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"Weiß existiert nicht in der Natur. Sie haben über dem Schnee Himmel. Ihr Himmel ist blau, dieses Blau muss im Schnee erscheinen. Morgens ist Grün und Gelb am Himmel. Auch diese Farben müssen im Schnee auftauchen, wenn Sie Ihr Bild am Morgen gemalt haben. Wäre es am Abend entstanden, müssten sich Rot und Gelb im Schnee zeigen." (Pierre-Auguste Renoir, 1910)Schnee hatte für die Impressionisten eine magische Anziehungskraft, konnten sie doch hier ihre Farbspielereien exzellent umsetzen. So verwundert es nicht, dass alle bedeutenden Impressionisten Winterbilder gemalt haben, welche nun in dem Band "Lichtgestöber" eine Würdigung finden. Entstanden ist dieser anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen, die vom 11. November 2012 bis 14. April 2013 stattfand.
Kernstück des Bandes ist der 72-seitige Bildteil. In diesem präsentiert der Herausgeber Oliver Kornhoff insgesamt über sechzig impressionistische Winterbilder. Erschlossen werden die einzelnen Kunstwerke durch den anschließenden Katalogteil. Hinzu kommen fünf einleitende Aufsätze, welche nicht nur auf die künstlerischen Besonderheiten eingehen, sondern auch den klimatischen Entstehungskontext thematisieren. Denn die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts markiert den Übergang aus der seit dem 14. Jahrhundert andauernden Kleinen Eiszeit, welche gerade in dieser Übergangsphase sehr schneereich war. So fanden viele impressionistische Künstler regelrecht ideale Bedingungen vor, um "plein air" (unter freiem Himmel) die verschiedensten Lichteindrücke einzufangen.
"Ich habe heute während eines Teils des Tages im Schnee gemalt, der unaufhörlich herniederfiel. Sie hätten gelacht, wenn sie mich so gesehen hätten, weiß vom Kopf bis zu den Füßen, mit einem Bart, der von Eiszapfen wie Stalaktiten starrte." (Claude Monet, 1895)
Nicht zuletzt befinden sich am Ende des Buches lexikonartige Künstlerbiografien sowie ein Künstlerregister.
Mit diesem Begleitband erhält die gleichnamige, zeitlich begrenzte Ausstellung im Arp Museum in Remagen eine würdige Fortsetzung. Auf dezente Art und Weise präsentiert der Herausgeber und Direktor des Museums über sechzig Gemälde der Ausstellung. Einzigartig in dieser Zusammenstellung kann der Betrachter hier wunderbar impressionistische Winterlandschaften genießen.
Als etwas umständlich erweist sich zwar, dass die Erläuterungen zu den einzelnen Werken nicht in unmittelbarer Nähe zum entsprechenden Gemälde platziert wurden, sondern in einem separaten Textteil. Dadurch dass hier jedoch zumindest verkleinerte Miniaturabbildungen zu finden sind, wird dieser Nachteil deutlich abgeschwächt. Und aufgrund der Tatsache, dass gerade die "nackte", weitgehend textlose Präsentation der einzelnen Bilder die Betrachter ungestört in die Bildwelten der Impressionisten eintauchen lassen, lässt diese Präsentationsform bei der vorliegenden Thematik als richtig erscheinen.
Eine überraschende Perspektive hält der Band vor allem mit den beiden interdisziplinär angelegten Aufsätzen "Kann man Klima malen?" und "Die Winterbilder der französischen Impressionisten im Spiegel der Klimageschichte" parat, welche die impressionistischen Winterbilder in den Kontext der ausgehenden "Kleinen Eiszeit" einordnen. Auch die drei kurzen Aufsätze zur künstlerischen Einordnung der Schneebilder zeigen prägnant auf, warum sich die Impressionisten immer wieder für dieses Motiv interessiert haben.
Nicht zuletzt überzeugt auch die Druckqualität sowie die Papierqualität, während sich die recht große Schrift sowie das Layout des einführenden Textteils nicht so recht in das ästhetische Gesamtbild des Bandes einfügt.
Erfreulich ist hingegen, dass neben der recht teuren gebundenen Ausgabe eine broschierte Fassung für 19,95 Euro im Handel erhältlich ist.
FAZIT: ein zurückhaltender Bildband, der trotz des etwas altbackenen Layouts im Aufsatzteil nicht übersehen werden sollte, da hier ganz die impressionistischen Winterbilder im Mittelpunkt stehen, welche in dieser einzigartigen Zusammenstellung einfach nur zum verweilenden Betrachten einladen.
Weitere Informationen sowie einen Blick ins Buch finden sich auf der Webseite des Verlags