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Alles scheint wieder gut zu sein: Barbara Havers freut sich mit ihrem guten Freund Taymullah Azhar darüber, dass seine Lebensgefährtin Angelina zurückgekehrt ist und wieder mit ihm und der gemeinsamen Tochter Hadiyyah leben möchte. Zu spät erkennen Azhar und Havers, dass es sich nur um eine Finte handelt; Angelina verschwindet mit Hadiyyah.
Bei seiner verzweifelten Suche nach Hadiyyah wird der Vater von allen Seiten behindert. Nur Barbara Havers steht ihm zur Seite. Lange Zeit über scheint es, als sei Hadiyyah absolut spurlos verschwunden, und nicht einmal ein angeheuerter Privatdetektiv erweist sich als hilfreich. Barbara verstrickt sich in immer größere Schwierigkeiten, weil sie ihre beruflichen Pflichten verletzt, während sie Azhar nach besten Kräften unterstützt. Schließlich führt eine Spur in die Toskana, und statt Havers, die ihre Vorgesetzte allzu oft brüskiert hat, wird ihr Kollege Thomas Lynley nach Lucca geschickt, um die dortigen Ermittlungen zu begleiten.
Zu Hause in London muss Havers feststellen, dass sie die Geister, die sie rief, nicht mehr los wird – und es sind keine guten Geister. Zudem zeigt sich, dass der Fall umso komplexer wird, je näher die Auflösung scheinbar rückt.
Elizabeth George gehört zu den Queens of Crime, und es erging ihr wie einigen anderen zuvor: Nach einer Reihe großartiger Romane driftete sie in Richtung der Mittelmäßigkeit ab. Mancher Fan vermag das zu ignorieren, andere trauern und lesen oder hören dennoch erwartungsvoll Band für Band in der Hoffnung, dass der alte Glanz zurückkehren könne.
"Nur eine böse Tat" zeigt erneut die Hinwendung von Elizabeth George zum Psychologischen – und dies auf Kosten der Spannung, die nun freilich zu den Grundzutaten eines gelungenen Krimis gehört. Während die einstmals so fesselnde Figur Lynley, inzwischen verliebt in eine Tierärztin, zur farblosen Nebenperson mutiert, steht Havers im Zentrum; eine sehr engagierte Barbara Havers, die freilich oftmals verstörend bauch- statt kopfgesteuert unterwegs ist, ohne viel Überlegen ständig ihren Job riskiert und sich für ihre heimliche Flamme Azhar Erpressung und Repressalien aussetzt, obwohl auch er zum Kreis der Verdächtigen gehört. Natürlich mag man argumentieren, dass Havers in ihrer unterdrückten Liebe zu Azhar und ihrer inneren Leere sehr authentisch gezeichnet wird, es passt jedoch nicht zu der bei aller gelegentlichen Impulsivität doch sehr logischen Barbara Havers, die der Leser oder Hörer viele Bände hindurch kennen gelernt hat. Diese irritierend intuitiv handelnde Havers steht einer Reihe ziemlich klischeehaft gezeichneter Figuren gegenüber: dem windigen Privatdetektiv, dem schier über Leichen gehenden Skandalreporter, der nymphomanisch angehauchten Mutter des Mädchens mit italienischem Macho als Lover, eine etwas irre Frau in einem romantisch gelegenen toskanischen Kloster, die sich selbst behindernde italienische Polizei und so weiter. Hinzu kommen ausladende Schilderungen der schönen Toskana, die nicht eben zur Entstehung von Spannungsbögen beitragen.
Aus psychologischer Sicht mag der Roman im Großen und Ganzen stimmig sein, und die kritische Auseinandersetzung mit der Klatschpresse und einigen anderen gesellschaftlichen Reibungspunkten ist sicher berechtigt (wenngleich nicht ganz neu). Spannung kommt jedoch, wie bereits erwähnt, nur selten und spärlich dosiert auf. Ein Jammer, denn aus der Story hätte George eine Menge mehr machen können, vor allem aber hätte sie gewaltig kürzen müssen. Der Verlag hätte vielleicht den Mut aufbringen sollen, genau dies zu tun, so wäre womöglich eine durchaus fesselnde Hörbuchedition herausgekommen. Die ungekürzte Lesung zieht sich schlicht und einfach zu sehr. Dies kann die ausgezeichnete Leistung des Sprechers Stefan Wilkening nicht ausgleichen, obgleich dieser sein Bestes tut, den vielen verschiedenen Figuren gerecht zu werden und vor allem die Dialoge möglichst fesselnd auszugestalten. Ein Bewertungsstern extra für den Sprecher.
Die CDs befinden sich in Fächern einer ausklappbaren, attraktiv gestalteten Kartonhülle.
Insgesamt also für Elizabeth-George-Fans wohl ein Muss, doch trotz des exzellenten Sprechers eher eine Pflichtübung. Wer die Inspektor-Lynley-Reihe nicht kennt, sollte besser mit den ersten Bänden einsteigen. George legt eine grundsätzlich gute Story vor, schwächelt aber bei der Ausführung. Schade!
Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.