut hat. Anders als etwa in "Illuminati" erzeugt der Autor die Spannung der Jagd, die den Leser zunächst durch Florenz und dann nach Venedig führt, nicht durch grausige Morde, sondern durch eine Bedrohung, die weit mehr Menschen das Leben kosten könnte, sollte Langdon am Ende scheitern. Und natürlich ist nicht alles so, wie es scheint - wer ist Freund, wer ist Feind? Atemlos verfolgt der Leser den Weg der beiden Hauptfiguren, wobei Dan Brown eine Sehenswürdigkeit nach der anderen abspult und sie mit diversen Rätseln, Reimen und symbolträchtigen Hinweisen verknüpft. Hin und wieder übertreibt der Autor es zwar in dieser Beziehung - der Roman zieht sich vor allem auf den ersten 300 Seiten etwas in die Länge und wirkt wie eine Aneinanderreihung von Kunstwerken und Sehenswürdigkeiten, die nacheinander abgehakt werden -, trotzdem ist das Buch zweifellos spannend, ein richtiger Pageturner.
Wer die anderen Langdon-Romane von Dan Brown mochte, wird auch dieses hier mit hoher Wahrscheinlichkeit lieben, zumal Dantes weltberühmte "Commedia" eine sehr schaurig-reizvolle Basis abgibt, die viel Spiel für spannende Rätsel und historische Erläuterungen zulässt. Wer kein großer Fan von Browns eher reißerisch-glattem Erzählstil ist, wird wohl auch hier nicht grün mit ihm werden: Die typischen Klischees haben erneut recht viel Raum erhalten; vor allem die fantastisch gut aussehende und natürlich teuflisch intelligente weibliche Begleitung, Sienna Brooks, langweilt eher durch ihre Vorhersehbarkeit, als dass sie unterhält. "Inferno" ist ein spannender Thriller, der die Erwartungen, die man an einen Robert-Langdon-Roman hat, voll erfüllt. Vor den reizvollen Kulissen von Florenz und Venedig gibt es eine hochspannende Schnitzeljagd voller Rätsel, Symbole und natürlich Lebensgefahr - nicht nur für Langdon selbst, sondern für (fast) die gesamte Menschheit.