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 Die Mandel

Die intime Geschichte einer arabischen Frau

Autoren: Nedjima
Verlag: Droemer

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis


"Ich habe das schönste Geschlecht von allen." So stellt sich die 45-jährige Autorin Nedijma in ihrem autobiographischen Roman "Die Mandel" vor. "Prall, heiß, feucht. Und unübertrefflich in seinem Verlangen nach Schwänzen."

"Einen Aufstand" und einen "Akt des politischen Widerstandes" nannte der SPIEGEL den Roman, den die Autorin unter dem Pseudonym Nedjima (Stern) schrieb, um die Ehre ihrer Familie in Nordafrika zu schützen. Allein in Frankreich verkaufte sich die Erstausgabe mit 40.000 Exemplaren. Im Februar 2005 erschien dann "Die Mandel", eine Anspielung auf die äußere Form der Vagina, in Deutschland und sorgte auch hierzulande für Furore. Von den einen wird die Autorin als "Hure" und "Beleidigung für den Islam" betitelt, andere werten ihre geschriebene Lebensgeschichte als den "poetischen Widerstand gegen eine islamistisch dominierte Gesellschaft".

Die junge marokkanische Frau Badra bricht Ende der 70er Jahre aus ihrer arrangierten Ehe aus und flieht zu ihrer Tante Selma nach Tanger, in die Stadt der Huren und der Heilsuchenden, Hafenstadt und Tor nach Europa. Badra droht der Tod, aber statt sich zu verstecken, will sie wissen, was Liebe, und vor allem, was Leidenschaft ist. Sie beginnt eine Affäre mit dem reichen, gebildeten Marokkaner Driss, der sie in die Liebe und ihre Künste einführt, der ihr alles zeigt, wozu ihr Körper in der Lage ist, der sie fühlen lässt, was Begehren heißt, der ihr alles gibt und alles nimmt.

Badras Weiblichkeit und Sexualität erwacht in einer obsessiven Liebe zu Driss und kennt keine Schranken mehr:
"Lieben und bis an die Grenzen gehen.
Lieben und nie den Blick senken.
Lieben und verlieren.
Und mit zerbrochenem Herzen weiterleben.
Weil der Verstand noch heil ist!"
Die erotische Selbstfindung ihrer so lange unterdrückten Sexualität bedeutet für Badra erst eine neu gewonnene Freiheit, die sie genießt und exzessiv auslebt, doch schnell wird ihr Leben zur Qual und zum Zwang der eigenen Begierde.

Sprache und Stil der Autorin sind erotisch, ja sogar pornografisch: "Die Männer reden, und ich massiere meine Schläfen. Ich warte, bis sie ihren Wortvorrat erschöpft haben und in mich eindringen, lange, langsam, schweigend. Sobald meine Vagina aufhört, vor Lust ihren Saft zu vergießen, wende ich demjenigen, der mir soeben Orgasmen beschert hat, den Rücken zu. Mein Unterleib kennt keine Dankbarkeit. Die postkoitale Zärtlichkeit lässt mich ebenso kalt wie die postkoitale Tristesse. Meine Liebhaber dürfen nur schweigen, schlafen oder gehen."

Bei der Wortwahl bedient sich Nedjima vieler pornografischer Vokabeln. Ob der Leser auf jeder Seite dem Wort "Möse" begegnen möchte oder ihn eine solche Sprache abschreckt, ist Geschmackssache. Er wird sich darauf einlassen müssen, dass "Die Mandel" nur von einem Thema handelt: den sexuellen Begierden einer Frau. Andere Probleme, wie beispielsweise das Zurücklassen der Familie, mögliche Ängste vor Racheanschlägen oder auch Liebe zu anderen Menschen werden gar nicht oder nur am Rande thematisiert. Durch die fehlende Beschreibung von Gefühlen wirkt die Autorin nicht besonders sympathisch auf den Leser. Doch sie hat mit ihrem Buch zweifellos einen Verdienst geleistet.

Erotische Literatur kann politisch und kämpferisch sein. Für uns mag diese Autobiografie nach "Die Hure" von Nelly Arcan und "Das sexuelle Leben der Catherine M." von Catherine Millet nur ein weiterer Roman in der Reihe von Frauen geschriebener Pornografie sein. In islamischen Ländern ist es jedoch verboten, erotische Romane zu schreiben und vor allem zu veröffentlichen. "Die Mandel" rührt an dieses Tabu. Öffentliche Kritik von Frauen erfährt der Islam selten, um so mehr hat Nedjma Mut bewiesen, den es zu würdigen gilt. Wie immer der Leser zum Stil oder auch zum Inhalt des Buches steht, in einer Demokratie darf und soll diskutiert werden.

Nikola Poitzmann



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2005 | ISBN: 3426196999 | Preis: 18 Euro | 288 Seiten | Sprache: Deutsch

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