Zu den Wegbereitern der Moderne gehört Monet definitiv; sein Lebenswerk beschreibt eine kontinuierliche Entwicklung, an die viele andere Künstler direkt oder indirekt anknüpften. Als Monet das malerische Dorf Giverny während einer Zugfahrt "entdeckte", stellten sich die Weichen für seine Zukunft. Er fand dort ein passendes Anwesen, das er für sich und seine Familie zunächst mietete und später kaufte. Es sollte sein Werk fortan wesentlich beeinflussen, denn nicht nur war die Seine nahe und damit alle Möglichkeiten, Bootsfahrten zu inszenieren und zu malen, sondern der begeisterte und versierte Gärtner Monet gestaltete seinen Grund und Boden so, dass er praktisch das ganze Jahr über Motive in Hülle und Fülle zur Verfügung hatte. Die Monet-Expertin Karin Sagner erzählt in ihrem Buch die Geschichte Monets mit Schwerpunkt auf seinem Leben und Wirken in Giverny, sie zeigt auf, welche künstlerischen Themen er dort für sich ausmachte und wie er sich schließlich auf die Seerosen in seinem japanischen Garten fixierte. Zugleich berichtet sie auch von seinem Privatleben, stellt Lieblingsrezepte Monets zur Verfügung und präsentiert Monets Anwesen, wie man es heute besichtigen kann. Eine ausführliche Biographie fasst die erzählten Aspekte zusammen und ergänzt sie. Zudem ist der Band reich bebildert.
Karin Sagner kennt Monet ausgezeichnet – und sie weiß sein Leben, hier speziell den langen Abschnitt in Giverny, nicht nur informativ, sondern auch spannend und unterhaltsam darzustellen; nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit für eine renommierte Wissenschaftlerin. Sagner erläutert die Seerosenbilder zunächst im kunsthistorischen Kontext und fasst dann in ein paar Kapiteln Monets Arbeit vor Giverny zusammen, ehe sie detailliert auf dessen lange Schaffensphase mit ihren verschiedenen Themenkreisen in dem Dorf eingeht. Die Biographie am Ende des Buchs ist so kurz wie möglich und so ausführlich wie nötig gehalten, sodass sich dem Leser Monets Leben anhand der wesentlichen privaten und beruflichen Daten "in a nutshell" erschließt, nachdem es zuvor überwiegend aus künstlerischer Sicht, doch auch hinsichtlich des Alltags in Giverny beleuchtet wurde.
Interessant sind sicher für jeden Monet-Freund die mit Fotos versehene Historie des Gartens, die Lesetipps sowie die Informationen zur Anreise – und die Rezepte! Ein wenig Süßes, ein wenig Deftiges: Monets Lieblingsgerichte und –naschereien lassen sich problemlos nachkochen und –backen. Der kleine Band ist sehr apart gestaltet, er erweist sich als eine richtige Liebhaber-Edition, auch die Qualität von Papier und Druck stimmt, ebenso die Auswahl der abgedruckten Bilder. So werden die hochwertigen Inhalte ansprechend präsentiert. Wer das Buch als ideales Geschenk für einen Kunstfreund ersteht und erst einmal selbst hineinschaut, läuft Gefahr, es lieber gleich zu behalten ...