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Das "Goldene Zeitalter" der Comics werden die 30er und 40er Jahre und die erste Hälfte der 50er Jahre genannt. Viele große Comicfiguren, deren Beliebtheit bis heute ungebrochen ist, erblickten in dieser Zeit das Licht der Bilderwelt, Superman, Captain Marvel und Donald Duck beispielsweise. Aber noch eine Figur wurde erschaffen, einer der bekanntesten Superhelden: Batman von Bob Kane. Weniger der strahlende, von allen geliebte Gesetzeshüter als vielmehr ein Angst einflößender, düsterer Rächer, der im Schutz der Nacht gnadenlos dem Bösen nachstellt. In der ausgewählten Reihe der Comic-Klassiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung darf Batman natürlich nicht fehlen. So beginnt der 250 Seiten starke siebte Band der Serie mit einer Einleitung, die sich näher mit dem Mythos Batman beschäftigt, der Symbolik seiner Maskierung, den Wesenszügen des Helden und denen seiner Gegner. Auch die Bedeutung des Gesetzes für Batman wird kurz angerissen, denn er verkörpert weniger Gerechtigkeit als vielmehr Vergeltung, selbst wenn er sich dazu stets im Rahmen des Gesetzes bewegt.
Um die Figur des Batman facettenreich und übersichtlich darzustellen, bietet der Sammelband insgesamt elf Geschichten des albtraumhaften Rächers, eingeteilt in drei große Themenblöcke. Es beginnt mit der Ursprungsgeschichte Batmans, die noch recht bunt und eindimensional wirkt. Insgesamt vier Geschichten werden dem Leser präsentiert, in denen er nicht nur die Stärken Batmans, sondern auch dessen Gehilfen Robin und einen der gefährlichsten Gegner des Helden, den Joker nämlich, kennen lernt. Man merkt Bildern und Dialogen an, dass die Figur des Batman noch nicht die differenzierte Ausarbeitung erfahren hat, die man aus späteren Comics kennt, aber die Anfänge eines der erfolgreichsten Comichelden sind interessant anzuschauen. Unfreiwillig komisch muten dabei sowohl Inhalte als auch Dialoge an, denn die bekannte düstere Art des Batman ist nur schwach ausgeprägt, das, was den dunklen Fledermausrächer ausmacht, fehlt.
So austauschbar der Superheld in diesen ersten Geschichten wirkt, kommt mit dem zweiten Themenblock, der drei Geschichten umfasst, ein sprunghafter Anstieg des Niveaus. Hier lernt man einen von Batmans ebenbürtigsten Gegnern kennen: Ra?s al Ghul. Doch nicht nur dem erbitterten Kampf gegen den Todfeind wird Aufmerksamkeit geschenkt; erstmals in diesem Band wird Batmans Beziehung zu den Frauen beleuchtet, denn eine tragische Liebe bindet ihn an die Tochter des Gegners, Talia. Eine bisher verborgene menschliche Seite des Rächers wird dem Leser offenbart, der durch diese Erkenntnis verletzlicher und charakterlich tiefer erscheint als es bisher der Fall war. Dialoge und Bildkomposition sind wesentlich besser ausgearbeitet und spiegeln das Wesen Batmans im Vergleich zum ersten Themenblock deutlicher wider.
Schließlich kommt der interessanteste Part, der dritte Block, der wiederum vier Geschichten - genauer gesagt drei samt eines Prologs - enthält und der die packendsten Erzählungen des F.A.Z.-Bandes aufweist. Unglaublich spannend und düster präsentiert sich der vergeltungssuchende Batman, erschreckend bösartig und grausam werden die Gegner dargestellt. Der Leser wird Zeuge, wie der Joker Batmans Helfer und Vertrauten Commissioner Gordon in seine Gewalt bringt und das erbarmungslose Ziel verfolgt, diesen verrückt zu machen. Dabei wird durch Rückblenden geschildert, wie der Joker zu dem irren Bösewicht wurde, den man als Batmans Kontrahenten kennt. Diese Sprünge in die Vergangenheit sind dabei nicht durch Text markiert, sondern durch geschickte Bildsprache kenntlich gemacht, was das Verständnis jedoch nur auf den ersten Blick beeinträchtigt.
Der Höhepunkt des Bandes ist die Geschichte "Das erste Jahr", die übrigens als Vorlage zu dem aktuellsten Batman-Film "Batman Begins" diente. Der Name ist Programm: Die Geschichte erzählt die ersten Monate Bruce Waynes als Batman und von seinen anfänglichen Problemen, eine anonyme zweite Identität zu schaffen. James Gordon wird ausführlich vorgestellt und zwischen diesen beiden Männern beschreibt die Geschichte die verkommene Stadt voller Gewalt und Korruption, in der sich Batmans Verbrechensbekämpfung abspielt: Gotham. In düsteren Bildern und melancholischen Worten lernt der Zuschauer Batmans Welt kennen. Auch Catwoman wird eingeführt, erhält jedoch hier nur eine beiläufige Nebenrolle; das Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung der Beziehung zwischen Batman und Gordon.
Die Story "Schwarz und weiß", die den Band abschließt, erscheint in ihrer Bedeutung lediglich noch als kurze Randnotiz, denn nach Beendigung der vorangegangenen Geschichte ist es schwer bis unmöglich, von etwas anderem gleichermaßen gefesselt und beansprucht zu werden.
Abgesehen von der letzten, eher unglücklichen Reihenfolge der Zusammenstellung der Geschichten bietet dieser F.A.Z.-Band alles, was ein Comic-Fan sich nur wünschen kann: Er begleitet Batman auf seinen ersten erschienenen Abenteuern, verfolgt die Kämpfe des Rächers gegen seine Feinde, leidet mit ihm bei seiner unglücklichen Liebe und lernt mit ihm sein neues Leben unter dem Deckmantel des Fledermauskostüms kennen. Insgesamt ist die Auswahl der Comics hervorragend, die Bandbreite an Darstellungen und Themen interessant und passend und die Entwicklung der Comics wie ihres Titelhelden sinnvoll gezeigt. Obwohl die Zeichnungen von verschiedenen Zeichnern stammen, präsentieren sie sich hier als homogene Einheit. Immer wieder wird Rückbezug genommen auf das Warum all dieser Geschehnisse: die Ermordung von Bruce Waynes Eltern, die aus diesem gemacht hat, was er nun ist - Batman.
Nicht nur Fans eines der wohl düstersten Superhelden sei diese Auswahl an Geschichten zu empfehlen, und nicht nur Comic-Fans werden Spaß daran haben, Batmans Abenteuer mitzuverfolgen. Ein rundum gelungener Klassiker-Band des F.A.Z.-Feuilletons, der Batman facettenreich und differenziert zeigt, von den oberflächlichen Anfängen bis hin zum tiefgründigen düsteren Rächer, wie wir ihn heute kennen.
Für Kinder eignet sich die Auswahl der Comics allerdings eher weniger. Sind die ersten Geschichten noch spaßig und unbedenklich, steigt die Demonstration von Gewalt und menschlichen Abgründen spätestens im zweiten Themenblock. Zwar hält sich die Darstellung von Blut in Grenzen, dennoch ist der Inhalt für jüngere Leser etwas zu brutal.