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 MindNapping, Folge 16: Vier Köpfe


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Timothy reist mit seiner Mutter Alice durch die USA, von Patient zu Patient, denn Alice verdient ihr Geld als private Krankenschwester. Ihre neuste Patientin, die alte Miss Clawfield, die in einer abgelegenen Villa direkt am Mount Rushmore lebt, ist bettlägerig, denn ihre Krankheit ist zu weit fortgeschritten, als dass sie sich noch bewegen könnte. Während Alice alles tut, um der alten Dame das Leben zu erleichtern, passieren merkwürdige Dinge im Haus. Tinkerbell, die Katze des Hauses, wird erschlagen aufgefunden und die Absichten von Steve, dem Neffen der Patientin, sind undurchsichtig. Auch die Erzählung, dass dies ursprünglich heiliges Land der Ureinwohner sei, tut ihr übriges dazu. Als Timothy dann des Nachts Stimmen und Schritte im Haus hört, ist er sich sicher, dass in der alten Villa irgendetwas vor sich geht ...

Simon X. Rost steuert mit "Vier Köpfe" seinen zweiten Beitrag zu MindNapping bei, nachdem er mit Flutnacht bereits eine bitterböse Geschichte präsentierte. Die alte Villa, die dieses Mal als Schauplatz dient, ist dabei nicht weniger abgelegen als die einsame Insel damals, ebenso konzentriert sich Rost erneut auf eine überschaubare Anzahl von Protagonisten. Gerade einmal fünf (Haupt-)Charaktere werden für eine gute Geschichte benötigt, die einiges zu bieten hat. Aus der literarisch nicht unbekannten Ausgangslage werden einige Handlungsstränge aufgebaut - hier ein wenig Indianerglaube, dort Geräusche in der Nacht. Alles wird rückwirkend aus der Sicht von Timothy erzählt, der überzeugend von Philipp Draeger gesprochen wird und sehr gut mit seiner Mutter Kerstin Draeger agiert, die passenderweise Alices Part mit Leben füllt. Durch die Art der Erzählung weiß der Hörer schon recht früh, dass etwas passiert sein muss; nur was?

Für den Spannungsbogen wird viel Zeit verwendet, wodurch die Handlung phasenweise nicht vorankommt. Es dauert recht lange, bis Timothy und seiner Mutter die Dinge wiederfahren, die das Hörspiel nach hinten heraus interessant und hörenswert machen.
Die raffinierte Story ist es wert, dass sie mehrfach gehört wird, denn trotz der gut eingebauten Hinweise, was denn an der Geschichte nicht stimmt - irgendwo "muss" doch ein MindNapping-Moment stecken - werden während des Hörens Unstimmigkeiten entdeckt, die sich erst am Ende vollends auflösen, wenn, ja wenn, der Hörer das wahre Ausmaß dieses MindNappings erkennt. Dabei spielen auch Luise Lunow als Miss Clawfield und Uve Teschner als ihr Neffe Steve große Rollen, die vor der treibenden, bedrohlich wirkenden musikalischen Untermalung überzeugend und unterhaltsam wirken. Einzig der angedeutete Handlungsstrang mit dem heiligen Land der Indianer und generell der starke Bezug zu Mount Rushmore, der letztendlich nicht wichtig ist, sind überflüssig.

"Vier Köpfe" ist eine der Folgen, bei denen der Hörer geduldig der Geschichte folgen muss, um dann am Ende einen doppelten Knaller serviert zu bekommen. Zuerst überwiegt das enttäuschende Gefühl, dass es nicht vorangeht, doch dann, wenn das Ende verarbeitet wurde, dann ist es Zeit Simon X. Rost zu einem starken MindNapping zu gratulieren und die Geschichte gleich ein zweites Mal zu hören, denn diese nutzt sich nicht so schnell ab, wie es Timothy vermutet.

Audionarchie bietet eine Hörprobe an.

Nicolas Gehling



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 13. Juni 2014 | Laufzeit: 63 Minuten | Preis: 8,90 Euro | Sprache: Deutsch

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