Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Inspektor Barbarottis geliebte Frau ist gestorben. Als er wieder zum Dienst antritt, bekommt er die Wiederaufnahme eines nie aufgeklärten, etliche Jahre zurückliegenden Falles zugewiesen, offensichtlich als eine Art Beschäftigungstherapie: Nachdem eine Frau für den Mord an ihrem Mann samt sorgfältiger Zerstückelung der Leiche ordnungsgemäß ihre Haftstrafe abgesessen und danach ein neues Leben begonnen hat, wird auch ihr zweiter Lebensgefährte vermisst. Doch eine Leiche ist nie aufgetaucht.
Während Barbarotti versucht, den Tod seiner Frau aufzuarbeiten und für die fünf mehr oder weniger erwachsenen Kinder da zu sein, erschließt sich ihm der Fall nur langsam, denn es ist nicht einfach, die verschiedenen Informationsschnipsel zusammenzusetzen, die er von befragten Personen erhält, zumal die Erinnerung bei manchen mit den Jahren verblasst ist. Zum Schluss lässt sich der Hörer doch durch das verblüffen, was 1989 und 2007 wirklich geschehen ist.
Håkan Nesser versteht es, anders als viele andere zeitgenössische Krimiautoren, Spannung zu erzeugen und zu halten, ohne dass nonstop und möglichst blutig gemordet und entführt werden und eine totale Psychopathie vorliegen muss. Aus einer melancholischen Situation heraus, dem aufgrund einer Prädisposition zu erwartenden und doch tief schmerzenden Tod von Barbarottis Frau, ergibt sich die Auseinandersetzung mit einem brutalen Mord und einem Vermisstenfall, bei dem es sich recht offensichtlich ebenfalls um ein Tötungsdelikt handelt, nur ohne Leiche.
Wie so oft bei Nesser bewegt sich die Erzählung auf zwei zeitlichen Ebenen. So wird die Geschichte um den Mord von 1989 aus der Perspektive der Frau des Mordopfers Stück für Stück zusammengesetzt, und parallel dazu läuft die nicht ganz einfache Ermittlung durch Barbarotti, der zudem erkennt, dass sein Chef ihn nicht uneigennützig auf den Fall angesetzt hat. Denn dieser steckt, wenngleich indirekt, gewissermaßen auch darin.
Sensibel findet sich der Autor in die Figuren ein und zeichnet ein Szenario, das zum Schluss hin vor dem Hörer regelrecht explodiert in seiner Klarheit und Dramatik. Manchem weniger Religiösen mag das Transzendente, das von Barbarotti ausgeht, ein wenig dick aufgetragen scheinen, doch lässt sich dies als "Markenzeichen" akzeptieren.
Ein großes Lob geht zudem an den unverwechselbaren Sprecher Dietmar Bär, der diese Hörbuchedition zu einem echten Krimierlebnis macht, sich in die Rollen findend und alle Stimmungen und die Spannung bestens transportierend. Auch die Aufmachung gefällt. Somit eine rundum gelungene Hörbuchausgabe eines ebensolchen Kriminalromans!
Eine
Hörprobe wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.