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Libellen gehören für viele Naturfreunde zu den faszinierendsten Insekten. Sie zu beobachten und gegebenenfalls zu fotografieren, ist eine Sache – zu bestimmen, welcher Art sie angehören, eine ganz andere.
Nun gibt es den ein oder anderen Führer zu den relativ wenigen in Deutschland vertretenen Arten. Was jedoch fehlte, war ein praktisches und kompaktes Lexikon der Libellenarten Europas, hat man doch gerade auf Reisen eher Muße zur Naturbeobachtung. Ein solches Werk legen Hansruedi Wildermuth und Andreas Martens nun vor: mit "alle[n] Arten von den Azoren bis zum Ural", wie der Untertitel behauptet.
Das Taschenlexikon erläutert zunächst die Biologie der Libellen, wobei unter anderem auch auf ökologische Aspekte eingegangen wird. Daran schließt sich der eigentliche lexikalische Teil an; die Arten sind nach Gattungen, diese nach Familien geordnet. Auf die in Europa etablierten Arten folgen einige auf unserem Kontinent gefundene exotische Arten, die meist als Larven durch den internationalen Handel mit Wassertieren und –pflanzen eingeschleppt wurden. Zudem gibt es ein Kapitel über Epizoen, Parasiten und Parasitoide, die mit und von Libellen leben.
Im umfangreichen Anhang finden sich neben Literaturverzeichnis, Fachbegriffsliste und Adressen Register der wissenschaftlichen, englischen und deutschen Libellennamen.
Ob wirklich alle europäischen Libellenarten aufgeführt sind, ist für einen Laien - auch mit einigen Vorkenntnissen - kaum zu beurteilen; die reine Fülle der Spezies, die vorgestellt werden, kann den nur mit "deutschen" Libellenführern vertrauten Leser regelrecht "erschlagen". Dies allerdings im besten Sinne, denn wer als an Libellen Interessierter erst einmal mit dem Blättern begonnen hat, liest sich rasch fest.
Bereits das Kapitel zur Biologie der Libellen bietet zahlreiche knapp, jedoch gut verständlich und angenehm lesbar aufbereitete Informationen, die dem Libellenfreund die Beobachtung erleichtern und dem Naturschützer Möglichkeiten zum nachhaltigen Handeln aufzeigen. Ebenso benutzerfreundlich kommt der lexikalische Teil daher. Die Arten werden mit lateinischem, deutschem und englischem Namen – und deren Erläuterung -, Kennzeichen, Verbreitung, Lebensraum, Lebensweise von Imagines (fortpflanzungsfähigen Insekten) und Larven sowie Angaben zu Gefährdung, Schutz und Förderungsmaßnahmen präsentiert. Erwartungsgemäß sind zu jeder Art aussagefähige Fotos vorhanden, oft auch von Larven, Gelegen oder besonderen Verhaltensweisen. Darüber hinaus gibt es tabellarische Übersichten über die Entwicklungsstadien im Jahresverlauf; Beobachtungstipps und Literatur runden die einzelnen Porträts ab. Bemerkenswert sind nicht zuletzt die Kapitel über bisweilen eingeschleppte Exoten sowie Parasiten und andere Tiere, die von Libellen profitieren.
So gut man in diesem Lexikon zu Hause beim Naturspaziergang beobachtete Arten nachschlagen oder sich damit auf eine Reise ins europäische Ausland vorbereiten kann, so gut lässt es sich auch direkt im Rucksack mitnehmen: Gemessen am Umfang ist es kein ausgesprochenes Schwergewicht, dazu sehr kompakt im Format. Wer die Familien und Gattungen bereits einigermaßen kennt, wird sich mit der Suche nach der einzelnen Art nicht schwertun. Unerfahrene können schon mal recht lange blättern. Dennoch überzeugt das Konzept auf voller Linie; mehr sinnvolle Informationen in gut verständlicher, übersichtlicher Form auf so engem Raum dürften schlicht nicht möglich sein. Hinzu kommen eine sehr ordentliche Verarbeitung und ein angesichts der nicht gerade riesigen Zielgruppe und hohen Qualität fairer Preis. Eine uneingeschränkte Empfehlung für alle an Natur und natürlich speziell an Libellen Interessierten!
Leseproben bietet die Verlagsseite zum Buch an.