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Die Stilrichtungen Gore und Splatter beschäftigen sich beide auf ihre Art mit der Inszenierung von blutigen Gegebenheiten. Abgetrennte Gliedmaßen, aufgeschlitzte Körper, Kannibalen und Zombies gehören zum Standardrepertoire, aber auch gigantische Ameisen ("Fatal Desert - In der Wüste lauert der Tod"), Flüche ("Limb By Limb"), Untote ("Carnival of the Dead - Schreckensnacht in Rio") oder Mumien ("My Beloved Mummy - Ich folgte einer Mumie") - sie alle eigenen sich für die Art von Geschichten, die Marc Gore in seiner Kurzgeschichtensammlung "Grindhouse Splatter" zusammengefasst hat. In acht Erzählungen haucht irgendwo, irgendwer sein Leben möglichst brutal, detailliert und blutig aus.
Mit "Grindhouse Splatter" legt Autor Marc Gore den Nachfolger zu
The Terror Compilation vor. Acht sehr unterschiedliche Geschichten werden dem Leser präsentiert, die im Allgemeinen nicht die Erwartungshaltung an (Marc) Gore erfüllen. Zwar sind die Ideen weiterhin gut und die Wendungen in den Texten bisweilen überraschend, selbst wenn festzuhalten ist, dass die eine oder andere Idee nicht neu ist, aber die meist zwanzig bis dreißig Seiten kurzen Geschichten haben einen gewaltigen Haken: Beim Lesen der Kurzgeschichten tropft nur selten das Blut aus den Seiten. Viel zu oberflächlich, viel zu brav werden die Ereignisse abgehandelt. Während im ersten Werk viel mehr Seiten pro Geschichte zur Verfügung standen, wirken die Texte hier knapp und gehetzt. Ein richtiger Lesefluss kommt dadurch selten auf.
Die expliziten Beschreibungen, wie grauenhafte Dinge geschehen, die diabolischen Aktionen und abartigen Untiefen der menschlichen Natur, sie fehlen meist. Gerade zum Ende des Buches hin entwickeln sich Passagen und Handlungen, die zwar "nett" zu lesen sind, aber völlig am Genre vorbei geschrieben sind. So wäre "Fear - Die Angst im Nacken" ein klassischer Beitrag für eine Horrorsammlung, aber hier wirkt sie fehl am Platz.
Über das Buch verteilt sind farbig abgedruckte Fotografien von
Sonja Bender zu sehen, die blutige und verstörende Szenen zeigen. Diese nehmen die Ereignisse aus den Geschichten wieder auf und versuchen den Texten eine visuelle Komponente zu geben. Leider geht diese Partnerschaft nicht auf. Die Bilder - so gut sie künstlerisch auch sein mögen - sind Geschmackssache, haben aber keinerlei Chance auch nur in die Nähe der deskriptiven Hölle zu kommen, die der Autor heraufbeschwören möchte. Kunstblut, ein paar Vampirzähne oder sogar eine hübsche Frau in der Nähe einer Mumie passen nicht zur Stimmung. Brennende Augenbrauen oder eine fleischfressende Pflanze sorgen eher für ein Schmunzeln als für ein mulmiges Gefühl.
Kurzum: "Grindhouse Splatter" macht seinem Namen wenig Ehre. Die acht Geschichten präsentieren sich inhaltlich zu brav, der schockierende Faktor fehlt über weite Strecken und selbst der eigentliche Kern, das morbid-kranke Spiel mit Blut, Körperteilen und Eingeweiden nimmt kaum Fahrt auf.