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Ein friedlicher Morgen am Strand wird Commissario Montalbano, den Ermittler in Andrea Camilleris Kultserie aus Sizilien, noch lange beschäftigen. Denn vor ihm führt eine Möwe einen sonderbaren Tanz auf und stirbt dann.
Auch ein Polizist darf abergläubisch sein und darin ein schlechtes Omen sehen, zumal, wenn er kurz darauf vom beinahe spurlosen Verschwinden seines besten Mitarbeiters Fazio erfährt. Dieser scheint in eine Falle geraten und entführt worden zu sein. Montalbano setzt alles daran, Fazio zu finden, ob tot oder lebendig, und stößt zunächst auf die Leichen anderer Personen. Schon steckt er mitten in einem Fall, in dem nicht nur die Mafia eine weit reichende Rolle spielt, sondern auch eine besonders freundliche Krankenschwester und ein ehemaliger Tänzer. Doch was wusste Fazio, das ihn in Lebensgefahr brachte – und woher?
So engagiert ist Montalbano dabei, Fazio zu finden, dass er den Besuch seiner weit entfernt lebenden Freundin Livia völlig vergisst. Wieder einmal sorgt sein Beruf für eine gewaltige Beziehungskrise.
Auch in diesem Band würzt Montalbanos kompliziertes Privatleben die ansonsten recht geradlinige Handlung. Obwohl die Richtung, in die sich die Ermittlung bewegt, bald völlig klar ist und die ganz großen Überraschungen und Wendungen ausbleiben, gelingt es Camilleri, eine beachtliche Spannung aufzubauen, die in manchen Romanen der Serie fehlt: Montalbano muss noch nicht ad acta gelegt werden. Mit Herz, Verstand und köstlichen italienischen Leckereien löst er diesen Fall, der ihm an die Nieren geht, weil der Kollege, ausgerechnet seine rechte Hand, in Gefahr schwebt. Oder bereits tot ist. Routiniert hat Camilleri den Todestanz der Möwe als wiederkehrendes – später auch in einem besonders verstörenden Kontext - und den Hörer berührendes Spannungselement eingebaut, ebenso die ein oder andere Figur, die zunächst wie Beiwerk wirkt und plötzlich eine zentrale Rolle erhält.
Trotzdem wirkt der Band nicht wie eine vom professionellen Autor abgewickelte Auftragsarbeit, sondern authentisch, wozu auch die differenziert ausgearbeiteten Charaktere, unheimlichen Orte und geschickt erzeugten Stimmungen beitragen; die Handlung selbst ist, wie bereits erwähnt, recht schmucklos.
Bodo Wolf als Sprecher vermittelt die düstere Atmosphäre, die von Anfang an über der Geschichte schwebt, ebenso gut wie die Eigenheiten der Figuren und, wo vorhanden, die Spannung innerhalb der Handlung. Auch der Witz und die Ironie, die typisch sind für Camilleris Werke, treten dank dem vielseitigen, das Spektrum der stimmlichen Möglichkeiten gut nutzenden Sprecher an den jeweiligen Stellen gut hervor.
Das Hörbuch präsentiert sich attraktiv aufgemacht und enthält die üblichen Informationen auf dem leporelloartigen Kartonumschlag mit Steckschlitzen für die vier CDs.
Kein Spitzenband der insgesamt sehr lesens- beziehungsweise hörenswerten Serie um Montalbano, doch definitiv einer der besseren: spannende Unterhaltung, bestens vorgetragen!
Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.