Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Gauguin steht für sich. Es gibt gerade in seiner Zeit nur wenige Künstler, die sich so schlecht einem bestimmten Stil, einer Künstlergruppe zuordnen lassen wie er. Heute gilt er als "Vater" des Primitivismus und ist bekannt für seine Ölgemälde in leuchtenden Farben, doch geht sein Werk weit über diese hinaus - und dies zeigt das hier besprochene Buch, der Katalog der gleichnamigen Ausstellung des Museums of Modern Art, New York (MoMA).
Nach dem Vorwort führen vier reich illustrierte Essays den Leser in das Thema ein: "Gauguins Metamorphosen - Wiederholung, Transformation und die Druckgrafik als Katalysator", "Gauguin und die Bildhauerei - Die Kunst des 'Ultra-Sauvage'", "Das Dilemma des Primitivisten" und "Gauguins technische Experimente in Holzschnitt und in Durchdruckzeichnungen in Öl".
Es folgt der eigentliche, chronologisch geordnete Katalog, beginnend mit den Stationen von Paris über Martinique und die Bretagne bis Arles der Jahre 1886 bis 1889 sowie den Bereichen Malerei, Keramik und Zinkografie - Letztere wesentlich von Gauguin geprägt. Hierzu gehört zentral die ausführlich behandelte "Suite Volpini". Im Anschluss geht es um die Jahre 1889 bis 1895 und Aufenthalte in Paris, der Bretagne und Tahiti; hier trifft man auf Gemälde, Holzskulpturen, Keramik, Holzschnitte und Monotypien. Der letzte Abschnitt befasst sich mit Gauguins letzten Jahren (1895 - 1903) auf Tahiti und in Hiva Oa. Gezeigt werden Gemälde, Holzskulpturen und -schnitte, Durchdruckzeichnungen und Monotypien. Ein umfangreicher Anhang rundet den Band ab.
Der unbekannte Gauguin: In diesem Buch werden einige Seiten des beliebten Künstlers gezeigt, die in den gängigen Publikationen eher selten auftreten. Zunächst sind es noch einheimische Szenen, die Gauguin ausreizt; stellt er doch fest, dass Drucke nach seinen Gemälden eine wesentlich lukrativere Quelle für Einkünfte darstellen als die Ölgemälde selbst. So experimentiert er insbesondere mit Zinkplatten und ist erfolgreich. Doch die Zinkografie stellt nur eines unter diversen Betätigungsfeldern dar. Sehr anschaulich zeigen die Essays wie der Katalog als solcher, wie Gauguin sich weiterentwickelte - nicht zuletzt angetrieben von wirtschaftlichen Erwägungen, vor allem jedoch durch sein Interesse daran, einzelne Techniken zu perfektionieren. Dies zeigt der vorliegende Band ausgezeichnet. Zunächst die Essays, insbesondere jedoch der Katalog stellen "Originale" in Öl und die von Gauguin gefertigten Drucke hierzu gemeinsam und stets gut kommentiert vor. Nicht zuletzt erschließt sich dem Leser Gauguins Motivwelt aus Transzendentem und Mystischem, sodass manches Werk, das bislang nur neugierig machte, plötzlich gedeutet und somit auf einer ganz anderen Ebene betrachtet werden kann. Hinzu kommen Aspekte wie Gauguins bildhauerische Tätigkeit, die nicht unterschätzt werden sollten.
Angenehmerweise sind die Abschnitte des Katalogs jeweils mit Einführungen versehen, sodass der Leser im Anschluss an die eher allgemein gehaltenen Essays einen konkreten Überblick über die Ausstellungsthemen erhält. Biografisches, Technisches und die Einordnung in den individuellen künstlerischen Kontext finden nachvollziehbar und ansprechend präsentiert zusammen.
Fand man in den Essays bereits hochwertige Abbildungen relevanter Werke, so entspricht auch der Katalog den Ansprüchen an eine angemessene Präsentation sowohl hinsichtlich der Druckqualität und der begleitenden Informationen als auch an das eingesetzte Format. Die enorm reizvollen Werke, ideal ausgewählt und zusammengestellt, können ihre Wirkung entfalten, und Abbildungen auf Doppelseiten harmonieren thematisch wie ästhetisch.
Kurz, wieder ein anspruchsvoller und perfekt präsentierter Katalog dieses Verlags zu einer wertvollen Ausstellung; wer die nur bis zum 8. Juni 2014 stattfindende Ausstellung im MoMA nicht besuchen konnte, findet anhand des Buchs einen ganz neuen Zugang zu einem nicht leicht zu "fassenden", außergewöhnlichen Künstler der Moderne.
Die Möglichkeit, im Buch zu
"blättern", wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.