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Seit zwei Jahren trauert Honor Gillette zusammen mit ihrer kleinen Tochter um ihren Ehemann Eddie, der bei einem Unfall ums Leben kam. Ihr Schwiegervater und die früheren Kollegen ihres Mannes stützen sie – das glaubt sie zumindest, und so lebt sie ihr Leben am Rand der Zivilisation.
Doch dann findet ihre Tochter einen blutüberströmten Mann im Vorgarten. Honor ist hin und her gerissen zwischen ihrem Wunsch, zu helfen, und ihrem tiefen Misstrauen. Und als sie sich entschließt, den Mann zu retten, nimmt er sie und ihre kleine Tochter als Geisel.
Es entwickelt sich eine sonderbare Beziehung zwischen Honor und ihrem Entführer, denn er behauptet, ein FBI-Agent zu sein, und ihre und Eddies Freunde seien in kriminelle Machenschaften verwickelt. Er muss einen Gegenstand oder einen Hinweis finden, der zu einem Geheimnis führt, das Eddie kannte und das den Gegnern enorm schaden kann, die es und ihn deshalb erbarmungslos jagen. Da der Entführer behauptet, Polizei und FBI seien von einem Netzwerk unterwandert, das möglicherweise auch Eddie ausgelöscht hat, bleiben ihm und Honor nicht viele Möglichkeiten. Honor beschließt, ihm zu vertrauen. Es beginnt eine unheilvolle Odyssee.
Aus einer im Grunde schlichten Ausgangssituation entwickelt sich eine komplexe Story, in der es zunehmend schwerfällt, die Guten und die Bösen zu unterscheiden. Honor muss sich sogar von ihrer geliebten kleinen Tochter trennen.
Hier setzt auch etwas Kritik an, denn das Kind wird im Prinzip nur dazu eingesetzt, die Geschichte komplexer zu gestalten. Es hinterlässt Spuren, die der sonst so aufmerksame und misstrauische FBI-Agent Lee Coburn nicht bemerkt, es ist passenderweise immer dann ruhig, wenn die Story an Fahrt aufnimmt und zu entgleisen droht, oft über viele Stunden – tagsüber -, und die Mutter kann in irritierender Weise von ihm loslassen, in einem Moment höchster Gefahr. Das ist nicht realistisch.
Ansonsten wirkt die Geschichte: Alle Spuren finden zueinander, lose Enden werden verknüpft, und am Ende ergibt sich ein stimmiger Eindruck, auch wenn die Auflösung etwas konstruiert wirkt. An Spannung mangelt es nicht und auch nicht an prickelnder Erotik, die manchmal sogar den Thrillercharakter deutlich übertüncht, aber warum eigentlich nicht?
Sandra Brown findet zu einem versöhnlichen Ende, und der Epilog könnte auch zu einem Liebesroman gehören. Alles wird gut, auch wenn viele Leichen den langen Weg säumen und der ein oder andere bevorzugt über selbige geht.
Sprecherin Martina Treger macht das Hörbuch zu einem echten Thriller-Erlebnis; sie versteht es, den Spannungsbögen zu folgen, sich in die Figuren einzudenken und der Geschichte echtes Leben zu verleihen. Auch die hormongeschwängerten Kapitel weiß sie authentisch darzustellen, sodass der Leser und nicht zuletzt die Leserin gern bei der Stange bleibt.
Das Hörbuch besteht aus sechs CDs, die in einer Plexiglasbox mit ausklappbaren Fächern ausgeliefert werden – zusammen mit einem schön gestalteten und hochwertigen Booklet.
Insgesamt ein starker Thriller, ein ausgezeichnetes Hörbuch, sehr gut vorgelesen und attraktiv aufgemacht.
Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.