Der Journalist Henning Juul, der nach dem grauenvollen Tod seines Sohnes noch immer auf der Suche nach den Schuldigen ist, wird mit einem Mord konfrontiert, dessen grausame Ausführung selbst gestandene Polizisten schockt. In einem Altersheim in Oslo wurde die 83-jährige Lehrerin Erna Pedersen brutal erwürgt, bevor der Täter zwei Stricknadeln in ihre Augen schlug. Doch es wird nicht der einzige Vorfall bleiben, der Henning Juuls ermittlerische Fähigkeiten in den nächsten Tagen beansprucht. Denn nur Stunden später verdrängt eine neue Schlagzeile die tote Pädagogin aus den Nachrichten und stellt Henning Juuls Schwester an den Pranger, die als Justizministerin verehrt und gefürchtet ist. Und obwohl Henning Juul keinen Kontakt zu der ein Jahr jüngeren Trine pflegt, glaubt er, dass die Hetzkampagne, die gerade gegen sie läuft, an den Haaren herbeigezogen ist. Deshalb versucht er den Drahtziehern auf die Schliche zu kommen, während er gleichzeitig im Mordfall der unbeliebten Lehrerin recherchiert.

"Verleumdet“ ist der dritte Fall des schwedischen Journalisten Henning Juul, der durch einen verheerenden Wohnungsbrand seinen sechsjährigen Sohn Jonas verloren hat. Durch Brandnarben gezeichnet und mit schweren Vorwürfen belastet, versucht er hinter die Identität der Brandstifter zu kommen, während er mit vollem Engagement für die Onlinezeitung "123nyheter" tätig ist. Ein einsamer Wolf, der auf der Seite der Guten kämpft, dabei aber voller Rachegelüste ist. Aber nicht nur seine Figur wurde von Thomas Enger mit vielen Ecken und Kanten, guten und schlechten Gefühlen und einem unbändigen Ehrgeiz angelegt. Auch die seiner Schwester Trine weiß durch eine ungeahnte Vielfalt zu überzeugen. Deshalb erlebt der Leser die Justizministerin nicht nur als toughe Politikerin, sondern auch als liebende Ehefrau oder an sich zweifelnde Geächtete. Charakterzeichnungen, die dem Leser die handelnden Figuren nahe bringen und damit die Motivation ihres Handelns erklären.

Geschrieben ist der mit einem komplexen Plot versehende Kriminalroman in einem gut lesbaren, flüssigen Stil, der die Anspannung seiner Figuren gut zur Geltung bringt. Dabei wechseln sich aussagekräftige Dialoge mit nachvollziehbar geschilderten Ermittlungen ab und verstehen es, den Leser bereits nach den ersten Seiten zu fesseln. So beginnt er, genau wie der schwedische Journalist, nach Verdächtigen zu suchen, Hinweise zu sammeln und wichtige Erkenntnisse in die richtigen Zusammenhänge zu bringen. Eine Verfahrensweise, die ihn tief in die Handlung zieht und immer wieder neue Zweifel aufkommen lässt. Doch ganz am Ende, nach einem dramatischen Showdown, bleibt immer noch eine Frage offen: Wer hat Henning Juuls Wohnung in Brand gesetzt und damit das Leben eines unschuldigen Kindes ausgelöscht und dessen Vater schwer verletzt?

Fazit:
Ein spannender dritter Fall um einen integeren Journalisten, der hoffentlich noch mehr verzwickte Fälle lösen muss.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.