Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Nachdem Zipferlak und die Herzkönigin vernichtet wurden, herrschen Ratlosigkeit und Chaos im Wunderland. Der leere Thron lädt den roten Ritter geradezu ein, dass er seinen Schmerz mit allen teilt. Sein Ziel ist daher die Vernichtung von Wunderland und auch die reale Welt soll nicht ungeschoren davonkommen. Alle sollen mit ihm leiden, fühlen, was er fühlt.
Währenddessen schreibt Julie Sands in der realen Welt eine Hausarbeit über H. P. Lovecraft. Passenderweise steckt die neue Mitarbeiterin in der Bibliothek ihr dessen geheimes, gerade gefundenes Tagebuch zu. Die wortgewandte Studentin blättert fasziniert in Lovecrafts Aufzeichnungen und erfährt mehr als ihr lieb ist, denn alsbald hetzt ihr der rote Ritter seine Schergen auf den Hals, da nur sie die Zerstörung verhindern kann. Mit der mysteriösen Visitenkarte, die aus dem Buch herausfällt, macht sich Julie auf die Suche nach Antworten und findet eine Verbündete in einem übernatürlichen Kampf zwischen den Welten.
Panini-Comics fasst mit diesem Band die US-Ausgaben #1 bis #4 zusammen.
Actionreich geht es im achten Teil der Reihe mit "Der Ruf des Wunderlands" weiter. Die dunkle Interpretation der Welt von Alice weiß wieder mehr zu unterhalten. Nach dem Ableben einiger Charaktere benötigt das Wunderland Hilfe aus der Realität. Julie Sands eignet sich dafür hervorragend, denn als eher schüchternes
Ding lässt sich ihre Geschichte wunderbar mit einer Rückblende in Lovecrafts Anfänge verknüpfen. Diese geschaffene Verbindung sorgt für die Grundvoraussetzungen: Horror, Monster und sexy Körper, deren Zusammensetzung in den letzten Abenteuern ein wenig durcheinander geraten war. Eine echte Hintergrundhandlung wird dem Leser diesmal geboten, die durchaus ihre Reize hat! Der berühmte Lovecraft wird geschickt in die Geschichte integriert und sorgt mit den Rückblenden aus seinem Tagebuch nicht nur für spannende Panels, sondern auch für eine Verknüpfung zu den anderen Bänden dieser Reihe. Solide Arbeit von Autor Dan Wickline, der ganz nebenbei einen eleganten Weg aufzeigt, die Wesen der anderen Welt dort zu halten.
Inhaltsleerer Horror und knackige Frauenkörper werden von einer packenden und schlüssigen Geschichte erfolgreich verdrängt, was dem Band ein deutliches Plus an Tiefe verleiht. Vom Wunderland gibt es derweil nur wenig zu sehen, da sich Julie und ihre neu gefundene Verbündete Salome auf der Erde mit den indirekten Machenschaften des roten Ritters auseinandersetzen müssen. Schnell ist klar, worauf dieser Band mit seinen vier Kapiteln (US-Ausgaben #1 bis #4) hinausläuft und so bleibt der fade Beigeschmack, dass die beiden Protagonistinnen ihrer Bestimmung etwas zu schnell entgegen eilen: zu einem Ende, das nur für den Moment genügt, denn der Epilog lässt auf weitere Abenteuer hoffen.
Nacho Arranz und Matt Triano steuern schöne Zeichnungen zu diesem Band bei. Vielfältige Aspekte werden präsentiert: Neben den Szenen auf der Erde im Hier und Jetzt gibt es einen kurzen Ausflug ins düstere Wunderland und auch die Rückblenden mit Lovecraft, welche durch die düsteren Rot-, Sepia-, und Schwarzfärbung unheilschwer daherkommen, sind gelungen. Die Anordnung der Panels ist abwechslungsreich gestaltet. So gibt es einige vollseitige Abbildungen, die nicht selten mit onomatopoetischen Ausdrücken die Action hervorheben. Zum Abschluss des Bandes finden sich noch einige Cover angehängt. Schade in dem Zusammenhang ist die auffallende Diskrepanz zwischen Covern und inhaltlicher Darstellung, das sollte sich irgendwann etwas mehr angleichen.
Kurzum: Solide Wonderland-Kost bietet "Der Ruf des Wunderlands" mit der Einarbeitung von Lovecraft und den neuen Möglichkeiten, Wesen in jener Welt festzuhalten. Wenig Horror, wenig Freizügigkeit und mehr Handlung erwarten den Leser, allerdings ist das Ende schnell erahnt und abrupt eingeleitet. Ein neuer Zyklus kann beginnen!