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Der Okkultist John Constantine ist immer darauf bedacht, dass das magische Gleichgewicht in der Welt erhalten bleibt - kein Magier darf zu stark werden, die Auswirkungen wären katastrophal. Als er erfährt, dass "Croydons Kompass", ein sehr mächtiger magischer Gegenstand, ins Visier finsterer Mächte geraten ist, bricht er auf, um den Kompass als Erster in die Finger zu kriegen. Der Kompass ist in seinen drei Einzelteilen Nadel, Windrose und Linse an verschiedenen Orten verborgen - ein Wettrennen gegen die Zeit beginnt, das John zunächst nach Norwegen führt, dann nach Myanmar und zuletzt nach London.
John Constantine ist Comicfans natürlich ganz und gar kein Unbekannter: Bereits im Jahr 1985 erblickte der eigenwillige blonde Antiheld quasi das Licht der Welt, indem er in einer Episode von Alan Moores "Swamp Thing" in Erscheinung trat. Viele, viele Jahre lang stand John dann im Mittelpunkt der Hellblazer-Reihe, bis diese im Jahr 2013 nach 300 Heften (!) schließlich eingestellt wurde; auch in zahlreichen anderen Comics hatte John Auftritte. Fortgeführt - oder besser gesagt: neu begonnen - werden die Abenteuer des ziemlich kaputten Magiers nun mit der neuen Serie "Constantine" im DC-Universum, ein Umstand, der über kurz oder lang sicher zu sehr interessanten Entwicklungen führen wird, wenn John auf die DC-Helden trifft.
Mit "Der Funke und die Flamme" ist den beiden Autoren Ray Fawkes und Jeff Lemire auf jeden Fall ein großartiger Einstieg gelungen. John Constantine ist, man kann es nicht anders sagen, einfach eine coole Sau, wenn er auch moralisch immer sehr fragwürdig handelt - fast ohne Gewissensbisse opfert er Freunde und treue Wegbegleiter; nicht um seine eigene Haut zu retten - immerhin. Sondern, um das magische Gleichgewicht in der Welt aufrechtzuerhalten und seine Missionen zu erfüllen - doch die Vergangenheit wird John einholen und sich rächen, das weiß er (und genau dies geschieht auch am Ende von "Der Funke und die Flamme" mit einem ganz schön fiesen Cliffhanger!).
Der erste Teil der Serie, der die Hefte 1 - 5 in einem schön gestalteten und makellos gedruckten Softcoverband vereint, ist jedenfalls eine spannende Abenteuer-Queste, ein kreativ gezeichnetes und erdachtes Horror-Spektakel voller Dämonen, bizarrer Monster und permanenter Lebensgefahr, in deren Rahmen John Constantine versucht, drei Komponenten eines gefährlichen, magischen Artefakts an sich zu bringen. Das geht natürlich nicht ohne Verluste ab, denn sehr mächtige Gegenspieler möchten das Artefakt ebenfalls in Händen halten.
John Constantine, die kettenrauchende Inkarnation von Lässigkeit, Lügen und Schuldgefühlen, ist für seine höllischen Widersacher ein immer wiederkehrendes Ärgernis, das sie einfach nicht aus dem Weg räumen können - egal, wie schlimm es kommt, der findige Okkultist hat immer ein Ass im Ärmel oder einen schmutzigen Trick auf Lager und zieht so seinen Kopf ein ums andere Mal aus der Schlinge. Das liest sich so packend wie unterhaltsam; die mit schnoddrigen Sprüchen gespickten Dialoge machen einfach Spaß und zeigen klar, warum Constantine eine so beliebte Figur ist.
Fazit: sehr cooler, spannender und unterhaltsamer Einstieg in die neue Constantine-Reihe. Der Leser darf gespannt sein, was John im DC-Universum anstellen wird - so schade es ist, dass Hellblazer eingestellt wurde, die Konstellation eröffnet vielversprechende neue Möglichkeiten. Mit Ray Fawkes (Pandora, Justice League Dark u.a.) und Jeff Lemire (Sweet Tooth, The Nobody, zahlreiche DC-Serien) hat "Constantine" ein sehr starkes Autorenduo mit hohem erzählerischem Niveau, das sich hier perfekt ergänzt. Die Zeichnungen von Renato Guedes sind ebenfalls richtig gut: Dynamisch wird hier aufs Tempo gedrückt und vor allem die eklig-bizarre Gestaltung der Monster und magischen Bösewichter weiß zu überzeugen. Lediglich Johns Gesicht wirkt hin und wieder etwas zu starr, der gesamte Antiheld einen Tick zu steif.
Zur Online-Leseprobe bei Panini: Constantine 1 - Der Funke und die Flamme