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 »Und wir verrosten im Hafen«

Deutschland, Großbritannien und der Krieg zur See 1914 - 1918


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Eine der Ursachen des Ersten Weltkrieges war das maritime Wettrüsten zwischen England und dem Deutschen Reich. Die Flottenbegeisterung am Vorabend des Krieges nahm im Reich euphorische Höhen an. Die Reichsführung hoffte England zu einer Annäherung zu zwingen, wenn die eigene Flotte zur Gefahr für die englische würde. Doch England reagierte auf die Gefahr mit einer Annäherung an Frankreich und Russland. Zu einer entscheidenden Seeschlacht kam es im Weltkrieg dann aber nicht. Die weltpolitische Facette dieser Geschichte ist oftmals geschrieben worden. Nicolas Wolz nähert sich dem Thema in seinem neuesten Buch »Und wir verrosten im Hafen« von unten.

Auf 350 Seiten wertet der Autor Briefe und Tagebücher einfacher Seeleute und unterer Offiziere aus, wobei er der englischen und deutschen Perspektive in etwa den gleichen Platz einräumt. In elf Kapiteln werden verschiedene Aspekte des Seekrieges behandelt. So berichten die ersten Abschnitte von der Vorkriegszeit und den weltpolitischen Entwicklungen. Die weiteren Kapitel widmen sich Themen wie dem Ehrgefühl in der englischen und deutschen Marine, der Skagerrak-Schlacht, dem U-Boot-Krieg und schließlich auch den Flottenunruhen und dem Kriegsende.

Im Anhang des Buches findet sich ein Anmerkungsteil, ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Register und einige Karten. In der Mitte des Buches gibt es einen Bildteil.

Nicolas Wolz' Buch »Und wir verrosten im Hafen« ist ein spannend und kurzweilig geschriebenes Geschichtsbuch, das aus einer Perspektive von "unten" seinen Stoff erzählt. Es ist vor allem deswegen kurzweilig, weil es populärwissenschaftlich an eine breite Leserschaft gerichtet ist. Sicherlich hält nicht jede These und Bemerkung einer differenzierten geschichtswissenschaftlichen Prüfung stand, dazu ist es zu anekdotenhaft geschrieben. Aber das will der Autor auch gar nicht. Er wollte ein spannendes Thema einer breiten Leserschaft zuführen, und das gelingt durchaus.

Wolz erzählt auf sehr unterhaltende Weise, wie es auf den englischen und deutschen Kriegsschiffen zuging, welche Erfahrungen die Seeleute machten und welche Probleme sie hatten. Es wird dem Leser sehr deutlich, welche Traditionen auf der englischen Seite eine Rolle spielten und welche Begeisterung für die Marine die deutsche Seite prägte. Auf beiden Seiten herrschte Enttäuschung darüber, dass der Krieg zur See nur eine zweitrangige Bedeutung einnahm.
Viele Einzelschicksale und Begebenheiten, die Wolz aus den Briefen und Tagebüchern gezogen hat, vermitteln ein lebendiges Bild der Zeit. Der Leser benötigt kein historisches Vorwissen. Die Lektüre macht einfach Freude. Sehr schön ist auch der Bildteil in der Buchmitte, der einiges visuell ergänzt. Auch das Kartenmaterial am Buchende ist sinnvoll.

Insgesamt bietet dieses Buch eine kurzweilige und spannende Lektüre für eine breite Leserschaft. Experten für das Thema sollten allerdings über den anekdotenhaften und populärwissenschaftlichen Stil beim Lesen hinwegsehen!

Auf der Verlagswebsite gibt es eine Leseprobe.

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2013 | ISBN: 978-3423280259 | Preis: 21,90 Euro | 352 Seiten | Sprache: Deutsch

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