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Einst war er dazu ausersehen, bei der Gründung der neuen Welt für das Gleichgewicht von Hoffnung und Drangsal, Wachstum und Verzweiflung zu sorgen. Doch er hat seine Gestalter-Macht missbraucht und damit das Gleichgewicht zwischen Ars und Arsa, Körper und Geist auf dieser Welt zerstört. Zur Strafe wurde er aus dem Rat verbannt und zu seinen scheußlichen Kreaturen hinter den Schleier verbannt, der die Wesen dieser Welt zukünftig vor den Schöpfungen des Verräters schützen würde …
Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende verstreichen. Obwohl die Wesen dieser Welt ihre Geschichte kennen, leben sie weitgehend unberührt von den Schrecken, die einst die Welt bevölkerten. Der Jäger Than Junell führt ein einfaches und bescheidenes Leben in einem kleinen Dorf, in dem der Höhepunkt des Jahres das Nordsonn-Fest darstellt, denn dann kommt der alte Leser und erzählt von früheren Tagen. Daher ist es auch so wichtig, dass Than heute reiche Beute macht, damit der Wirt des örtlichen Gasthauses den vielen Reisenden Fleisch auf den Tisch bringen kann. Doch statt eines Hirsches sieht sich Than einem Velle gegenüber, einem der Dämonen von jenseits des Schleiers, von denen er bis jetzt nur in den Geschichten des Lesers gehört hat. Mit Müh und Not gelingt Than die Flucht ins Dorf, doch dort wartet schon jemand anderes auf ihn: Vendanjii, ein Fremder, der merkwürdige Andeutungen macht und Than und seinen besten Freund Sutter von hier fortbringen will, zum Schutz all jener, die er kennt und liebt. Doch warum die dunkle Bedrohung es ausgerechnet auf Than abgesehen hat, will Vendanjii nicht verlauten lassen …
"Der Vergessene" ist der Debütroman von Autor Peter Orullian. Er beginnt damit seine High-Fantasy-Trilogie "Das Gewölbe des Himmels".
Die Welt, in die der Leser entführt wurde, wurde von einem Konsortium von so genannten Gestaltern erschaffen, doch da einer der Erschaffer seine Macht missbrauchte, wurde die Ordnung auf dieser Welt gestört und die Gestalter sahen sich gezwungen, regulierend einzugreifen, um die guten Wesen ihrer Schöpfer vor den Fehlkreationen zu bewahren. Mittlerweile ist die Welt scheinbar sich selbst überlassen, doch das Böse regt sich nach Jahrhunderten wieder und versucht die Welt für sich einzunehmen. Genau hier setzt die Handlung ein. Dabei stammen die Hauptfiguren aus einem unscheinbaren Ort ohne größere Bedeutung für die Geschehnisse in dieser Welt, aber er beherbergt einige sehr interessante Charaktere.
Da wäre Than, ein rätselhafter, aber sympathischer Charakter, der allerdings seinen Platz im Leben noch nicht so richtig kennt. Dann gibt es noch Wendra, Thans Schwester, die trotz ihres jungen Alters bereits viele Schicksalsschläge hat hinnehmen müssen und daher voller Trauer ist. Die Figur Sutter ist der beste Freund Thans; er wünscht sich nichts mehr, als Helligtal endlich zu verlassen. Und da wäre noch Braethen, der Sohn eines Schreibers, der sich der Sodalität verschrieben hat, ohne jedoch genau zu wissen, was dies wirklich bedeutet. Abgerundet wird dies durch den allwissenden Sheson Vendanjii, der der Kopf der kleinen Gruppe ist und als Einziger wirklich weiß, was vor sich geht, aber weder den Figuren noch dem Leser verrät, was hinter all den Vorkommnissen steckt.
Dies ist das bestimmende Element des Buches, der Autor füttert den Leser in diesem ersten Band nur mit Andeutungen an, um ihn begierig auf mehr zu machen. Manch einen Leser mag diese Art der Erzählung frustrieren, weil der Autor wirklich nur die nötigsten Informationen über das große Ganze preisgibt.
Erzählt wird die Handlung aus verschiedenen Perspektiven: aus der Perspektive verschiedener Personen, an deren Seite man sich befindet, und manchmal wechselt der Autor auch in die Ich-Perspektive, um eine Situation zu schildern. Sofern man sich nicht in der erzählerischen Gegenwart der Hauptfiguren bewegt, erschwert es der Autor dem Leser, herauszufinden, von wem genau die Rückblenden oder ergänzenden Schilderungen stammen. Dies trägt zur allgemeinen Ratlosigkeit bei, die durch das Vorenthalten entscheidender Informationen sowieso schon herrscht.
Abgerundet wird das Ganze durch eine Karte, die sich auf den Innenseiten des Buchumschlags befindet. Eine sehr liebevoll gestalteter Plan vom Autor persönlich, denn außer der eigentlichen Karte wartet er mit einigen Beschriftungen auf, die die Karte wirken lassen, als würde sie tatsächlich einem Individuum gehören. Anhand dieser Karte lässt sich nach einer ersten Orientierungsphase die Reise der Figuren nachvollziehen, obwohl sie an mancher Stelle durchaus detailreicher sein könnte: Speziell, als sich die Angehörigen der Gruppe im Laufe der Handlung voneinander trennen, ist nicht bei allen Figuren klar, in welche Richtung sie sich danach gewendet haben und auf welchem Weg sie versuchen, ihr Ziel zu erreichen.
Um die Verwirrung zu vervollständigen, verkündet der Buchumschlag dieser Ausgabe, dass der erste Band "Der Vergessene" hieße, die Titelseite im Buch selbst verkündet aber, man hielte "Der Ungerechte" in Händen.
Alles in allem ein sehr gelungener Debütroman, eine wirklich originelle Welt und eine Handlung, die den Leser zu fesseln weiß, allerdings muss der Peter Orullian dafür sorgen, dass im nächsten Band einige Antworten geliefert werden, denn noch einmal so hinhalten werden sich die meisten Leser wohl nicht lassen.
Eine Leseprobe ist auf der
Verlagsseite zu finden.