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Nachdem Gus, liebevoll "Sweet Tooth" genannt, nach den letzten Ereignissen fast gestorben wäre und es zum Streit kommt, wirft die Gruppe Jepperd kurzerhand aus dem Evergreen-Damm hinaus. Er und Dr. Singh, der im Inneren des Damms auf Gus' Genesung wartet, wollen trotz aller Widrigkeiten nach Norden aufbrechen, um das Geheimnis um Sweet Tooths Herkunft und die verheerende Seuche zu lösen. Jepperd hat nach wie vor ein ungutes Gefühl, wenn er an Walter Fish denkt - und soll auf schreckliche Weise Recht behalten. Denn weder Jepperd noch Dr. Singh noch Gus haben eine Vorstellung davon, was es wirklich mit den Hybridkindern auf sich hat ...
"Unnatürliche Lebensräume" ist bereits der fünfte Band der großartigen Serie
"Sweet Tooth" von Jeff Lemire und gibt dem Leser endlich Gelegenheit, ein bisschen aufzuatmen. Das bedeutet allerdings nicht, dass es weniger spannend wird: Das Geheimnis um Walter Fish, Haggarty und das Projekt Evergreen wird nervenzerreißend aufgelöst, jemand aus der Gruppe erkrankt an der Seuche und Jepperd trifft einen neuen Freund (der den Leser begeistern wird!).
All dies ist wieder sehr spannend, temporeich und mitreißend erzählt und künstlerisch vielfältig in Szene gesetzt. Die kleine Atempause, die dem Leser vergönnt ist, bezieht sich eher auf die emotionale Achterbahnfahrt, die die Serie bislang bereithielt und die sich von Band zu Band immer weiter steigerte, bis es fast weh tat. Der fünfte Band ist gut wie eh und je, er ist aber ein bisschen weniger traurig, ein bisschen weniger erschütternd, auch wenn es natürlich dennoch viele Gefühle und weitreichende Entscheidungen gibt. Gus hat, seit Jepperd ihn nach dem Tod seines Vaters fand, eine lange Entwicklung durchgemacht, was man ihm auch deutlich anmerkt: Er ist erwachsener, entschlossener und mutiger geworden. Als er gezwungen wird, ohne Jepperd im Rücken den Kampf aufzunehmen, tut er dies, ohne zu zögern.
Am bemerkenswertesten an diesem fünften Band ist aber das einleitende Kapitel "Der Präparator", das endlich ein bisschen Licht in das Mysterium um die Hybridkinder bringt. Die Geschichte beginnt im Jahr 1911 und führt den Leser weit, weit nach Norden, wo er Zeuge unfassbarer Ereignisse wird und eine Expedition ins ewige Eis begleitet. Für diesen Abschnitt der Geschichte hat nicht Lemire, sondern Matt Kindt die Panels gezeichnet; der Künstler bedient sich eines völlig anderen Zeichenstils, der sehr gut zum Thema und zum zeitlichen Rahmen passt. Die Figuren wirken wirklich so, als hätten sie vor einem Jahrhundert gelebt, und der Leser fühlt sich fast, als läse er einen echten Expeditionsbericht aus der damaligen Zeit.
Fazit: Die Geschichte um die Hybridkinder und die drohende Vernichtung der Menschheit geht spektakulär und packend weiter - die Ereignisse im Nebraska der Gegenwart werden mit über 100 Jahre zurückliegenden Geschehnissen in Alaska verknüpft, das Geheimnis wird ein Stückchen weiter gelüftet. Jeff Lemires "Sweet Tooth" ist einer der bemerkenswertesten Comics der letzten Jahre und ein Muss für alle Fans von Endzeitstorys, Mystic und Hochspannung!