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Sarah Brigdewater lebt zusammen mit ihrem Mann Stephen und dem gemeinsamen Sohn Harvey im Londoner Stadtteil Forest Hill. Während Stephen als Architekt sehr erfolgreich ist, hat die einstige Cheflektorin eines angesehenen Verlages ihren Job wegen immer stärker werdenden Angstattacken aufgegeben. Deshalb ist sie in einer dunklen Dezembernacht auch überaus froh, als ihr Ehemann früher als geplant von einer Dienstreise nach Hause kommt. Doch anstatt in sein makelloses Antlitz zu schauen, findet Sarah in der Küche einen Fremden vor, dessen Gesicht von wulstigen Narben gezeichnet ist. Ein Albtraum für die junge Mutter, die von Panik getrieben aus dem Fenster flieht, nicht ahnend, dass diese schreckliche Begegnung erst der Anfang eines langen Martyriums sein wird. Denn während der Fremde Stephens Sachen trägt, mit seinem Auto fährt und sogar bei der Polizei, als ihr Mann in Erscheinung tritt, bleibt der wahre Stephen spurlos verschwunden.
"Phobia" ist ein Thriller des deutschen Autors Wulf Dorn, dem es bereits in früheren Büchern hervorragend gelungen ist, mit den Ängsten seiner Protagonistin zu spielen. Ein Talent, das er auch diesmal wieder zum Einsatz bringt und einen Einstieg bietet, der grauenerregend ist. Denn schon kurz nachdem er seinen Lesern einen Mord präsentiert, lässt er diese in Sarah Brigdewaters Küche stehen, wo sich nachts ein Fremder seine Brote schmiert. Szenen, von denen es einige in dem Thriller gibt, der neben dramatischen Momenten auch ausreichend ruhige Passagen enthält, um die Probleme seiner Figuren zu beleuchten. So beschreibt er, wie sich Sarah lange Zeit einschüchtern lässt, bevor sie den Spieß umdreht und ihren Peiniger zu suchen beginnt. Oder wie der Psychiater Mark Behrendt, der einigen Lesern aus Wulf Dorns Debüt "Trigger" bekannt sein dürfte, über Umwege ins Geschehen kommt und Sarah hilfreich zur Seite steht.
Insgesamt ist das Buch flüssig geschrieben und versteht es, durch geschickte Andeutungen, merkwürdige Begebenheiten und einer spürbaren Bedrohung zu fesseln. Dabei geht die vorherrschende Spannung maßgeblich von der Frage aus, was der Fremde von Sarah und ihrem Mann Stephen will und worin das Motiv seiner bizarren Handlungen besteht. Ein Rätsel, das sich erst am Ende klärt und dessen Lösung gleichermaßen überraschend und schockierend ist. Bis dahin aber begleitet der Leser Sarah durch eine harte Zeit und erlebt, wie sie von einer labilen Frau zu einer Kämpferin wird. Demgegenüber bleibt die Figur des Psychiaters Mark Behrendt ziemlich blass, der Sarah zwar mental unterstützt, neben ihr und dem merkwürdigen Fremden aber kaum Kontur annimmt.
Fazit:
"Phobia" ist ein Thriller, der sich durchgängig gut liest und in seinem Verlauf an eine Achterbahnfahrt denken lässt. So wechseln sich ruhige Momente mit nervenzerreißenenden Szenen ab und lassen auf ein gutes Ende hoffen. Ein gekonnt inszeniertes Spiel mit der Angst, das leider auch einige Längen besitzt.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.