Eigentlich hatte Laise gehofft, nun, da der Magier Khaton von ihr befreit wurde und die grüne Prinzessin von ihr auf der anderen Seite des Großen Stroms abgeliefert wurde, endlich einmal die Füße hochlegen zu können. Doch die Dämmerlande sind noch immer nicht aus dem Gröbsten heraus, gerade jetzt versucht ein kleines weißes Königreich seine Grenzen zu erweitern. Laisa soll die Eskalation des Krieges verhindern, nur hat sich Laisa mit ihren letzten Einmischungen einen mächtigen Feind gemacht, der alles daran setzt, dass Laisa und ihre Freunde ihm nicht ein weiteres Mal einen Strich durch die Rechnung machen …

Derweil wappnen sich der blaue Krieger Rogon, in dem die Seele der lilafarbenen Auserwählten Tirah lebt, und der schwarze Evari Tharon, den magischen Grünfluch zu brechen, der das Land auf ihrer Seite des Stroms seit nunmehr acht Jahren gespalten hat. Etwas, woran alle vor ihnen, nebst Tharon selbst, schon gescheitert sind, aber Rogon verfügt über außergewöhnliche Gaben, die den entscheidenden Unterschied ausmachen könnten …

"Fluch des Magiers" ist der neuste Band von Sandra Melli. Obwohl namenlos, ist dieser Band der dritte Band in der Farbenwelt-Reihe der Autorin, er folgt damit unmittelbar auf "Stolz der Kriegerin".

Der Einstieg wird durch eine zweiseitige Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse erleichtert, sollte man also vergessen haben, was man vor einem Jahr gelesen hat, so bekommt man hier noch einmal die Eckdaten kurz und bündig präsentiert. Für einen Quereinstieg reicht es aber nicht aus.

"Fluch des Magiers" wird von zwei Figuren beziehungsweise Handlungssträngen dominiert. Zum einen begleitet der Leser Laisa und deren bunt gemischte Begleiter, die im Auftrag des weißen Evari versuchen, den Frieden auf der goldenen Seite zu wahren - während Rogon auf der roten Seite mit dem schwarzen Evari versucht, den grünen Fluch aufzuheben, der das Land vor einigen Jahren spaltete.

Vermehrt müssen die Figuren in Sandra Mellis Welt erkennen, dass die Farbe nur wenig über den Charakter eines Menschen/Wesens aussagt. Stattdessen haben beide Seiten, sowohl die Goldenen als auch die Roten, einen gemeinsamen Feind entdeckt, der für die Unruhen und damit einhergehenden zahlreichen Toten der letzten Jahre verantwortlich ist. In diesem Band nun spitzt sich die Situation immer mehr zu: sie kommen dem Feind und seinen Machenschaften gleich von zwei Seiten immer näher. Aber durch eine Flucht in letzter Sekunde lässt die Autorin keinen Zweifel daran, dass "Fluch des Magiers" nicht der letzte Band dieser Reihe gewesen sein kann.

In ihrem Roman benutzt Sandra Melli einen sehr wechselhaften Erzählstil, konkret bedeutet dies, sie wechselt permanent zwischen den beiden Handlungssträngen. Immer ein sehr zweischneidiges Schwert, aber Sandra Melli gelingt der Balanceakt zwischen den Wechseln, das heißt, sie weiß genau, wie lange sie bei einem Strang bleiben muss, damit dieser vorankommt, und wann sie ihn wieder verlassen sollte, um zusätzliche Spannung zu erzeugen. Obwohl dies gar nicht nötig wäre, jeder Handlungsstrang allein bietet genügend Spannungsmomente, um den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Unterstrichen wird das Ganze durch die vielen Fragen, die in diesem Band aufgeworfen werden, und deren Beantwortung der Leser nun harren muss.

Zusätzlich bekommt der Leser zum Anfang des Buches auf der Innenseite des Buchumschlags eine zweiseitige Karte der Farbenwelt mit allen wichtigen Orten. Und abgerundet wird das Ganze durch ein Personenregister, Begriffserläuterungen sowie Beschreibungen der Länder, Orte und Völker.

Alles in allem ein gelungener Band, der die Geschichte in dieser Welt spannend und abwechslungsreich weiter erzählt. Bleibt zu hoffen, dass ein weiterer Band daran anknüpfen kann und dass man nicht ewig auf ihn warten muss.


Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.