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Rom. Raphael und auch Marie haben Geburtstag. Vor genau 20 Jahren hatten sie sich in Rom ein Versprechen gegeben. An ihrem gemeinsamen 40. Geburtstag wollen sie sich an gleicher Stelle wiedersehen – eine Nacht miteinander verbringen. Sie gingen damals auseinander und obwohl sie sich die vielen Jahre nicht über den Weg gelaufen sind, haben sie sich doch niemals vergessen.
Nun ist es soweit – beide sind in einer mehr oder weniger losen Beziehung, was sie nicht davon abhält ihr Versprechen einzulösen. Jedoch weiß weder Marie noch Raphael, ob sich der jeweils andere überhaupt auf die Reise gemacht hat. Weg vom eigenen Leben, von den eigenen Freunden, dem eigenen Partner.
Raphael irrt durch Rom, bis eine Nachricht von IHR auf seinem Handy eintrifft. Sofort macht er sich auf den Weg ins besagte Hotelzimmer ...
Szenarist Jim knüpft nahtlos an die Erzählung
im ersten Buch dieses Zweiteilers an und begrüßt den Leser mit einem üppigen seitenfüllenden Panel in Pastellfarben. Raphael landet mit einer Passagiermaschine in Rom. Seine Gedanken "Es ist soweit. Ich bin da." geben den Startpunkt für die zweite Hälfte dieser Suche nach Liebe und Geborgenheit. Nach den eigenen Wünschen, den Bedürfnissen. Und nach der Jugend. "Eine Nacht in Rom" ist eine Erzählung über die Zeit, die Zeit, die vergeht, während wir leben. Das Hinterfragen des eigenen Seins in der Lebensmitte. Was haben wir erreicht? Haben wir einfach nur so dahingelebt? Tun wir überhaupt, was wir wollen? Alles Fragen, die den Charakteren Marie und Raphael von Jim meisterhaft in die Gesichter gemalt wurden. Jims künstlerisches Geschick mit Körperhaltungen, Gesten und Mimik ganze Geschichten zu erzählen, ist außerordentlich. Das Spiel mit Licht und Schatten gepaart mit einer sanften pastelligen Farbgebung, die von Delphine umgesetzt wurde, beeinflusst den Leser geradezu in der eigenen Stimmung. Das Cover gibt da schon einen sehr guten Eindruck.
Den über 100 Seiten der eigentlichen Story schließt sich ein Nachwort Jims und ein 16-seitiges kommentiertes Skizzenbuch an. Diverse farbige Coverentwürfe, die vielfach verworfen wurden, reihen sich neben Skizzen und Panelentwürfen ein. Das Material nicht zu veröffentlichen wäre eine Schande, zusammen mit den informativen Texten ergibt sich so ein schöner Abschluss dieser hochwertigen Hardcover-Ausgabe.
"Eine Nacht in Rom" ist ein ganz besonderer Comic, der durch großes erzählerisches Können sowohl im Szenario als auch in den Bildern und der Farbgebung brilliert. Eine Geschichte, die nachdenklich macht und die, beim genauen Hinsehen, auch Sehnsüchte weckt. Dieser Zweiteiler ist es wert gelesen und genossen zu werden; hoffentlich auch von vielen, die sich sonst nicht an Comics heranwagen. Es würde ihnen ein anspruchsvolles Stück Literatur entgehen.
Eine Leseprobe der ersten Seite dieses Bandes findet sich auf der Webseite des Splitter Verlags: zur Leseprobe.