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Noa muss dringend mit Gott reden, denn ihre Arbeitsbedingungen sind miserabel. Dummerweise ist sie nur eine Puppe, eine sogenannte Skydoll, und damit sie "leben" kann, muss sie aufgezogen werden. Sie arbeitet in einer Waschanlage für Raumschiffe mit dem Namen "Heaven" und ihr Besitzer nennt sich großspurig "Gott". Dieser ist seinen Mitarbeiterinnen aber oft nicht sehr freundlich gesonnen. Er verschafft sich lieber mit Brüllen Gehorsam, anstatt ein Lob auszusprechen. Aber immerhin hat sie einen Job und muss nicht als Lustobjekt dienen, wie die meisten anderen Skydolly.
Nach einem besonders miesen Arbeitstag trifft Noa durch einen Zufall auf die zwei Raumfahrer Roy und Jahu. Sie nutzt die sich ihr bietende Gelegenheit und flüchtet mit deren Hilfe aus der Waschanlage. Natürlich ohne, dass irgendwer etwas davon mitbekommen hätte.
In Noas Welt herrscht die Päpstin Ludowika, die ihre Beliebtheit durch ein riesiges Showbusiness bis ins Unendliche steigert. Wenn sie sich den Gläubigen zeigt, ähnelt das einer riesigen Fernsehshow, es ist ein mit unendlich vielen Spezialeffekten bereichertes Spektakel des inszenierten Glaubens. Die Bewohner des Planeten Papathea sind dem Idealbild ihrer Päpstin verfallen, aber es gibt auch Gegengruppen, die mit aller Macht gegen Ludowika ankämpfen. Sie glauben an die Macht der verschwundenen Agape. Und Noa zieht es mitten in dieses Ränkespiel um die Gunst des Volkes und der Suche nach ihr selbst.
Noas WeltWenn der Leser diesen Comic das erste Mal in der Hand hält, beeindrucken ihn zuerst die perfekt gezeichneten Bilder. Jeder Gesichtsausdruck, jede Körperhaltung der Figuren sagt oft mehr, als es Worte vermögen. Schon bevor das erste Wort gelesen ist, haben einen die Personen allein durch ihr Aussehen gefesselt. Sie sind niedlich und haben eine intensive erotische Ausstrahlung, das macht einen großen Teil des Reizes aus. Die Optik der tierartigen Wesen ist vergleichbar mit denen aus dem SF-Film "Avatar" (allerdings ist der Comic älter).
Ungewöhnlich spannend und dabei trotzdem lustig ist die vielschichtige Story. "Die gelbe Stadt" ist der Auftakt für eine mehrbändige Reihe und führt den Leser gekonnt in die Story um Noa ein. Besonders spannend ist dabei zu beobachten, wie sich die Figuren miteinander entwickeln. Die Handlung um den liebenswürdigen Roy, den etwas jähzornigen Jahu und die naive Noa sind dabei nur einer der Erzählfäden. Wir erfahren außerdem einiges über die Hintergründe der Päpstin Ludowika und wie sie selbst sich in diesem Machtspiel verhält. Allerdings ist deutlich, dass die Geschichte hier erst ihren Anfang nimmt, sie hat noch eine Menge Entwicklungspotenzial.
Es wird sich durchaus zynisch, aber sehr gekonnt mit Religion, Macht und Sexualität auseinandergesetzt. Hinter einem schillernd-bunten Comic verbirgt sich auf jeden Fall mehr als nur eine nette Fantasy-Geschichte. Was auf den ersten Blick putzig und lustig wirkt, entwickelt sich schnell zu einer Handlung, die auch vor Gewalt und sexueller Nötigung nicht zurückschreckt. Es gibt das unterdrückte Volk, zu dem auch Noa als Skydoll auf ihre ganz eigene Weise gehört, selbst wenn sie ein noch viel größeres Geheimnis birgt. Dann ist da die Macht der Kirche, die schon fast absurd überspitzt dargestellt wird, in dieser knallbunten Welt aber trotzdem zu jeder Zeit glaubwürdig bleibt.
Die NeuauflageDie ersten drei Skydoll-Bände sind bereits ab 2000 bei Carlsen erschienen. Inzwischen hat die Serie der Splitter-Verlag übernommen und bereits zwei Bände mit Kurzgeschichten aus dem Skydoll-Universum veröffentlicht. In Kürze erscheint der vierte Teil der Original-Geschichte und im Zuge dessen die drei vorangegangenen Bände gleich noch mal vorweg in einer etwas abgeänderten Version. Das betrifft nur zu einem sehr geringen Teil den Inhalt, es wurden lediglich die Bilder vor und nach dem eigentlichen Comic ausgetauscht und es wurde ein Vorsatzblatt mit einem optisch passen Muster hinzugefügt. Das dürfte vor allen Dingen für Sammler interessant sein.
Was sich sonst geändert hat: Bei der Neuauflage handelt es sich um eine Hardcover-Ausgabe. Die Bücher selbst sind ein klein wenig größer ausgefallen, die Bilder behalten ihre ursprüngliche Größe bei. Die Schrift wurde komplett neu gesetzt und ist jetzt deutlich kleiner als bei Carlsen. In der alten Version ist die Farbe eine kaum wahrzunehmende Winzigkeit satter, dafür hat Splitter eine grandiose Drucktechnik, die die Bilder ohne störende Fragmente, beziehungsweise Raster, abbildet und wie direkt auf die Seiten gemalt erscheinen lässt. Außerdem wurde die Coverrückseite neu gestaltet.
FazitEiner der besten Comics dieser Zeit. Wunderschöne, knallbunte Bilder, eine humorvolle, doch im Kern ernste Geschichte um Religion und Macht. Und das alles in einer gelungenen Neuauflage.
Auf der Webseite des Splitter-Verlags kann man einen Blick in Noas Welt werfen.